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Deutsche Bank am Boden?

Aktie stürzt auf Allzeittief - Deutsche Bank am Boden?

Angesichts der schier endlosen Liste von Problemen war es eigentlich nur eine Frage der Zeit. Am Montag gleich nach Eröffnung des Handels sackte der Kurs der Deutschen Bank auf ein neues Allzeittief. Die Aktie des größten deutschen Geldhauses brach um 6,5 Prozent auf 10,63 Euro ein. Seit Jahresanfang hat das Geldhaus damit die Hälfte seines Börsenwertes verloren, ein beispielloser Absturz, der die tiefste Krise in der jüngeren Geschichte der noch immer mächtigsten heimischen Bank widerspiegelt.

Quasi kein Tag vergeht ohne neue schlechte Nachrichten. Inzwischen muss sich Vorstandschef John Cryan Fragen gefallen lassen, die noch vor einem Jahr als Majestätsbeleidigung gegolten hätten. Skeptiker wie der britische Finanzprofessor Kevin Dowd fürchten, dass die angeschlagene mit ihrem gigantischen Derivatebuch zum Katalysator der nächsten Bankenkrise werden könnte.

An den Märkten wird inzwischen ganz offen darüber spekuliert, ob das Frankfurter Geldhaus nicht vom Staat aufgefangen werden muss. Aber selbst wenn dieser eigentlich kaum vorstellbare Ernstfall eintreten würde, wäre das alles andere als einfach. Denn die neuen Haftungsregeln der EU sehen vor, dass zuerst Eigentümer und Gläubiger für die Banken haften. Erst wenn acht Prozent der gesamten Verbindlichkeiten einer Bank als Hilfe herangezogen wurden, darf der Staat eingreifen.

Laut einem Bericht des Magazins „Focus“ hat die Bundesregierung Staatshilfen für die Deutsche Bank ohnehin ausgeschlossen. Dies habe Kanzlerin Angela Merkel in einem vertraulichen Treffen mit Bankchef Cryan im Sommer signalisiert. Im Wahljahr 2017 seien Staatshilfen ein Tabu, habe die Kanzlerin klar gemacht. Deshalb geht an den Märkten jetzt wieder die Angst vor einer massiven Kapitalerhöhung um, die die Anteile der Altaktionäre deutlich verwässern würde. Abgesehen davon, dass sich Experten fragen, ob die leidgeplagten Eigentümer überhaupt noch willens wären, der Bank frisches Kapital zur Verfügung zu stellen.

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Die Deutsche Bank hat den Bericht am Montag zurückgewiesen. „Die Deutsche Bank ist fest entschlossen, ihre Herausforderungen alleine zu lösen“, sagte ein Banksprecher am Montag. „John Cryan hat zu keinem Zeitpunkt die Bundeskanzlerin darum gebeten, dass die Regierung im Hypothekenverfahren mit dem amerikanischen Justizministerium interveniert.“

Auch von Seiten der Regierung ließ das Dementi nicht lange auf sich warten. „Es gibt keinen Anlass für solche Spekulationen, wie sie da angestellt werden, und die Bundesregierung beteiligt sich auch an solchen Spekulationen nicht“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag.

Ein Banksprecher sagte dem Fernsehsender CNBC, dass das Geschäftsmodell der Bank fundamental in Ordnung sei. Eine Kapitalerhöhung sei derzeit kein Thema, das Institut erfülle alle Vorgaben der Regulierer und das Liquiditätspolster sei solide.

Alle regulatorischen Vorgaben würden erfüllt. Die Deutsche Bank brauche aber eben Zeit, sich durch ihre Rechtsstreitigkeiten zu arbeiten. „Wir machen unsere Hausaufgaben.“


Nur 5,5 Milliarden Euro für Rechtsrisiken zurückgelegt

Zu den laufenden Gesprächen von Vertretern des Geldinstituts mit den amerikanischen Justizbehörden sagte Regierungssprecher Seibert, die Bundesregierung wisse, dass sich das US-Justizministerium mit anderen Kreditinstituten in der Vergangenheit auf Vergleiche geeinigt habe. Die Bundesregierung gehe davon aus, „dass auch hier ein faires Ergebnis erzielt wird.“ Zu Kontakten der Regierung mit der Deutschen Bank wollte er keine Stellung nehmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei regelmäßig mit Spitzen der deutschen Wirtschaft im Gespräch.

Das Geldhaus hat einen Sommer des Schreckens hinter sich. Ende Juni fiel die amerikanische Tochter durch den Stresstest der US-Notenbank Fed, dann stempelte der IWF das Geldhaus als riskanteste Bank der Welt ab, dann stellten Europas Aufseher in ihrem Bankenstresstest dem Frankfurter Institut ein enttäuschendes Zeugnis aus und schließlich rechnete Thomas Hoenig, Vizechairman der US-Einglagensicherung FDIC vor, dass die Kapitalpolster der Deutschen Bank nur halb so dick sind, wie die der wichtigsten Konkurrenten.

