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Chinesischer Großaktionär will Grammer möglichst schnell übernehmen

Die freundliche Übernahme des Autozulieferers Grammer durch Ningbo Jigfeng nimmt konkrete Formen an. Doch Großaktionär Prevent macht weiter Ärger.

Der chinesische Großaktionär Ningbo Jifeng macht Ernst mit seiner geplanten Übernahme des bayerischen Autozulieferers Grammer. Am Montag haben die Chinesen ihr bereits Ende Mai angekündigte Übernahmeangebot vorgelegt. Sie bieten den Grammer-Aktionären 60 Euro pro Aktie. Dieses Angebot läuft über vier Wochen bis zum 23. Juli. Ningbo Jifeng muss über eine Quote von 50 Prozent kommen, um das Übernahmeangebot erfolgreich abschließen zu können. Der eigene Anteil der Chinesen liegt schon jetzt bei gut 25 Prozent.

Bei der geplanten Übernahme von Grammer kommt auf die deutsch-bosnische Zuliefergruppe Prevent eine Schlüsselrolle zu. Mit einem Anteil von etwa 20 Prozent ist das von der Familie Hastor kontrollierte Unternehmen zweitgrößter Grammer-Aktionär. Vor einem guten Jahr hatte Prevent selbst die Übernahme von Grammer versucht, war durch den überraschen Einstieg von Ningbo Jifeng jedoch dabei entscheidend gestoppt worden.

Das Management von Grammer unterstützt das Übernahmeangebot von Ningbo Jifeng. Die Offerte der Chinesen ist aus Grammer-Sicht eine freundliche Übernahme. Seit dem Einstieg vor gut einem Jahr arbeiten beide Zulieferer zusammen und planen jetzt eine gemeinsame Zukunft.

Die Chinesen wollen tendenziell als stille Gesellschafter agieren und planen keine Wechsel im Management. Nach einer erfolgreichen Übernahme werde es auch keinen Beherrschungsvertrag geben. Ningbo Jifeng will sich demnach mit dem 50-Prozent-Anteil zufriedengeben.

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Prevent hält die 60-Euro-Offerte der Chinesen für unzureichend. Ein Sprecher bestätigte am Montag, dass die deutsch-bosnische Gruppe bei ihrer ablehnenden Haltung bleibe. Prevent und die Hastor-Familie wollen mehr Geld sehen. Aus ihrer Sicht ist Grammer mindestens 80, wenn nicht gar bis zu 100 Euro je Aktie wert. Das Ningbo-Angebot bewertet Grammer mit knapp 800 Millionen Euro, aus Prevent-Sicht ist der Sitze- und Innenraum-Spezialist aus Amberg in der Oberpfalz mehr als eine Milliarde Euro wert.

Prevent sieht das Angebot „wirtschaftlich als unzureichend“

„Wir betrachten das Angebot wirtschaftlich als unzureichend“, hatte ein Prevent-Sprecher schon im Mai gesagt. Aktuelle Umsatzzuwächse aus den Geschäftsjahren 2017 und 2018 seien ebenso wenig berücksichtigt „wie noch nicht realisierte Ergebnispotenziale in erheblichem Umfang“.

Prevent äußert grundsätzliche Zweifel am wirtschaftlichen Gehalt des Übernahmeangebotes aus China. Ningbo Jifeng sei mit einem Jahresumsatz von 250 Millionen Euro ein vergleichsweise kleines Unternehmen, das sich Grammer eigentlich nicht leisten könne. Prevent deutet deshalb den Verdacht an, dass in Wahrheit staatliche Stellen aus China hinter dem Angebot stehen. Die deutsch-bosnische Gruppe zweifelt außerdem an den Arbeitsplatzgarantien, die Ningbo Jifeng abgegeben hatte.

Prevent glaube weiterhin an das enorme Potenzial von Grammer. „Wir haben stets deutlich gemacht, dass wir das Engagement bei Grammer langfristig sehen. Wir werden nun alle vorhandenen Optionen prüfen, auch den nochmaligen Ausbau unserer Beteiligung“, betonte der Sprecher.

Prevent gilt als aggressiver Zulieferer, der sich mit Unternehmen wie Volkswagen und Daimler anhaltende gerichtliche Auseinandersetzungen leistet und auch vor Lieferstopps nicht zurückschreckt. Als der Prevent-Einstieg bekannt geworden war, stornierten Automobilhersteller Aufträge bei Grammer.

Die Hoffnungen ruhen auf den freien Aktionären

In der Fahrzeugbranche war die Sorge groß, dass Prevent auch bei Grammer mit Lieferbeschränkungen drohen könnte. Ningbo gilt hingegen als verlässliches Unternehmen, die Grammer-Übernahme durch die Chinesen stößt in der Autobranche deshalb nicht auf Widerstand.

Im Moment ist eher unwahrscheinlich, dass Ningbo Jifeng und Prevent aufeinander zugehen werden. Wie dazu aus Unternehmenskreisen verlautete, hat es in den vergangenen Wochen keine Verhandlungen zwischen beiden Seiten gegeben.

Ningbo und das Grammer-Management müssen deshalb auf die freien Aktionäre setzen, wenn das Übernahmeangebot erfolgreich sein soll. Aktuell notiert die Grammer-Aktie mit rund 60 Euro, etwas oberhalb der Offerte. Ein möglicher Übernahmekampf zwischen den Chinesen und Prevent hatte das Papier noch weiter nach oben getrieben.

Scheitert das Übernahmeangebot von Ningbo Jifeng, könnte der Aktienkurs wieder deutlich unter die 60-Euro-Grenze fallen. Schon nach dem Prevent-Einstieg vor etwa zwei Jahren hatte sich der Kurs wegen der Übernahmephantasien spekulativ entwickelt. Diese zusätzlichen Aufschläge könnten schnell wieder verschwinden, wenn die Übernahme misslingt. Aktionäre, die auf einen Preis von mehr als 60 Euro setzen, hätten sich dann verspekuliert.