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Deutsche-Bank-Chef Sewing glaubt an baldigen Aufschwung und warnt vor neuen Hilfsprogrammen

Auf dem Neujahrsempfang freut sich Vorstandschef Christian Sewing über den Auftritt der Bundeskanzlerin. Neue Konjunkturprogramme hält er für kontraproduktiv.

Jahrelang machte Bundeskanzlerin Angela Merkel einen weiten Bogen um die Deutsche Bank. Für ein Geburtstagsdinner, das sie 2008 für den damaligen Vorstandschef Josef Ackermann ausgerichtet hatte, hatte sie viel Kritik einstecken müssen. Danach folgten die Jahre, in denen die Bank wegen ihrer vielen Skandale kaum Freunde in der Berliner Politik hatte.

Diese Zeiten sind vorbei. Auf dem virtuellen Neujahresempfang der Bank hielt die Kanzlerin die Begrüßungsrede – für Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing ein wichtiger Reputationserfolg.

Das größte heimische Geldhaus habe in seiner 151-jährigen Geschichte alle Umbrüche der deutschen Geschichte „miterlebt und überlebt“, sagte die Kanzlerin. „Das ist ein Grund zu gratulieren“. Beim Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise sei die Unterstützung durch die Banken wesentlich, betonte Merkel. Deshalb sei ein krisenfester und wettbewerbsfähiger Finanzsektor grundlegend für die deutsche Wirtschaft.

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Vorstandschef Sewing bedankte sich, dass die Kanzlerin auf die Bedeutung der Finanzindustrie hingewiesen habe. „Es freut mich persönlich auch deshalb ganz besonders, weil wir uns als einen wichtigen Teil unseres Landes verstehen und in der Mitte unserer Gesellschaft stehen wollen“, sagte er in seiner Rede.

Mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) konnte Sewing gleich noch einen zweiten prominenten politischen Gast begrüßen. Altmaier bedankte sich bei Sewing für das tiefgreifende Sanierungsprogramm, dass der Vorstandschef auf den Weg gebracht hat, und das voraussichtlich 16.000 Jobs kosten wird. Der Umbau habe das Vertrauen in die Deutsche Bank gestärkt, betonte der Minister.

Mit Blick auf die Wirtschaftslage zeigte sich Sewing überraschend optimistisch. Aus seiner Sicht sind viele Voraussetzungen dafür erfüllt, dass die Weltkonjunktur in diesem Jahr spürbar anziehen könne – vorausgesetzt, der Kampf gegen das Coronavirus ist erfolgreich. China habe bereits das wirtschaftliche Niveau von vor der Krise erreicht. In den USA dürfte es noch im ersten Quartal so weit sein. „Für Deutschland und andere Länder in der Euro-Zone rechnen wir damit, dass sich die Wirtschaft ab dem Frühjahr kräftig erholt“, so Sewing.

Zwar sei die Pandemie angesichts hoher Infektionszahlen und der Bedrohung durch Corona-Mutationen noch nicht vorbei, und auch die Impfungen dauerten länger als erhofft. „Aber das ist kein Grund, pessimistisch zu sein. Im Gegenteil: Wir glauben nach wie vor, dass 2021 ein weitaus besseres Jahr werden kann als das vergangene“, betonte Sewing in seiner Neujahrsansprache.

Keine neuen Milliardenhilfen mehr

Neue milliardenschwere Hilfsprogramme des Staates hält Sewing deshalb für unnötig und sogar für schädlich. „Wenn wir nun Vollgas geben, um wieder in Schwung zu kommen, dann wird es nicht einfach sein, die Ökonomie in der Spur zu halten.“ Europa habe gute Konjunkturprogramme aufgelegt. „Deshalb sollten wir jetzt nicht noch einmal draufsatteln, also kein weiteres riesiges Ausgabenpaket wie in den USA auf den Weg bringen.“ Wenn die Krise vorbei sei, müssten so schnell wie möglich die Schulden sinken und die Zinsen wieder steigen.

Einige prominente Ökonomen sind anderer Meinung als Sewing. So forderte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, in einem Interview mit dem ZDF weitere Hilfen: Das Geld, das der Staat jetzt ausgebe, sei bestens investiert. Er dürfe sich nicht von einer „unsinnigen Schuldenbremse“ abhalten lassen.

Sewing begründet seinen Konjunkturoptimismus mit fünf Argumenten: Zum einen seien die Fortschritte bei den Impfstoffen – „nicht einmal ein Jahr nach Beginn der Pandemie“ – ein „wissenschaftlicher Durchbruch“.

Zugleich gebe es einen „erheblichen Nachholbedarf“ bei Konsumenten und bei Unternehmen, die sich wegen der Krise bislang mit Anlageinvestitionen zurückgehalten haben. „Viele Menschen warten nur darauf, wieder zu reisen, essen zu gehen, ein Konzert zu besuchen“, sagte Sewing. „Nach dem Ende der Spanischen Grippe 1919 kam es zu einer ähnlichen Explosion von Konsum und Investitionen, die in den „goldenen Zwanzigern“ mündete.“

Dazu kommen aus Sicht des Deutsche-Bank-Chefs als dritter und vierter Punkt die bisherigen „staatlichen Konjunkturprogramme, wie die Welt sie noch nie gesehen hat“, und die Unterstützung durch die Notenbanken.

Den Schwenk in der US-Außenpolitik würdigte der Manager als fünftes Argument. „Wie der amerikanische Präsident es so treffend sagte: „America is back“. Das ist aus unserer Sicht ein großer stabilisierender Faktor, der über Jahre ausgefallen war“, betonte Sewing.

Angst vor Inflation und steigenden Zinsen

Allerdings warnt Sewing auch vor den Risiken der Maßnahmen zur Eindämmung der wirtschaftlichen Coronahilfen. Die extrem lockere Geldpolitik führe mittelfristig zur Gefahr der Geldentwertung. „Inflation erschien über Jahrzehnte wie ein Phänomen aus lange vergangenen Zeiten – nun könnte es zurückkehren“, so Sewing.

In Teilsegmenten wie dem Immobilienmarkt und Luxusgütern, sei sie bereits voll im Gang. „Es wäre töricht anzunehmen, dass historisch niedrige Zinsen und historisch große Konjunkturprogramme nicht auch zu deutlich steigenden Verbraucherpreisen führen werden, sobald die Wirtschaft wieder anzieht.“

Der Preis für die „hoffentlich schnelle Erholung der Wirtschaft“ sei hoch. „Wir erleben bei der Staatsverschuldung tektonische Veränderungen“. Die Schuldenquote liege inzwischen in allen großen Industrieländern außer Deutschland bei mehr als 100 Prozent der Wirtschaftsleistung, in den USA sogar bei über 120 Prozent.

Dieses Niveau werde für viele Länder nur tragbar sein, wenn die Zinsen auf dem aktuellen, historisch niedrigen Niveau bleibe. „Das heißt aber auch: Jeder nachhaltige Anstieg der Zinssätze könnte zu erheblichen Turbulenzen führen – an den Finanzmärkten und in der Wirtschaft insgesamt“, warnte Sewing.