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Chinas „Amazon der Dienstleistungen“ geht an die Börse

Wenn Zhang Mingxian von seinem typischen Samstag erzählt, dann kommen die Apps des chinesischen Internetunternehmens Meituan Dianping ständig vor.

Mittags sucht der 29-jährige IT-Spezialist mit Dazhong Dianping, dem chinesischen Yelp, ein Restaurant. Für den Karaoke-Besuch hinterher nutzt er einen Gutschein, den er auf derselben App ergattert hat. Da er abends zum Kochen zu müde ist, bestellt er sich etwas über deren Lieferservice-App.

In Deutschland ist Meituan Dianping völlig unbekannt, in China jedoch beherrschen die Apps des selbst ernannten „Amazon der Dienstleistungen“ den Alltag der Bürger. 2017 waren 5,5 Millionen Händler auf den Plattformen registriert und brachten es auf 5,8 Milliarden Transaktionen. Im Mai wickelte der Konzern, der 2015 aus der Übernahme von Dianping durch Meituan entstanden ist, täglich über 20 Millionen Bestellungen ab.

Am Donnerstag will der inzwischen mit 53 Milliarden Dollar dotierte Konzern an die Hongkonger Börse gehen. Die neuen Aktien wurden am vergangenen Donnerstag bei 69 Hongkong Dollar (8,8 Dollar) und damit im oberen Bereich der Preisspanne platziert. Insgesamt würde der Börsengang so 4,2 Milliarden Dollar einbringen und wäre damit der fünftgrößte in diesem Jahr weltweit.

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Würde anschließend auch die 15-prozentige Bewertungsreserve platziert, ergäben sich sogar 5,1 Milliarden Dollar.

Zu Meituans Top-Investoren gehört unter anderem Chinas Internetriese Tencent, der US-Assetmanager Oppenheimer Funds, der Hedgefonds Landsowne, der Vermögensverwalter Darsana und der staatliche China Structural Reform Fund. Konsortialbanken sind Goldman Sachs, Morgan Stanley und die Bank of America.

Bei aller Euphorie schreibt Meituan jedoch noch immer rote Zahlen. Zwar konnte das Unternehmen im ersten Quartal seinen Umsatz auf rund 2,3 Milliarden Dollar verdoppeln, allerdings verdreifachte sich auch der operative Verlust auf 3,3 Milliarden Dollar.

Als Geldfresser erwies sich dabei im Frühjahr die Übernahme des Leihradanbieters Mobike für 2,7 Milliarden Dollar. Kurzzeitig spielte Meituan zudem mit der Idee, ins Geschäft mit Mitfahrdiensten einzusteigen. Nachdem sich aber zeigte, dass sich die Firma damit übernehmen würde, hat sie die Expansion gestoppt und sich auf das Kerngeschäft als Plattform für Essen konzentriert.

Der Zeitpunkt des Börsengangs ist dennoch wegen des schwelenden chinesisch-amerikanischen Handelskonfliktes denkbar ungünstig. Zuletzt verliefen die Börsennotierungen anderer chinesischer Unternehmen wie des Smartphone- und Gerätebauers Xiaomi eher lau.

„Meituan Dianping braucht Geld für den zunehmenden Wettbewerb“, begründet Li Chengdong vom Berater Dongge Investment den Zeitpunkt. Mit dem eingesammelten Erlös will das Unternehmen seine Technologie verbessern, die Essenslieferkette optimieren und sich im Wettbewerb gegen den Konkurrenten Ele.me ein Polster zulegen.

Wie so viele Firmen in China ist Meituan ein Element im Wettbewerb zwischen den größten Tech-Giganten Tencent und Alibaba. Letzterer gehörte zwar zu den frühen Investoren Meituans, verkaufte dann jedoch seine meisten Anteile.

Seitdem konzentriert sich Alibaba auf den Wettbewerber Ele.me, übernahm das Start-up im April ganz und will in diesem Quartal 443 Millionen Dollar investieren, um einen größeren Anteil vom 40 Milliarden Dollar schweren Markt für Essenslieferungen zu besetzen. Laut Zahlen von Aequitas Research lag Meituan im ersten Quartal mit 59 Prozent vor Ele.me mit 36 Prozent.

Wie kritisch das Geschäft mit dem Essen jedoch für Meituan ist, zeigt der Anteil am Gesamtumsatz. Von 4,3 Prozent im Jahr 2015 wuchs er auf 62 Prozent im vergangenen Jahr. Doch auch hier ist Meituan Dianping nicht profitabel, sondern schrieb zuletzt nur eine schwarze Null. Den Investoren versicherte Finanzchef Chen Shaohui jedoch, „dass das Lieferservicegeschäft in Zukunft profitabel sein wird“.

Denn trotz 350 Millionen regelmäßiger Nutzer könne Meituan auf dem heimischen Markt weiter wachsen. „Noch hat das Unternehmen den Markt im Hinterland Chinas nicht durchdrungen“, sagt Yan Ke von Aequitas Research.

Deswegen will sich das Unternehmen laut Geschäftsführer Wang Xin auch auf den heimischen Markt konzentrieren und nicht international expandieren. Meituan sei schließlich in China tief verwurzelt. Groß genug ist das Land mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern allemal.