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Diese Gründer verhelfen zum neuen Job – und konnten sogar Carsten Maschmeyer überzeugen

Mit ihrem Start-up schreiben die Brüder Zafar maßgeschneiderte Bewerbungen für Jobsuchende. Doch auch sie wissen: Die Zukunft der Jobsuche liegt im Video.

Bilal Zafar weiß, dass sich erfolgreiche Bewerbungen aus einer guten Mischung aus Seriosität und Überraschung zusammensetzen. Als Gründer der Plattform richtiggutbewerben.de ist er Experte der richtigen Selbstpräsentation, um schließlich die Zusage vom Gegenüber zu bekommen.

Bei seiner eigenen Bewerbung um eine Investition über 100.000 Euro in der Fernsehsendung „Höhle der Löwen“ allerdings wäre ihm der Faktor Überraschung fast zum Verhängnis geworden. Die Margen seines Start-ups seien „so hoch wie beim Drogenhandel“, sagte Zafar und zog ein kleines Tütchen mit einem weißen Pulver aus seiner Hosentasche.

Zucker war darin, kein Kokain – doch für den Investor und ehemaligen Rennfahrer Nico Rosberg war der Spruch ein Grund auszusteigen. Ein Investor jedoch, auf den Zafar von Anfang an gesetzt hatte, ließ sich trotzdem auf den Deal ein: Carsten Maschmeyer. 100.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile lautete die Abmachung schließlich.

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Die Sendung wurde im März aufgezeichnet, kurz vor der Coronakrise. Die Verhandlungen zwischen dem Start-up und dem Investor laufen noch und sollen in einigen Wochen abgeschlossen sein, wie beide Seiten bestätigen.

Das Investment ist der bisherige Höhepunkt einer Unternehmensentwicklung, die mit ein paar Gefallen begann. „Ich habe oft Freunden bei ihren Bewerbungen geholfen“, erzählt der heute 31-Jährige in seinem Pitch bei „Höhle der Löwen“. Bruder Adil (26) sah darin ein Geschäftsmodell und programmierte eine Website. So entstand 2014 die Plattform richtiggutbewerben.de, die Jobsuchende und Ghostwriter zusammenbringen sollte.

Der Bedarf für externe Bewerbungsschreiber sei groß, sagt Gründer Bilal Zafar, denn „die meisten Bewerbungen sind schlecht“. Ein sauber formuliertes Anschreiben ohne Rechtschreibfehler zu erstellen, das Motivation und Stärken herausarbeitet, ist vor allem für schreibungeübte Berufsfelder eine große Herausforderung. Normalerweise führten weniger als 40 Prozent der Bewerbungen zu einem Vorstellungsgespräch, behauptet Zafar, mit ihrer Plattform liege der Wert bei 86 Prozent.

Für 99 beziehungsweise 159 Euro je nach Position des Bewerbers stellt das Start-up ein komplettes Paket zusammen – inklusive Lebenslauf, Anschreiben und Deckblatt. Um die mit den richtigen Informationen zu bestücken, müssen Bewerber ihre Daten angeben. Die werden dann von Experten aus den jeweiligen Fachbereichen in Schriftform umgesetzt.

Viel Potenzial im Markt

Der Markt für Bewerbungshilfen ist groß. Die Verheißung des einfachen Weges zum Traumjob hat eine ganze Branche entstehen lassen, in der Bewerbungscoaches, Schreiber und Plattformen um die Arbeitssuchenden buhlen. Die Brüder Zafar sind mit ihrer Idee nicht die Einzigen. Start-ups wie gekonntbewerben.de oder „Die Bewerbungsschreiber“ bieten ähnliche Services an.

Der Vorteil, den Gründer Zafar gegenüber der Konkurrenz sieht, ist die digitale Infrastruktur, denn Kunden können ihre Infos direkt hochladen. „Die Schreiber haben viel weniger Arbeit, weil vieles bereits zur Verfügung steht“, sagt Zafar. Läuft alles gut, gibt es überhaupt keinen Kontakt zwischen Ghostwriter und Bewerber. Nur bei Unklarheiten wird telefonisch nachgefragt.

