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Nach Crash der Lebensmittel-Lieferdienste: Auch Mayd hat Insolvenz angemeldet

Medikamente per App bestellt und in 30 Minuten geliefert: So wollte das Berliner Startup Mayd das Apotheken-Geschäft digitalisieren. Nun steht die Insolvenz bevor. - Copyright: picture alliance/dpa | Fabian Sommer
Medikamente per App bestellt und in 30 Minuten geliefert: So wollte das Berliner Startup Mayd das Apotheken-Geschäft digitalisieren. Nun steht die Insolvenz bevor. - Copyright: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

Hanno Heintzenberg, Gründer des Apotheken-Lieferdienstes Mayd, wusste, dass er sich in einem „Winner Takes it All“-Markt bewegt. Nur einer der Player würde sich im Liefergeschäft mit Medikamenten langfristig durchsetzen – das sagte er zumindest vor zwei Jahren im „So geht Startup“-Podcast. Damals glaubte er noch, dass Mayd unter den Konkurrenten als Gewinner hervorgehen würde. Seitdem ist viel passiert.

Einige Wettbewerber wie die insolvente Firma Kurando und das Startup First A, das mittlerweile zum Shop Apotheken-Konzern Redcare Pharmacy gehört, sind verschwunden. Auch haben sich die Nachfrage und Bedingungen am Markt verändert: Die Corona-Infektionen, die Online-Bestellungen anfangs hochtrieben, sind stark zurückgegangen. Auslieferung an Sonn- und Feiertagen wurden Mayd zudem gerichtlich verboten und das E-Rezept kam für gesetzlich Versicherte verbindlich – mit einiger Verzögerung – ernst im Januar 2024. Auf das Gesetz hatte Heintzenberg, wie viele andere Anbieter auch, stark gesetzt. Den medizinischen Lieferdiensten scheint es damit nicht viel besser zu gehen als der allgemein kriselnden Liefer-Branche rund um Getir und Flink.

Nun ist gewiss: Auch Mayd hat Insolvenz angemeldet, wie aus einem aktuellen Eintrag des Insolvenzregisters hervorgeht. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Florian Linkert der Berliner Kanzlei BBL bestellt. Zu den Gründen für die Zahlungsunfähigkeit von Mayd hat sich der Rechtsanwalt Linkert auf Nachfrage bisher nicht geäußert. Wer jetzt die App des Lieferdienstes öffnet, bekommt eine Fehlermeldung angezeigt.

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Dass es um Mayd finanziell nicht gut bestellt war, deuten schon Zahlen des zuletzt veröffentlichten Geschäftsberichts von 2022 an. Darunter steht ein Minus von 33 Millionen Euro. Nach Informationen von Handelsblatt „Inside Digital Health“ hatte Mayd im vergangenen Jahr bereits einige Änderungen am Geschäftsmodell vorgenommen. Die Zahl der Kuriere, die bei Mayd direkt beschäftigt sind, soll das Startup dem Bericht nach erheblich reduziert haben – auf etwa die Hälfte. Laut dem Gründer waren im Juli 2023 noch „einige hundert Kuriere“ beschäftigt. Stattdessen soll das Startup bei der Auslieferung von Medikamenten verstärkt mit dem US-Fahrdienst Uber zusammengearbeitet haben. Laut Website war das Startup zuletzt in mehr als 70 Städten aktiv, darunter Düsseldorf, Hamburg, Leipzig und München.

Nur noch rezeptpflichtige Medikamente liefert Mayd kostenlos

Von dem ursprüngliche Konzept, Arzneimittel und medizinisches Zubehör, wie Pflaster, komplett kostenfrei innerhalb von 30 Minuten an Kunden zu liefern, war das Startup schon länger abgerückt. Zuletzt wurden nur noch verschreibungspflichtige Medikamente, die Patienten durch das Hochladen ihres E-Rezept in der App, erhalten, kostenlos zu Kunden gebracht. Für alle frei verkäuflichen Arzneien hat Mayd eine Liefer-Gebühr berechnet. Für Kunden lohnte sich so ein Kauf oftmals nicht, zumal das Startup meist Listenpreisen für Arzneimittel berechnet hat. Online-Apotheken bieten teilweise erschwinglichere Angebote.

Zudem verdiente das Startup Geld durch die Partnerschaften mit Apotheken. Eigenen Angaben zufolge soll Mayd mit rund 120 Apotheken in Deutschland zusammengearbeitet haben, die pro Transaktion einen Teil ihrer Marge an das Startup abgaben. Seine Partnerapotheken hatte Mayd zuletzt auch bei der Suche nach Personal unterstützt. So konnten sich Kandidaten für Stellen als pharmazeutisch-technischer Assistent (PTA) oder als Apotheker über die Website des Startups bewerben.

Gründer sammelten 56 Millionen Euro Risikokapital ein

Das letzte Geld hat Mayd im Herbst 2022 bekommen. Zunächst sicherten sich die Gründer Heintzenberg und Co-Founder Lukas Pieczonka im Januar 2022 rund 30 Millionen Euro Risikokapital im Zuge ihrer Series-A-Finanzierung von großen Investoren wie US-Fonds Lightspeed, Target Global, 468 Capital und Earlybird aus Berlin. In einer nicht öffentlich kommunizierten Runde sollen die Bestandsinvestoren dann nochmal rund 13 Millionen Euro nachfinanziert haben. Demnach müsse sich das Gesamtinvest heute auf rund 56 Millionen Euro belaufen. Offenbar war von den Geldgebern nun aber keiner mehr bereit, Kapital nachzuschießen.

Mit dem Medikamenten-Lieferdienst waren die Gründer Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka im Jahr 2021 gestartet, wohl inspiriert vom Boom der Lebensmittel-Lieferdienste während der Coronazeit. In der Startup-Szene sind die Gründer nicht unbekannt: Zuvor hatten sie beide das Immobilien-Startup McMakler mit aufgebaut.

Mit der Insolvenz von Mayd dünnt sich der Markt der medizinischen Lieferdienste weiter aus. Konkurrent Cure scheint als einer der wenigen Anbieter noch zu existieren. Die Firma kooperiert inzwischen mit Wolt bei Auslieferungen und ist neben Deutschland auch in Frankreich und UK aktiv. Laut Website scheint das Berliner Startup neben dem Liefer-Kerngeschäft zudem ein telemedizinisches Angebot mit ärztlichen Sprechstunden vorzubereiten.