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Davos sieht Welt turbulent bis stürmisch: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Boris Groendahl und Jana Randow über Risiken. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Davos sorgt sich um Fake News

Passend zur Börsen-Nachricht des Tages — einem gefälschten Bitcoin-Tweet der US-Börsenaufsicht, mehr dazu weiter unten — hat das Weltwirtschaftsforum heute Fake News zur globalen Gefahr Nr. 1 erkoren. Der Veranstalter des gleichnamigen Treffens in Davos, das nächste Woche stattfindet, zitiert eine Umfrage unter mehr als 1.400 Risikoexperten und Entscheidern aus Politik und Wirtschaft für diese Einschätzung. Im weltweiten Superwahljahr — mehr als drei Milliarden Menschen gehen dieses Jahr an die Urnen — kommt dem Thema besondere Relevanz zu. Weitere Top-Risiken sind extreme Wetterereignisse, gesellschaftliche Polarisierung, Cyber-Unsicherheit, bewaffnete Konflikte und fehlende wirtschaftliche Chancen.

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“Wenn diese beiden Dinge zusammenkommen — die wirtschaftliche Not vieler Menschen und die Zunahme synthetischer Inhalte in Kombination mit einem Wahljahr, in dem die Menschen darüber entscheiden, wer sie führen wird — kann das eine sehr potente Mischung sein”, sagt Saadia Zahidi, Geschäftsführerin des WEF, auf Bloomberg TV.

Kein Wunder dass der Ausblick der Davos-Klasse unterm Strich fast schon apokalyptisch ausfällt. Für die nächsten 10 Jahre sehen 17% der Befragten “stürmische” Zeiten voraus, in denen globale Katastrophen bevorstehen, fast die Hälfte sieht die bevorstehende Dekade als mindestens “turbulent”.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Verena Sepp und Stephan Kahl: Schatztruhe Insolvenzunterlagen, Pharma-Kassenschlager, die Zinshoffnung stirbt zuletzt, düpierte Bitcoin-Regulierer und was plant Super Mario?

Schatztruhe Insolvenzunterlagen

Dass deutsche Banken ein relativ großes Exposure gegenüber René Benkos Signa-Imperium haben, ist kein Geheimnis. Doch welche Kredite genau dahinterstehen, war zunächst nicht immer klar. Als wahre Schatztruhe erweisen sich da die Insolvenzunterlagen der Signa-Gesellschaften Prime und Development, die Bloomberg einsehen konnte. Sie liefern zwar kein vollständiges Bild, geben aber Anhaltspunkte. So ist den Unterlagen beispielsweise zu entnehmen, dass die Helaba zuletzt noch zu den Finanzierern der Signa-Immobilien Corbinian in München, Hauptwache sowie Upper Zeil in Frankfurt, und Gänsemarktpassage in Hamburg gehörte. Auch die Deutsche Pfandbriefbank taucht mehrmals auf, etwa mit einem Kredit für das Wiener Luxushotel Andaz oder das Thalia-Haus in Hamburg. Die Banken selbst und auch die Aufsicht geben sich gelassen, nicht zuletzt deshalb, weil viele der Kredite gut besichert sind. So sieht die Bafin “mit Blick auf die Entwicklungen bei der Signa-Gruppe derzeit keine Gefahr für einzelne deutsche Banken”, war am Mittwoch aus dem Finanzministerium zu hören. Selbst ohne Berücksichtigung von Sicherheiten würde demnach kein Institut die harten Kapitalanforderungen unterschreiten.

Pharma-Kassenschlager

In Basel stehen sich zwei Pharmagiganten am Rhein gegenüber: Roche und Novartis. Berühmt wurden sie dank Krebsbehandlungen, einige Misserfolge verschreckten jedoch die Anleger. Beide Konkurrenten treibt die Frage um: Wie kann man Aktionäre zufriedenstellen und in einer Branche wachsen, in der sich alles um das nächste Blockbuster-Medikament dreht? Roche büßte allein in den letzten 2 Jahren 130 Milliarden Franken an Marktwert ein. Einer der Gründe reicht mehr als ein Jahrzehnt zurück. Damals stieg Roche nach einem Misserfolg aus Fettleibigkeitsmedikamenten aus — heute eines der vielversprechendsten Felder in der Pharmazie. Rivale Novo Nordisk machte mit seinen Mitteln Wegovy und Ozempic Milliarden. Aber Roche hat seine Lektion gelernt. Kürzlich scheiterten Alzheimer-Studien — doch die milliardenschweren Gründerfamilien, denen mehr als 70% der Stimmrechte gehören, halten an dem Bereich fest und haben die Ausgaben erhöht. Bei Offensiven zeigte sich Roche bislang eher zurückhaltend. Novartis hat hingegen zwei Geschäftsbereiche ausgegliedert und sich von mehr als 30% seiner Pipeline an neuen Medikamenten getrennt. Zudem sollen bis zu 8.000 Stellen gestrichen werden. Die Novartis-Papiere stiegen 2023 um rund 7%, Roche fielen um 16%. Dass die beiden wieder zu altem Ruhm aufsteigen, liegt auch im Interesse der Schweiz. Sie stehen für rund 30% des Schweizer Aktienmarktes.