So erklärt er auch die Marge „wie beim Drogenhandel“, wie er es in der Fernsehshow formulierte. Eine Bewerbung für 99 Euro koste das Unternehmen 25 Euro. Der Großteil davon, 20 Euro, seien Personalkosten. „Für eine Bewerbung brauchen unsere Schreiber zwischen einer halben und zwei Stunden“, sagt Zafar.

Im letzten Jahr hat richtiggutbewerben.de einen Umsatz von 700.000 Euro generiert – wie viele Bewerbungen das waren, möchte Zafar nicht sagen. Nur so viel: „Seit unserer Gründung vor sechs Jahren haben wir 15.000 Bewerbungen erstellt.“

Jochen Mai, Karriereexperte und Autor des Buchs „Die Karriere-Bibel“, sieht noch viel Potenzial im Markt. „Es gibt eine große Nachfrage vor allem von Berufseinsteigern, die gar nicht wissen, wie man sich bewirbt“, sagt Mai.

Er findet den Ansatz, Bewerbungen von anderen schreiben zu lassen, durchaus legitim. „Wenn ich zum Beispiel als Naturwissenschaftler sehr gut bin, aber nicht gut schreibe, kann ich so die erste Hürde überspringen“, sagt Mai. Wichtig sei aber, dass die Darstellung in der schriftlichen Form nicht zu sehr von der Realität abweiche. „Sonst hat man als Personaler im Gespräch ein Störgefühl“, erklärt er.

Um schon vor dem ersten persönlichen Treffen einen möglichst realitätsnahen Eindruck liefern zu können, schicken manche Bewerber mittlerweile auch Videos von sich an die Unternehmen. Ein Trend, den ein anderes Bewerber-Start-up mit Namen Talentcube 2015 zum Geschäftsmodell machte. Seit 2017 investiert Carsten Maschmeyer bereits in die Münchener Gründung.

Die Neuerwerbung richtiggutbewerben.de soll das Repertoire des Investors ergänzen, um sowohl die moderne als auch die traditionelle Bewerbungsschiene bespielen zu können. Eine Kooperation zwischen den beiden Start-ups ist in Planung und Teil der andauernden Verhandlungen. Bilal Zafar von richtiggutbewerben.de stellt jedoch klar: „Wir bleiben zwei unterschiedliche Unternehmen.“

Der Weg in die Zukunft

Diese „Symbiose“, wie Maschmeyer die geplante Kooperation seiner beiden Start-ups nennt, soll für alle Beteiligten der Weg in die Zukunft werden. Momentan seien die traditionellen Unterlagen noch sehr gefragt, argumentierte Bilal Zafar in der Show und überzeugte Maschmeyer so von dem Investment.

Doch auch für den Gründer ist klar: „Die klassische Bewerbung wird es in zehn Jahren nicht mehr geben.“ Er sieht die Zukunft in Onlineprofilen mit Videooption. Deshalb bietet sein Unternehmen jetzt schon an, auch die Auftritte der Kunden auf Plattformen wie LinkedIn und Xing zu verbessern.

Das langfristige Ziel von richtiggutbewerben.de ist die Internationalisierung in Richtung Europa und USA. „Manche unserer Kunden bewerben sich auch in den USA“, sagt Geschäftsführer Zafar. „Wir helfen ihnen dabei und können so den Markt schon einmal testen.“ Doch die Gepflogenheiten bei der Jobsuche in den Staaten unterscheiden sich von denen in Deutschland. Dort ist der Lebenslauf wichtiger, ein echtes Anschreiben ist nicht üblich.

Services mit einem ähnlichen Geschäftsmodell gibt es vor Ort bereits, sie tragen die Namen Talent Inc. oder The Resume Review. Auch die Brüder Zafar müssen sich für den Start auf der anderen Seite des Atlantiks noch einen neuen Namen überlegen. Mit richtiggutbewerben.de werden sie dort wohl nicht so weit kommen.