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Was bitte sind Put-Optionen?

Es ist eine neue Art an Verbrechen: Das Motiv für den Anschlag auf den BVB-Bus war nicht Terrorismus, sondern Gier. Der Täter soll mit Put-Optionsscheinen spekuliert und auf Millionen-Gewinne gehofft haben. Wie geht das?

Lange war gerätselt worden, welches Kalkül hinter dem Sprengstoff-Anschlag auf den Bus der Fußballmannschaft Borussia Dortmund (BVB) vor anderthalb Wochen steckt. Ganze drei Bekennerschreiben waren aufgetaucht, die den Verdacht abwechselnd auf die islamistische, links- und rechtsextreme Szene lenken sollten. Nun stellt sich heraus: Ein 28-Jähriger soll hinter dem Anschlag stecken. Sein Motiv war Geldgier. Damit handelt es sich um eine neue Art an Verbrechen.

Das mutmaßliche Kalkül des jetzt Festgenommenen: Durch die Explosion sollte der BVB-Aktienkurs zum Einsturz gebracht werden. Davon hätte der Täter profitiert, da er sich am Tag des Anschlages, dem 11. April, 15.000 sogenannte Put-Optionsscheine gekauft hatte. Das BKA spricht von einem möglichen Profit von fast vier Millionen Euro. Der Plan ging nicht auf: Tatsächlich reagierte die BVB-Aktie auf den Anschlag nur mit leichten Kursverlusten. Der Täter verlor also Geld. Und seine plumpe Manipulation fiel auf.

Put-Optionsscheine, auch Verkaufsoptionsscheine genannt, sind ein Finanzprodukt und richten sich eher an Privatanleger. Profis nutzen für ihre Spekulationsgeschäfte in der Regel Optionen; diese werden an speziellen Terminbörsen gehandelt. Optionsscheine ermöglichen Gewinne auch auf Bärenmärkten: Die Scheine gewinnen an Wert, wenn ein Aktienkurs fällt. Umgekehrt funktioniert das Prinzip bei Kaufoptionsscheinen, sogenannten Call-Optionsscheinen. Praktisch bedeutet das Folgendes: Ist ein Anleger davon überzeugt, dass der Kurs einer Aktie XY in einem Monat fallen wird, dann kauft er einen Put-Optionsschein. Steht der Kurs zum Verfallszeitpunkt des Optionsscheins niedriger, macht der Anleger Gewinn. Steht die Aktie höher, dann erleidet der Anleger Verlust – je nach Optionsart bis hin zum Totalverlust.

Da kommt es her

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Optionen und später auch Optionsscheine haben sich aus den bereits im Mittelalter genutzten Termingeschäften von Kaufleuten und Bauern entwickelt. Will sich zum Beispiel ein Getreidebauer gegen einen möglichen Preisverfall zum Zeitpunkt der Ernte absichern, schließt er mit einem Kaufmann einen Vertrag. In diesem verspricht dieser, ihm zur Erntezeit eine bestimmte Getreidemenge zu einem festgelegten Preis abzunehmen. So kann sich der Bauer sicher sein, zur Erntezeit einen auskömmlichen Preis für sein Getreide zu erhalten. Als Entschädigung zahlt er dem Kaufmann schon heute eine sogenannte Prämie. Aus der Spekulation auf steigende Preise von Tulpenzwiebeln entwickelte sich 1637 in den Niederlanden eine der ersten bekannten Börsenblasen – die sogenannte Tulpenmanie.

So funktioniert es

Heutige Optionsscheine ermöglichen Privatanlegern, auf eine positive wie negative Kursentwicklung einer Aktie zu spekulieren. Rechtlich stellt ein Verkaufsoptionsschein ein von Banken emittiertes verbrieftes Wertpapier dar, das das Optionsrecht eines Zeitraums simuliert – da finanzschwache Privatanleger in der Regel keinen Zugriff auf die Terminmärkte haben. Das Optionsrecht wiederum stellt einen Vertrag dar, der dem Käufer das Recht einräumt, innerhalb eines Zeitraums (oder zu einem Zeitpunkt) eine im Vorhinein festgelegte Aktientranche (oder ein Barrel Öl, eine Unze Gold) zu einem vereinbarten Preis zu verkaufen (dem sogenannten Ausübungspreis), zum Beispiel für 100 Euro.

