Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • Nikkei 225

    38.385,73
    +29,67 (+0,08%)
     
  • Dow Jones 30

    39.838,68
    +280,57 (+0,71%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.091,81
    +3.683,41 (+6,53%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.379,02
    +111,07 (+8,75%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.732,09
    +220,91 (+1,34%)
     
  • S&P 500

    5.301,22
    +54,54 (+1,04%)
     

Crashtest deutscher Autos im China-Streit: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über diplomatische Großrisiken. — Abonnieren Sie unseren Gratis-Newsletter Fünf Themen des Tages hier.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Geopolitischer Gegenverkehr

Seit Jahren fordert die deutsche Automobilindustrie mehr oder weniger lautstark faire Wettbewerbsbedingungen in den Handelsbeziehungen mit China. Dabei war und ist man in Europa von einem so genannten Level Playing Field mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt weit entfernt.

WERBUNG

China war mehr als 15 Jahre lang der mit Abstand wichtigste Wachstumstreiber für die Industrie und ist mittlerweile der größte Einzelmarkt, insbesondere für die wertvollsten Modelle von Mercedes-Benz, BMW und Audi. Gleichzeitig profitierte China von den lange Zeit obligatorischen Joint Ventures ausländischer Hersteller mit lokalen Anbietern, die dadurch Zugang zu Technologie erhielten und eigenes Know-how aufbauen konnten.

Die Zusammenarbeit mit chinesischen Herstellern und Zulieferern war für die Unternehmen in der Vergangenheit oft eine Gratwanderung. Und sie könnte bald auf eine harte Probe gestellt werden. Mögliche Maßnahmen der EU gegen chinesische Elektroauto-Importe dürften eine unmittelbare Reaktion aus Peking nach sich ziehen, die vor allem deutsche Hersteller empfindlich treffen könnte. Doch anders als in der Vergangenheit, als Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel oft half, die diplomatischen Wogen zu glätten, hat inzwischen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hinter den Kulissen die EU-Wortführerschaft übernommen.

Vom Erfolg oder Misserfolg seiner diplomatischen Bemühungen, Europa als stabilisierenden Pol zwischen den USA und China zu etablieren, wird auch für Deutschlands wirtschaftliche Entwicklung wegweisend sein.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl und Alexander Kell: Goldene Woche ex-Immobilien, weniger hohe Rekordverschuldung, Sparkassenmillionäre, platzende grüne Träume, und Private Equity im Zinsstrudel.

Goldene Woche ex-Immobilien

Während China auf die touristische Hochsaison der Goldenen Woche zusteuert, gibt es im kriselnden Immobiliensektor weiteres Ungemach. Der Problem-Bauträger Evergrande hat eine Zahlungsfrist für eine Yuan-Anleihe verpasst und muss bei seiner Schuldenrestrukturierung nachbessern. Indessen wurden laut einem Caixin-Bericht ein früherer Chef des Konzerns und ein ehemaliger Finanzvorstand verhaftet. Der Entwickler China Oceanwide steht vor der gerichtlichen Zwangsabwicklung. Hongkongs Börsenindex Hang Seng ist angesichts dessen auf den niedrigsten Stand seit November gefallen. Die Erholung des chinesischen Immobiliensektors könnte durchaus noch ein Jahr entfernt sein, schätzt Li Daokui, ein Ex-Berater der chinesischen Notenbank. Im Bezug auf die generellen Konjunkturprobleme der Volksrepublik dürfte indessen bereits das Gröbste überstanden sein. Eine Deflation à la Japan scheint dabei erst einmal nicht in Sicht.

Weniger hohe Rekordverschuldung

Der Bund macht im Schlussquartal weniger neue Schulden als geplant. Dank geringerer Bedarfe zur Bewältigung der Energiekrise reduziert sich das Angebot am Kapital- und Geldmarkt gegenüber der Dezember-Planung um immerhin 31 Milliarden Euro. Rund 500 Milliarden sind es im Gesamtjahr aber immer noch — ein Rekordniveau. Bunds bauten nach der Meldung ihre Gewinne aus. Zuletzt waren die Renditen auf ein Mehrjahreshoch gestiegen in der Erwartung, dass die EZB die Zinsen länger hoch halten wird. EZB-Rat Gediminas Simkus warnte denn auch davor, sich jetzt schon in eine Zinssenkungsdebatte zu stürzen. Auch der Mit-Balte Madis Müller wollte nur so weit gehen, eine weitere Straffung derzeit nicht für angezeigt zu halten. In den USA könnte es laut Jamie Dimon für einige Marktteilnehmer peinlich werden, sollte die Fed die Zinsen auf 7% erhöhen und das Land gleichzeitig unter Stagflation leiden. “Warren Buffett sagt, dass man herausfindet, wer nackt badet, wenn die Flut sich zurückzieht”, so der JPMorgan-Chef. “Genau das wird die zurückgehende Flut sein.”

