Werbung
Deutsche Märkte schließen in 6 Stunden 16 Minuten
  • DAX

    18.046,45
    +129,17 (+0,72%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.968,35
    +29,34 (+0,59%)
     
  • Dow Jones 30

    38.085,80
    -375,12 (-0,98%)
     
  • Gold

    2.360,40
    +17,90 (+0,76%)
     
  • EUR/USD

    1,0745
    +0,0012 (+0,11%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.008,75
    +346,51 (+0,58%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.389,38
    -7,15 (-0,51%)
     
  • Öl (Brent)

    83,70
    +0,13 (+0,16%)
     
  • MDAX

    26.304,15
    +260,97 (+1,00%)
     
  • TecDAX

    3.309,02
    +42,26 (+1,29%)
     
  • SDAX

    14.274,31
    +278,54 (+1,99%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.105,93
    +27,07 (+0,34%)
     
  • CAC 40

    8.037,48
    +20,83 (+0,26%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.611,76
    -100,99 (-0,64%)
     

BMW-Aktie auf Fünfjahrestief – Für Mutige ist das ein Kaufsignal

Mehr Absatz, mehr Umsatz, mehr Gewinn – diese Rechnung ging für den Autokonzern BMW und seine Anteilseigner jahrelang auf. Mit beeindruckendem Tempo globalisierten die Münchener seit 2010 ihr Geschäft. Und während der VW-Konzern im Dieselskandal versank, strichen die BMW-Aktionäre jedes Jahr höhere Dividenden ein.

Damit ist es aber seit dem 25. September 2018 vorbei. Im vergangenen Herbst musste der Konzern die Gewinnerwartung kassieren – zum ersten Mal seit zehn Jahren. Handelskonflikte, Rückrufe und die Branchenprobleme um den neuen Abgasstandard WLTP verhagelten den Münchenern das Geschäft. Dass es dem großen Rivalen Daimler eher noch schlechter geht, tröstet bei BMW niemanden.

„Unsere Performance 2018 entspricht nicht unserem hohen Anspruch“, erklärte BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter auf der Bilanzpressekonferenz Mitte März. Tatsächlich liegt das Ergebnis vor Steuern mit 9,8 Milliarden Euro um acht Prozent unter dem Vorjahreswert, das Konzernergebnis sogar um 17 Prozent niedriger.

Doch ein einmaliger Ausrutscher war das nicht. Für 2019 dürfte das Konzernergebnis „deutlich unter Vorjahr liegen“, erklärte der oberste Finanzer und vergrätzte damit die Börse. „Der Ausblick für 2019 ist schlechter als erwartet“, urteilte Branchenanalyst Arndt Ellinghorst von ISI Evercore.

WERBUNG

Modelloffensive verpufft

Denn eigentlich hatte BMW vor noch einem Jahr ganz andere Erwartungen geweckt. Die von Konzernchef Harald Krüger ausgerufene „größte Produktoffensive aller Zeiten“ sollte den Absatz und damit den Gewinn bis mindestens 2020 steigern. Stattdessen kündigt der Konzern nun erstmals seit der Finanzkrise ein massives Sparprogramm an.

Um zwölf Milliarden Euro sollen die Kosten bis 2022 sinken. Auch die Dividende fällt mit 3,50 Euro geringer aus, für 2017 zahlte der Konzern noch vier Euro – für viele Aktionäre ein Verkaufssignal, die Stammaktien verlieren seit Monaten kontinuierlich an Wert. Mit aktuell rund 69 Euro rangieren BMW-Papiere auf einem Fünfjahrestief.

Da fast die Hälfte der Stimmrechte von der Familie Quandt gehalten wird, stehen die BMW-Manager nicht ganz so stark unter Druck wie ihre Kollegen in Stuttgart, die ständig den Einstieg unliebsamer Investoren fürchten müssen. Doch der Druck in der BMW-Zentrale ist in den vergangenen Monaten deutlich gewachsen.

Mehrere Faktoren belasten derzeit den Autokonzern: Da ist auf der einen Seite der schwelende Handelskonflikt mit den USA und die damit verbundene labile Weltkonjunktur. Auf der anderen Seite stehen die enormen Kosten für die Elektromobilität und das autonome Fahren. Und schließlich schwebt über der gesamten deutschen Autoindustrie der Kartellverdacht, der die EU zu happigen Strafen veranlassen könnte.

