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China-Korrespondent wettert bei Lanz: Olympia wird Promo-Event für "autoritäres Denken"

Der zugeschaltete Peking-Korrespondent Ulf Röller hatte viel Interessantes auch China zu berichten. Der Publizist Wolfram Weimer hörte aufmerksam zu. (Bild: ZDF)
Der zugeschaltete Peking-Korrespondent Ulf Röller hatte viel Interessantes auch China zu berichten. Der Publizist Wolfram Weimer hörte aufmerksam zu. (Bild: ZDF)

Die Pandemiebekämpfung ist nicht Chinas einziges Problem vor der Austragung der Olympischen Winterspiele in Peking. Menschenrechtsverletzungen sind dem Westen bekannt, doch was tut er dagegen? Bei "Markus Lanz" sprach der ZDF-Korrespondent Ulf Röller Klartext.

Nur noch etwas mehr als zwei Wochen sind es, bis in Peking die olympische Fackel entzündet wird. In der chinesischen Hauptstadt werden die XXIV. Olympischen Winterspiele ausgetragen, in einem Staat, in dem Covid-19 längst nicht das einzige Problem ist. "Markus Lanz" widmete sich in seiner Talkshow dem Olympia-Gastgeberland, in dem die Corona-Pandemie mit eiserner Hand bekämpft wird. Der aus dem Ostasien-Studio des ZDF zugeschaltete Journalist Ulf Röller fasste die Maßnahmen folgendermaßen zusammen: "Man macht das mit Brutalität."

Röller erklärte, dass auf den einzelnen chinesischen Bürger dabei gar keine Rücksicht genommen werde. Dass in Deutschland nach wie vor um Für und Wider in der Impfplicht-Debatte gerungen wird, nötigte dem Journalisten nur ein Schmunzeln ab. Schließlich impliziere "Debatte" eine Wahl. In China sei dies anders. "Jeder weiß dort, man muss machen, was gesagt wird." Und das sagen hat der - Zitat Röller - "gottgleiche" Regierungschef Xi Jinping.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Gastgeber Markus Lanz, die Journalisten Johannes Hano und Ulf Röller sowie der Publizist Wolfram Weimer diskutierten zur aktuellen Lage im Reich der Mitte. (Bild: ZDF)
Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Gastgeber Markus Lanz, die Journalisten Johannes Hano und Ulf Röller sowie der Publizist Wolfram Weimer diskutierten zur aktuellen Lage im Reich der Mitte. (Bild: ZDF)

"China wird keine Rücksicht auf nationale Befindlichkeiten nehmen"

Doch was passiert, wenn deutsche Sportler und Funktionäre während des Events positiv auf Corona getestet werden? Röller glaubt, man werde noch darüber staunen, welcher Kontrollverlust daraus folgt: Die Konsequenzen könnten von der Einweisung in ein Quarantäne-Hotel bis zur Zwangsblutabnahme reichen. Röller stellte klar: "Da wird China keine Rücksicht auf nationale Befindlichkeiten nehmen."

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Die Null-Covid-Strategie könnte in China aufgrund der hochansteckenden Omikron-Variante, die auf eine kaum durchseuchte Bevölkerung mit schlechtem Impfstoff treffe, zum Verhängnis werden. "So kurz vor den Olympischen Spielen ist das etwas, das die chinesische Regierung sehr nervös macht."

Bei "Markus Lanz" stand diesmal nicht alleine Corona im Fokus. Allerdings spielte die Pandemie bei der Thematik China eine bedeutende Rolle. (Bild: ZDF)
Bei "Markus Lanz" stand diesmal nicht alleine Corona im Fokus. Allerdings spielte die Pandemie bei der Thematik China eine bedeutende Rolle. (Bild: ZDF)

Nichts mit "demokratischer Weltordnung" zu tun

Was die politische Analyse der Spiele im Reich der Mitte angeht, blieb Röller zunächst vorsichtig. Doch dann wurde er deutlich: Für einen Reporter wie ihn, der die tägliche Kontrolle und Einschränkungen durch die Polizei erlebe, sei die Situation irritierend. China habe die Freiheitsbewegung in Hongkong "plattgemacht", betreibe ein Arbeitslager in Xinjiang und habe im Südchinesischen Meer in der Taiwanfrage einen Militäraufmarsch initiiert. "Alles Dinge, die nichts mit einer friedlichen, demokratischen Weltordnung zu tun haben", so Röller. Das Land bekomme trotzdem eine Olympiade geschenkt, "um sein Modell des autoritären Denkens zu promoten".

Ob eine politische Reaktion notwendig sei, wollte Lanz daraufhin von Umweltministerin Steffi Lemke wissen. Die Grünen-Politikerin erklärte, die Innen- und Außenministerin hätten ihre Teilnahme bereits abgesagt. Die Frage sei ja bereits bei anderen internationalen Großereignissen aufgekommen. Kolumnist und Verleger Wolfram Weimer forderte bei "Markus Lanz" hingegen ein eindeutiges Signal der Bundesregierung - und verwies auf Großbritannien und Japan. "Macht Sport, aber wir machen die Party der Diktatur nicht mit", fasste er deren Haltung zusammen.

Nach Meinung des Journalisten Johannes Hano würde ein diplomatischer Boykott China kaum beeindrucken - letztlich könnte er gar zu Propagandazwecken genutzt werden: "Nach innen können sie dann sagen: Seht ihr, der böse Westen gönnt uns den Erfolg nicht, aber sie kommen trotzdem." Am Ende würden die Spiele trotzdem stattfinden.

"Der böse Westen gönnt uns den Erfolg nicht": Journalist Johannes Hano glaubt, dass ein diplomatischer Boykott China nicht beeindruckt. (Bild: ZDF)
"Der böse Westen gönnt uns den Erfolg nicht": Journalist Johannes Hano glaubt, dass ein diplomatischer Boykott China nicht beeindruckt. (Bild: ZDF)

Ändert China unsere Prinzipien?

Nach Ansicht Ulf Röllers funktioniert die Einflussnahme eher umgekehrt. "Xi Jinping ändert ja bereits bei uns die Prinzipien und die Meinungsfreiheit", erlärte der Peking-Korrespondent. So werde man keinen deutschen Autoboss finden, der es wage, die Worte "Arbeitslager" und "Xinjiang" in einem Satz zu nennen. Röller nennt das die "Strategie der langsamen Verschiebung von roten Linien". Eine militärische Strategie schätzte er als unwahrscheinlich ein, auch weil sie die für China wichtigen Märkte beeinflusse.

Laut Röller herrsche im Reich der Mitte die auch durch Kolonialisationserfahrungen genährte Einstellung vor, dass nun das Jahrhundert der Chinesen gekommen sei. Machthaber Xi Jinping hielte das chinesische System für das überlegene. "Er glaubt, dass wir schwach sind, weil wir nicht wirklich an unsere Prinzipien Freiheit und Demokratie glauben." Durch die ausgebliebene Unterstützung für die Demokratiebewegung in Hongkong habe sich diese Einschätzung bestärkt.