Zu einem Vertrag gehören immer zwei: Der Gegenpart wird Stillhalter genannt, weil er zum Verfallszeitpunkt die Aktientranche zum vereinbarten Preis von 100 Euro abnehmen muss – auch wenn der reale Kurs inzwischen auf 90 Euro gesunken ist. In diesem Fall macht der Stillhalter Verlust – er setzt bei diesem Geschäft also auf das Gegenteil, auf steigende Kurse. Der Put-Options-Käufer zahlt dem Stillhalter eine Prämie, die diesen für sein Risiko entschädigt. Steigen die Kurse entgegen der Annahme des Käufers, dann wird er sein Recht, die Aktientranche zu verkaufen, nicht ausüben: Er würde ja einen Verlust machen, da er Aktien, die etwa 110 Euro wert sind, für 100 Euro verkaufen. Geld hat er dennoch verloren – in Form der Prämienzahlung.

Diese Unterschiede gibt es

Im Fall von Optionen werden reale Aktien (Öl-Barrel, Gold-Unzen) von Profis gehandelt und wechseln tatsächlich den Besitzer. Hier besteht ein Verlustrisiko für Käufer wie Stillhalter, dieses ist aber wie in unserem Beispiel begrenzt: Im schlimmsten Fall verliert entweder der Käufer seine Prämie, oder der Stillhalter zahlt 100 Euro für eine Aktie, die nur noch 90 Euro Wert ist.

Bei Optionsscheinen, die auch Privatanleger nutzen können, wird der Wettcharakter noch offensichtlicher – da gar keine realen Werte mehr verschoben werden. Bei sogenannten binären Optionen, die vor allem im Internet von windigen Handelsplattformen aggressiv beworben werden, wird nur noch auf das Eintreten oder Nichteintreten eines bestimmten Ereignisses, in unserem Fall ein Kursverfall, spekuliert. Als Termingeschäft, neudeutsch Finanzderivat, versprechen sie Käufern hohe Gewinne, wenn ihr Kalkül eintritt, oft ein Vielfaches der realen Kursentwicklung. Dafür verfällt der Optionsschein jedoch auch wertlos, tritt das erwartete Ereignis nicht ein. Der Käufer verliert dann sein komplettes eingesetztes Kapital.

KONTEXT

Börsen ABC

Termingeschäft

Ein Termingeschäft ist ein Geschäft, das erst zu einem bei Vertragsabschluss festgelegten zukünftigen Zeitpunkt erfüllt werden muss. Zum Beispiel muss eine bestimmte Ware oder ein Finanzinstrument vom Verkäufer erst in drei Monaten geliefert und vom Käufer vollständig bezahlt werden. Unterschieden werden unbedingte und bedingte Termingeschäfte: Bei einem unbedingten Termingeschäft geht der Käufer die Verpflichtung ein, eine bestimmte Menge des Handelsgegenstands zu einem späteren Zeitpunkt zu einem bei Vertragsabschluss festgelegten Preis vom Verkäufer zu kaufen (der Käufer geht damit eine "Long Position" ein); der Verkäufer verpflichtet sich, zu den vereinbarten Konditionen zu liefern ("Short Position"). Ein bedingtes Termingeschäft ist ein Optionsgeschäft. Termingeschäfte werden teils über Terminbörsen mit standardisierten Terminkontrakten angebahnt und abgewickelt oder außerbörslich im Handel "über den Banktresen" (Over-the-Counter, OTC) zu frei ausgehandelten Konditionen. Mit Termingeschäften kann man finanzielle Risiken absichern (Hedging), auf Preisänderungen spekulieren (Trading) oder Preisunterschiede zwischen Märkten ausnutzen (Arbitrage).