Risiko Handelskonflikte

Die Handelskonflikte sind aktuell das größte Risiko: Als Autoexporteur ist BMW besonders verwundbar. Neun von zehn Autos werden außerhalb von Deutschland verkauft. Allein der drohende harte Brexit dürfte BMW einen dreistelligen Millionenbetrag kosten, denn mit Mini und Rolls-Royce produzieren zwei von drei Konzernmarken hauptsächlich auf der Insel. Verlässt Großbritannien ohne Abkommen die EU, wird BMW über kurz oder lang Teile der Mini-Produktion auf den Kontinent verlagern müssen.

Noch größere Risiken birgt die Handelspolitik der US-Regierung. Die zwischen den USA und China aufgebauten Zollschranken kosteten BMW 2018 fast 300 Millionen Dollar, denn der Konzern nutzt seine Fabrik in South Carolina für Exporte nach Fernost. Sollten nun auch noch Zölle für Exporte aus Europa in die USA verhängt werden, müssten die Münchener noch höhere Belastungen schultern.

Sicher ist: Als Konsequenz muss BMW noch einmal zusätzlich in den USA und China investieren, um seine Exportabhängigkeit zu reduzieren. In Europa hingegen drohen langfristig Überkapazitäten, wenn die Exporte nach Nordamerika und Fernost tendenziell sinken.

Stagnierenden Absätzen stehen steigende Kosten gegenüber, vor allem für die Elektromobilität. Bis 2025 sollen jeweils ein Dutzend Hybrid- und ein Dutzend reine Elektromodelle auf den Markt kommen. Zudem sollen sämtliche Produktionswerke so umgebaut werden, dass Verbrenner, Hybride und reine Elektroautos von einem Band laufen können.

Beide Projekte strapazieren die BMW-Bilanz massiv. Ob sich die hohen Ausgaben rechnen, ist offen, bislang rentieren sich Stromautos nur, wenn sie massiv staatlich gefördert werden. BMW geht in Vorleistung: Fünf Milliarden Euro für Sachinvestitionen und fast sieben Milliarden für Forschung und Entwicklung sind Spitzenwerte, die der Konzern nicht lange durchhalten kann. Auch deshalb sucht BMW nun eine enge Partnerschaft mit dem ewigen Rivalen Daimler, um beim Milliardenprojekt autonomes Fahren die Kosten im Zaum zu halten.

Milliarden für Stromautos

Reicht das für die Zukunft? Die Aussichten für die Weltwirtschaft verschlechtern sich, das könnte die Autonachfrage dämpfen. Auf der anderen Seite ist der BMW-Konzern auf allen drei großen Weltmärkten China, Europa und Nordamerika mit jeweils eigenen Produktionen und einer relativ gut balancierten Absatzverteilung vertreten, sodass regionale Einbrüche das Unternehmen nicht aus der Bahn werfen.

Die Krisenresistenz ist hoch: Selbst bei einem ähnlich scharfen Einbruch der Weltkonjunktur wie zuletzt 2009 mit einem Absatzrückgang von rund zwanzig Prozent könnte der Konzern noch in den schwarzen Zahlen bleiben, rechnen die BMW-Manager vor.

Die EU-Klimaziele zwingen BMW zu weiteren hohen Investitionen in die Elektromobilität. Anders als der ähnlich bewertete Rivale Tesla schreibt BMW aber weiter hohe Gewinne und kann seine Investitionen aus eigener Kraft finanzieren. Ein Geschäftsmodell, das nachhaltiger wirkt als das des kalifornischen Herausforderers, der derzeit drastisch sparen muss, um zu überleben.

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 6,55 ist die BMW-Aktie vergleichsweise günstig. Für 2019 ist der Konzern extrem konservativ, dabei kommen mit der neuen 3er-Reihe und dem BMW X7 frische Modelle auf den Markt, die Absatz und Profit deutlich steigern könnten.

Die US-Bank JP Morgan hat das Kursziel der BMW-Aktie von 69 auf 65 Euro gesenkt. Analyst Jose Asumendi reduzierte seine Schätzungen, weil er erst für 2020 von einer Erholung ausgeht. Auch die Schweizer Bank Credit Suisse hat ihr Kursziel von 96 auf 92 Euro verringert, belässt die Einstufung aber auf „outperform“. Analyst Daniel Schwarz erachtet das Papier als werthaltig.