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Günstiger Einstieg? Warum Autoaktien nur etwas für mutige Anleger sind

Die Aktien der großen Automobilkonzerne sind so günstig wie seit Jahren nicht mehr. Dennoch raten Analysten zur Vorsicht.

Nirgends zeigt sich so deutlich, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird, wie bei Autoaktien. Und das in einem Ausmaß, das übertrieben scheint. Die europäischen Autohersteller, allen voran die deutschen Großkonzerne BMW, Daimler und Volkswagen haben in den vergangenen Jahren viel Geld verdient – und dennoch sind ihre Aktien seit Mitte Januar allesamt um mehr als 20 Prozent eingebrochen.

Dabei fuhren BMW, Daimler und Volkswagen im vergangenen Jahr zusammen den Rekordgewinn von 30,5 Milliarden Euro ein. Damit trugen sie fast ein Drittel zum Nettogewinn aller Aktien im Dax 30 bei.

Der Elektroautopionier Tesla dagegen wird es trotz eines Minigewinns von 312 Millionen Dollar im dritten Quartal weder in diesem noch im nächsten Jahr in die schwarzen Zahlen schaffen. Die Tesla-Aktie hat jedoch seit Jahresanfang mehr als zehn Prozent zugelegt. Der Einbruch von bis zu 33 Prozent im August nach dem Hin und Her um einen Rückzug von der Börse ist zumindest teilweise wieder ausgeglichen.

Mit Blick auf die Marktkapitalisierung ist Tesla an BMW vorbeigezogen. In den vergangenen fünf Jahren ist der Tesla-Kurs um 150 Prozent hochgeschnellt.

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Große Unterschiede

Die Bewertungsunterschiede der europäischen Autohersteller auf der einen und von Tesla auf der anderen Seite sind frappierend: Europas Autohersteller werden im Schnitt mit dem Siebenfachen des für das laufende Jahr erwarteten Gewinns bewertet. So niedrig war das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zuletzt vor sechs Jahren. Bei Daimler und VW ist es mit je rund sechs sogar noch niedriger.

Auffällig ist zudem, dass bei allen europäischen Autoherstellern das Kurs-Buchwert-Verhältnis unter eins liegt. Die Marktkapitalisierung der Autohersteller ist damit geringer als ihre Vermögenswerte. Die Investoren unterschätzen demnach den wahren Wert der Unternehmen. Ganz anders ist das bei Tesla: Der Kurs ist elfmal höher als der Buchwert, und mangels Gewinn lässt sich kein KGV ermitteln.

Von der Bewertung her ist damit klar: Europas Autoaktien sind günstig, Tesla ist teuer. Doch so einfach ist es nicht. „Historische Bewertungsvergleiche bringen nicht viel. Die Autobranche ist im Umbruch. Es geht darum, wie zukunftsfähig die Unternehmen sind“, sagt Frank Biller, Analyst für die Autobranche bei der Landesbank Baden-Württemberg.

Entscheidend ist vor allem, wie lange der Verbrennungsmotor noch dominieren wird. Die Konzerne bereiten sich auf den Wandel vor. Die Entwicklungskosten für neue Technologien wie Elektroantriebe und autonomes Fahren werden die Automobilhersteller in den nächsten Jahren „deutlich zweistellige Milliardenbeträge kosten“, betont Frank Schwope, Analyst für Autoaktien bei der NordLB. Dabei ist aber unklar, wie lange es dauern wird, bis sich der Elektroantrieb und autonomes Fahren durchsetzen.

Bislang ist schließlich das Geschäft mit den herkömmlichen Antrieben für die etablierten Autokonzerne die Cash-Kuh, die dem Elektroautopionier Tesla fehlt. „Investoren scheinen aber davon auszugehen, dass der Wandel schneller vonstattengehen könnte als angenommen“, erklärt Biller die Bewertungsunterschiede an der Börse.

Vom Wandel sind alle Autohersteller betroffen, nicht nur die europäischen, sondern auch Unternehmen wie General Motors und Ford in den USA oder die japanische Toyota, die nach VW der weltweit zweitgrößte Autohersteller ist. Auch die Aktien dieser Konzerne sind seit Mitte Januar deutlich gefallen.

Dennoch stehen die europäischen und besonders die deutschen Automobilhersteller unter besonders großem Druck. Und dafür gibt es gute Gründe.

Die Schwierigkeiten mit der Umstellung auf den neuen Abgasprüfstandard WLTP führten in ganz Europa zu Produktionsverzögerungen und dämpften in Deutschland laut Schätzungen von Ökonomen sogar das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 0,3 Prozentpunkte. Dazu kommen die finanziellen Altlasten aus dem Dieselskandal inklusive der Gefahr möglicher Klagen und drohender Diesel-Fahrverbote.

Belastung Handelsstreit

Auch vom gesamtwirtschaftlichen Risiko Handelsstreit sind die deutschen Autobauer mit ihren Exporten besonders betroffen. Gerade Daimler und BMW leiden unter dem chinesisch-amerikanischen Handelskonflikt, da sie jeweils eine deutliche fünf- beziehungsweise sechsstellige Anzahl Autos von Amerika nach China verschiffen. Für BMW kommt das Risiko Brexit hinzu. Der anstehende Austritt der Briten aus der EU bedroht die Lieferketten der Münchener bei ihrer Mini- und Rolls-Royce-Produktion in Großbritannien.

Doch das ist es nicht allein: Auch die möglichen Strafzölle für die Einfuhr europäischer Autos in die USA sind noch nicht vom Tisch. „Strafsteuern zwischen der EU und den USA wären Strafsteuern für deutsche Hersteller“, meint dazu Schwope von der NordLB.

Die französischen Hersteller Renault und Peugeot würden schließlich ihre Fahrzeuge gar nicht in den USA anbieten, und Fiat-Chrysler verkaufe aus Europa heraus nur sehr wenige Autos in die USA.

Die Belastung durch die US-Zölle und die Produktionsverzögerungen wegen der neuen Abgasprüfverfahren hinterlassen jetzt auch ihre Spuren in den Bilanzen. Daimler hat Investoren in diesem Jahr bereits zweimal mit einer Gewinnwarnung verschreckt, auch BMW hat im September den Jahresausblick gesenkt. Volkswagen hat dagegen seine Ziele bestätigt und dürfte sogar mehr verdienen als im vergangenen Jahr.

Außerdem sind Analysten für das kommende Jahr bei allen drei großen deutschen Autobauern schon wieder optimistischer. Sie rechnen damit, dass die Konzerne 2019 mehr verdienen werden als in diesem Jahr. Allerdings gilt dies nur, wenn der weltweite Handelsstreit nicht weiter eskaliert und die Weltwirtschaft wächst.

Wenn es so kommt oder sich sogar eine Entspannung im Zollkonflikt andeutet, würden die gebeutelten deutschen Autokonzerne davon auch an der Börse besonders profitieren. Dahinter stehen aber viele Fragezeichen. Von daher sind Autoaktien nur etwas für mutige Anleger.