Quelle: Bundesbank.de

Terminkontrakt

Ein Terminkontrakt hat ein standardisiertes unbedingtes Termingeschäft zum Inhalt, das über eine Terminbörse vereinbart und abgewickelt wird. Terminkontrakte gibt es für zahlreiche Handelsgegenstände wie zum Beispiel Weizen, Gold, Devisen, Staatsanleihen oder Aktien. Die Details eines börsennotierten Terminkontrakts wie zum Beispiel die genaue Spezifikation des unterliegenden Handelsgegenstands, die Kontraktgröße und seine Laufzeit sind standardisiert. Ein Terminkontrakt ist ein Derivat: Seine Preisentwicklung hängt maßgeblich von der Preisentwicklung des unterliegenden Handelsgegenstands, dem "Basiswert", ab. Terminkontrakte, werden zur Absicherung gegen das Risiko von Preisschwankungen eingesetzt ("Hedging"), zur Spekulation auf eine erwartete Preisentwicklung des Basiswerts (Trading) oder um Preisunterschiede zwischen Märkten auszunutzen (Arbitrage). Terminkontrakte (englisch: Futures) sind von Optionskontrakten (bedingten Termingeschäften) zu unterscheiden.

Derivat

Als Derivat wird in der Bankensprache ein Finanzinstrument bezeichnet, dessen Preis von der Preisentwicklung einer zugrunde liegenden Bezugsgröße, dem sogenannten Basiswert, abhängt. Basiswerte sind zum Beispiel Aktien, Aktienindizes, Staatsanleihen, Währungen, Zinssätze, Rohstoffe wie Weizen und Gold, ferner auch Swaps. Derivative Finanzinstrumente können als unbedingte Termingeschäfte oder als Optionsgeschäfte ausgestaltet sein, sie werden teils an Terminbörsen mit standardisierten Konditionen gehandelt, teils außerbörslich (Over-the-Counter, OTC) zu frei ausgehandelten Bedingungen. Preisänderungen im Basiswert führen in bestimmten Situationen zu erheblich stärkeren Preisänderungen der jeweiligen Derivate. Mit Derivaten kann man finanzielle Risiken absichern (Hedging), auf Preisänderungen spekulieren (Trading) oder Preisunterschiede zwischen Märkten ausnutzen (Arbitrage).

Optionsgeschäft

Ein Optionsgeschäft ist ein bedingtes Termingeschäft, bei dem der Käufer ein Wahlrecht (Option) bezüglich eines zugrunde liegenden Basiswerts erwirbt. Basiswerte sind zum Beispiel Aktien, Anleihe-Terminkontrakte oder Rohstoffe. Unterschieden werden Kauf- und Verkaufsoptionen. Der Käufer einer Kaufoption erwirbt das Recht, den Basiswert zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu einem vorab festgelegten Preis zu kaufen; der Käufer einer Verkaufsoption erwirbt entsprechend das Recht, den Basiswert zu verkaufen. Der Käufer kann dieses Recht aber auch ungenutzt lassen, wenn ihm dies günstiger erscheint. Demgegenüber hat der Verkäufer einer Kauf- bzw. Verkaufsoption kein Wahlrecht, er muss als "Stillhalter" das Geschäft erfüllen, wenn der Käufer seine Option ausübt. Für das Wahlrecht (die Option) zahlt der Käufer dem Stillhalter bei Vertragsabschluss eine Prämie. Käufer können Optionsgeschäfte nutzen, um sich gegen unerwünschte Preisentwicklungen des Basiswerts abzusichern (Hedging) oder um auf Preisentwicklungen zu spekulieren (Trading). Dem Verkäufer geht es in erster Linie um die Vereinnahmung der Prämie. Unterschieden werden börsliche Optionsgeschäfte mit standardisierten Optionskontrakten und außerbörsliche Optionsgeschäfte. Bei einer "europäischen Option" kann der Käufer sein Wahlrecht nur am Ende der vereinbarten Laufzeit des Optionsgeschäfts ausüben, bei einer "amerikanischen Option" zu jedem Zeitpunkt während der Laufzeit.