Sparkassenmillionäre

Als eine der letzten Banken aus dem Kreis der deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken hat nun auch die Deka-Gruppe — das Spitzeninstitut ersterer — gemeldet, wieviele seiner sogenannten Risikoträger im vergangenen Jahr Einkommensmillionäre waren: Sechs Mitarbeiter kamen auf eine Gesamtvergütung von über 1 Million Euro. Anders als beim Genossen-Gegenstück DZ Bank, aber auch bei einigen Landesbanken und großen Primärbanken blieb die Zahl bei der Deka unverändert, obwohl das wirtschaftliche Ergebnis auf einen Rekordwert geklettert war. Unterm Strich gibt es im deutschen Finanzsektor jedes Jahr hunderte Beschäftige, die auf eine Gesamtvergütung — also Grundgehalt, Boni und andere Komponenten — von über 1 Million Euro kommen. Im Vergleich mit der Deutschen Bank, die konzernweit hunderte solcher Vielverdiener hat, bleibt der Wert bei den Sparkassen, Landesbanken und Genobanken auch 2022 eher bescheiden.

Platzende grüne Träume

Dem grünen Ballon geht die Luft aus. So hat Goldman-Sachs-Chef David Solomon Forderungen von Klimaaktivisten zurückgewiesen, Kunden aus dem traditionellen Energiesektor den Rücken zu kehren. Diese seien “enorm wichtig für die Weltwirtschaft, sie sind enorm wichtig für Goldman Sachs”, sagte Solomon gestern. “Wir alle werden noch lange traditionelle Unternehmen finanzieren”. Auch andere Wall-Street-Größen haben Klimaaktivisten mit entsprechenden Forderungen abblitzen lassen. In Deutschland wendet sich Industrie-Boss Siegfried Russwurm gegen die Energiepolitik der Ampelregierung. Die erreiche ihre Klimaziele aktuell dadurch, dass sie die industrielle Produktion in andere Länder vertreibe, was “zynisch” sei. “Wertschöpfung, Betriebe und Arbeitsplätze weiter Teile der energieintensiven Industrie an ihren Standorten in Deutschland sind konkret in Gefahr”, so der BDI-Chef. Eine Umwelt-Lobby spricht sich unterdessen dafür aus, Wasserstoff auch aus fossilen Brennstoffen herzustellen. Dem EU-Wunsch nach grünem Wasserstoff fehle eine “klare Grundlage”.

Private Equity im Zinsstrudel

Das weltweite Ende des billigen Gelds bringt Finanzinvestoren zunehmend unter Druck. In der Ära der Niedrig- und Negativzinsen hatten Beteiligungsgesellschaften leichtes Spiel — Investoren auf Renditejagd waren leicht zu gewinnen, und mit Schulden zum Nulltarif konnten die Profite zusätzlich in lichte Höhen gehebelt werden. Win-Win! Jetzt bleiben die Geldgeber aus, weil man auch in weniger riskanten Assetklassen gut verdienen kann; einige Private-Equity-Fonds ohne frische Mittel und aufregende Zielunternehmen gelten branchenintern schon als “Zombies”. Und geliehen wird nicht mehr nur, um die Marge zu hebeln, sondern weil man schlicht Geld braucht. Kredite an “Mancos”, also die Vehikel der PE-Fonds, die die Beteiligungen verwalten, sind die neueste Erscheinung. Zinsen von 19% sind hier keine Seltenheit. Auf manchen Stirnen bilden sich wohl schon Sorgenfalten.

Was sonst noch so passiert ist

  • EU warnt China

  • Billige Kreditausfallversicherung

  • US-Bonitätswarnung

©2023 Bloomberg L.P.