Die Zinshoffnung stirbt zuletzt

Die EZB-Offiziellen geben sich alle Mühe, die Zinshoffnungen der Marktteilnehmer nicht zu enttäuschen. So bekräftigte der französische Zentralbankchef Villeroy de Galhau am Dienstagabend vor Vertretern seines Finanzsektors, dass die Zinsen irgendwann in diesem Jahr gesenkt würden. Die rasche Straffung der Geldpolitik im vergangenen Jahr habe dazu beigetragen, die Kerninflation einzudämmen. Zeitlich wollte er sich gleichwohl nicht festlegen, sondern betonte die Datenabhängigkeit der Währungshüter. Passenderweise stellte EZB-Vize de Guindos dann heute fest, dass “die eingehenden Daten zeigen, dass die Zukunft unsicher bleibt und die Aussichten abwärts gerichtet sind”. Die Möglichkeit einer technischen Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2023 sei durch “weiche Indikatoren” im Dezember bestätigt worden, und es gebe erste Anzeichen einer Korrektur auf dem Arbeitsmarkt. Allerdings werde sich der Rückgang der Inflationsraten in diesem Jahr verlangsamen. Angesichts der schieren Masse an Refinanzierungsbedarf der öffentlichen Haushalte — und der damit verbundenen Notwendigkeit, Bond-Investoren unwiderstehliche Rendite-Angebote zu machen — kann eine Entlastung an der Zinsfront gar nicht früh genug kommen.

Düpierte Bitcoin-Regulierer

Die Securities and Exchange Commission hat die lange erwartete Zulassung börsengehandelter Bitcoin-Fonds beschlossen. So lautete eine Mitteilung auf dem X-Konto der US-Börsenaufsicht — und sie war falsch. Vielmehr handelte es sich dabei gestern um einen schwerwiegenden Cybersicherheitsvorfall, denn das X-Konto (früher Twitter) war gehackt worden. Beim größten Krypto-Token sorgte er für einen kurzen Preissprung. SEC-Chef Gensler stellte später klar, dass noch keine Entscheidung zu ETFs getroffen worden sei. X zufolge hatte das SEC-Konto zum Zeitpunkt des Vorfalls keine Zwei-Faktor-Authentifizierung aktiviert. Die SEC steht unter Termindruck und Krypto-Insider spekulieren, dass die Behörde noch heute gleich mehrere Entscheidungen bekannt geben wird. Ein Gutes hat der Vorfall: er lässt erahnen, ob es sich bei der Zulassung um ein Sell the News-Ereignis handeln wird, da ein Großteil des erwarteten Bitcoin-Anstiegs bereits eingepreist sein könnte. In den 15 Minuten, die Gensler brauchte, um die Authentizität des Posts zu dementieren, hatte Bitcoin bereits etwa die Hälfte der Gewinne dieser Woche verloren. Kommt es heute dann zu einem Buy the News-Ereignis? Das ist unklar. Klar ist nur, dass Anleger sich im Vorfeld der nächsten Bitcoin-Halbierung im April auf weitere Turbulenzen einstellen sollten.

Was plant Super Mario?

Mario Draghi macht wieder Schlagzeilen. Seine jüngste Mission, in deren Rahmen er die Chefs führender Unternehmen trifft, heizt Spekulationen an, dass er erneut ein EU-Spitzenamt anstreben könnte. Der Ex-EZB-Chef (und Ministerpräsident) trifft am Nachmittag in Mailand Vertreter mehrerer europäischer Unternehmen, darunter Siemens. Der Austausch soll zur Formulierung einer Strategie beitragen, mit der die EU-Kommission — wieder einmal — die europäische Wettbewerbsfähigkeit emporregulieren möchte. Man ist an die Lissabon-Strategie erinnert, mit der die EU 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt geworden wäre, wenn sie denn funktioniert hätte. Davon unbeirrt will Draghi am Freitag mit der Führungsriege der Kommission über seine Mission sprechen, deren Ergebnisse er nach den Wahlen zum Europäischen Parlament — möglicherweise im Juli — vorlegen könnte, wie zu hören ist. Zu diese Zeit könnte der amtierende EU-Ratspräsident Charles Michel, der bei der Wahl auf Platz 1 der Liste der belgischen Partei Mouvement Réformateur kandidiert, seinen Platz räumen. Fragt sich, ob Draghi, der über keine parteipolitische Hausmacht verfügt, den Job dann beansprucht und im Rahmen eines Kuhhandels bekommen kann. In seinem Umfeld heißt es , er sei nicht an einem EU-Spitzenjob interessiert — derzeit.

Was sonst noch so passiert ist

  • Aktienähnliche Bond-Gewinne

  • Gefährdete Seeschifffahrt

  • BlackRock streicht

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