Der größte Rückschlag für Vorstandschef Cryan kam allerdings vom US-Justizministerium, das die Verhandlungen über einen Vergleich für Tricksereien auf dem US-Immobilienmarkt mit einer Strafforderung von umgerechnet gut zwölf Milliarden Euro eröffnete. Die Frankfurter, die nur noch auf einen Börsenwert von gut 14 Milliarden Euro kommen, versuchen die Summe zwar noch deutlich zu drücken, aber Investoren, Aufseher und Politiker fürchten, dass die US-Strafe die Bank finanziell überfordern könnte, weil das Institut bislang nur 5,5 Milliarden Euro für Rechtsrisiken zurückgelegt hat, und noch weitere kritische Fälle wie die Geldwäscheaffäre in Russland drohen.

Kein Wunder, dass nicht nur der Aktienkurs der Deutschen Bank massiv unter Druck gerät, sondern auch die riskantesten Anleihen des Geldhauses massiv an Wert verlieren. Seit die zweistellige Milliardenforderung aus dem US-Justizministerium durchsickerte, sackten die sogenannten Additional Tier-1-Bonds (AT1) in Richtung von 72 Prozent ab und näherten sich damit den Notierungen aus dem vergangenen Februar, als eine massive Vertrauenskrise die Bank erschütterte.

Nachdem Vorstandschef Cryan die Dividende für 2015 und 2016 gestrichen hatte, waren am Markt Sorgen aufgekommen, dass die Bank auch kein Geld haben könnte, um ihre AT1-Bonds im Wert von fünf Milliarden Euro zu bedienen. Cryan musste damals versichern, dass die Bank „grundsolide“ sei, und selbst Finanzminister Wolfgang Schäuble sah sich genötigt, dem Geldhaus verbale Rückendeckung zu geben. AT1-Anleihen bieten den Investoren zwar attraktive Renditen, bergen dafür aber das Risiko, dass sie in einer Krise zulasten der Käufer verfallen oder zwangsweise in Eigenkapital umgewandelt werden können.

Die Vertrauenskrise im Frühjahr hatte nicht nur Anleger, sondern auch Geschäftspartner der Bank ergriffen. Nach Informationen des Handelsblatts verhängten rund 30 institutionelle Investoren im Frühjahr vorübergehend Einschränkungen für Transaktionen mit dem Frankfurter Geldhaus. Dieses Problem sei mittlerweile allerdings gelöst und nicht wieder aufgetaucht, heißt es in Finanzkreisen. Das wäre zumindest eine gute Nachricht für die .

KONTEXT

Die (un)profitabelsten Bankengruppen Deutschlands

Platz 8

Genossenschaftliche Zentralbanken

Rentabilität 2015: -1,08 %

Rentabilität 2014: 2,64 %

Alle Angaben in Prozent des Eigenkapitals nach Steuern. Quelle: Bundesbank

Platz 7

Großbanken (Commerzbank, Deutsche Bank, Postbank, Unicredit/Hypo-Vereinsbank)

Rentabilität 2015: 1,81 %

Rentabilität 2014: 3,16 %

Alle Angaben in Prozent des Eigenkapitals nach Steuern. Quelle: Bundesbank

Platz 6

Landesbanken (u.a. Bayern LB, LBBW)

Rentabilität 2015: 1,89 %

Rentabilität 2014: -1,5 %

Alle Angaben in Prozent des Eigenkapitals nach Steuern. Quelle: Bundesbank

Platz 5

Regionalbanken und sonstige Kreditbanken (u.a. BFI Bank, Deutsche Leasing Finance)

Rentabilität 2015: 2,72 %

Rentabilität 2014: 4,23 %

Alle Angaben in Prozent des Eigenkapitals nach Steuern. Quelle: Bundesbank

Platz 4

Bausparkassen (u.a. Bausparkasse Mainz, LBS)

Rentabilität 2015: 3,66 %

Rentabilität 2014: 5,6 %

Alle Angaben in Prozent des Eigenkapitals nach Steuern. Quelle: Bundesbank

Durchschnitt

Durchschnitt aller Banken

Rentabilität 2015: 3,96 %

Rentabilität 2014: 3,98 %

Alle Angaben in Prozent des Eigenkapitals nach Steuern. Quelle: Bundesbank

Platz 3

Realkreditinstitute (u.a. Münchener Hypothekenbank, Wüstenrot Bank)

Rentabilität 2015: 4,29 %

Rentabilität 2014: -1,67 %

Alle Angaben in Prozent des Eigenkapitals nach Steuern. Quelle: Bundesbank

Platz 2

Sparkassen

Rentabilität 2015: 6,52 %

Rentabilität 2014: 6,72 %

Alle Angaben in Prozent des Eigenkapitals nach Steuern. Quelle: Bundesbank

Platz 1

Kreditgenossenschaften (u.a. Volksbanken und Raiffeisenbanken)

Rentabilität 2015: 7,34 %

Rentabilität 2014: 8,59 %

Alle Angaben in Prozent des Eigenkapitals nach Steuern. Quelle: Bundesbank