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Betrugsvorwürfe gegen Juicy Fields: Cannabis-Plattform lockte mit Traum-Renditen – jetzt fürchten Kleinanleger um ihr Geld

Eine Cannabis-Plantage in den USA (Symbolbild) - Copyright: Bildnachweis picture alliance / ZUMAPRESS.com | Deleigh Hermes
Eine Cannabis-Plantage in den USA (Symbolbild) - Copyright: Bildnachweis picture alliance / ZUMAPRESS.com | Deleigh Hermes

Eigentlich hätte das Logo von Juicy Fields überall aushängen sollen. Das internationale Hanf-Who-is-who trifft sich in dieser Woche auf der Cannabis-Messe CBC in einem Kongresshotel in Berlin Neukölln. Noch bis vor kurzem war Juicy Holdings, der Betreiber der Schweizer Crowdinvesting-Plattform für medizinisches Cannabis, einer der Hauptsponsoren der Messe. Doch von ihrem Logo ist nichts zu sehen.

Die Firma ist dennoch das große Thema Nummer eins unter den Messebesuchern: „Ich hatte mir schon immer gedacht, dass das ein Scam ist“, sagt eine Cannabis-Unternehmerin, die namentlich nicht genannt werden will. „Das war mit Ansage“, ist sich auch ein anderer Gründer sicher und meint damit den Absturz von Juicy Fields.

Ein Gewinnversprechen, zu schön, um wahr zu sein?

Was ist passiert? Die Konten der Kleinanleger sind gesperrt, die Crowd-Investoren fürchten um ihr Geld, die Gründer sollen untergetaucht sein und auch die Finanzaufsicht Bafin hat das Geschäft in Deutschland kürzlich verboten. Auf eine Anfrage reagierte das Unternehmen nicht.

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Das Geschäft funktionierte bislang so: Die Online-Plattform versprach Kleinanlegern, sie mit Cannabisproduzenten zusammenzubringen, angeblich um den Anbau der Pflanzen zu finanzieren. Nach gut drei Monaten sollten die Pflanzen geerntet und verkauft werden. Das Unternehmen versprach den Nutzern, sie an dem Gewinn mit Zinsen von bis zu 66 Prozent zu beteiligen. Ein Gewinnversprechen, zu schön, um wahr zu sein?

Doch nicht nur dies macht stutzig: Laut Medienberichten soll die Online-Plattform es außerdem erlaubt haben, bis zu 180.000 Euro per Banküberweisung oder Kryptowährung zu investieren – und das, ohne ein einziges Ausweisdokument vorzulegen.

Was jedoch die Bafin Mitte Juni zum Geschäftsverbot für Juicy Fields in Deutschland brachte, war etwas anderes: Die Firma hatte keinen von der Finanzaufsicht gebilligten Verkaufsprospekt vorgelegt. Dazu war die Crowdfunding-Plattform gesetzlich verpflichtet. Solche Verkaufsprospekte seien für den Anlegerschutz „unentbehrlich“ und müssten alle wesentlichen Angaben enthalten, die bei der Beurteilung der Investmentanlage wichtig sind, heißt es auf der Website der Bafin. „Weil dieser nicht vorlag, haben wir das Angebot der Vermögensanlagen in Deutschland untersagt“, sagt die Bafin-Sprecherin Dominika Kula.

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Cannabis-Gründer: „Keiner hat ganz verstanden, was die eigentlich machen“

Zu spät für viele Kleinanleger. Die können sich mittlerweile nicht mehr auf der Online-Plattform einloggen. "Wir haben nun innerhalb von sechs Monaten über 75.000 Euro verloren, die eigentlich für unsere Zukunft gedacht waren“, kommentiert ein Nutzer auf Youtube. „Ich habe auch investiert und wurde gesperrt. Sammelklage wäre jetzt gut“, schreibt ein anderer Nutzer auf der Bewertungsplattform Trustpilot. Die schlechten Bewertungen gehen weiter: „Finger weg! Betrug!“, „Scam“, warnen zahlreiche Nutzer.

Viele von ihnen wurden durch das aggressive Marketing der Firma angelockt. Nicht nur bei der Berliner CBC-Messe, auch bei vielen anderen Cannabis-Kongressen weltweit trat Juicy Fields als glamouröser Sponsor auf. So hat das Unternehmen bei einer Cannabismesse in Barcelona zwei gelbe Lamborghinis mit ihrem Logo bedruckt und vor dem Eingang geparkt. „Die waren unübersehbar“, sagt ein deutscher Startupgründer über die Marketingstrategie des Unternehmens. „Aber keiner hat ganz verstanden, was die eigentlich machen.“

Zahlreiche Ex-Manager von Juicy Fields habe Hinweise auf ihren Job gelöscht

In der Szene waren viele schon länger skeptisch, was es mit dem Unternehmen auf sich hatte. So wie auch Sören Bornemann, Produktmanager bei der Cannabisfirma Four 20. Das Unternehmen aus Münster ist eine der wenigen deutschen Firmen, die Hanf importieren. Bornemann sagte zu Business Insider, dass er mal von einem Verantwortlichen von Juicy Fields via Linkedin kontaktiert worden sei: „Die Firma ist uns aber zu keinem Zeitpunkt als attraktiver Partner erschienen.“

Wer hinter dem Unternehmen steht, ist unklar. Bislang wurde die Firma von einem Amerikaner namens Alan Glanse geleitet, der jedoch im Mai als CEO zurückgetreten sein soll. Auf seiner Linkedin-Seite ist er nach wie vor als Chef von Juicy Fields gelistet. Wie die spanische Zeitung Eldiario berichtete, haben seither zahlreiche Manager von Juicy Fields alle Hinweise auf ihren Job bei dem Unternehmen oder sogar ihre gesamten Social-Media-Profile gelöscht.

Juicy Fields scheint sich auf Homepage über Geschädigte lustig zu machen

Auf der Juicy-Fields-Homepage erscheint seit kurzem ein längerer Text, indem die Betrugsvorwürfe indirekt thematisiert werden, ohne Angaben zu einem oder mehreren Verfassern. Man befinde sich angeblich gerade in Vorbereitungen für einen Entschädigungsfonds. Jedoch entspräche der Großteil der Erstattungsanfragen, die man aktuell erhalte, nicht den „formalen Anforderungen“. Diese lauten etwa: Die Anleger sollen ein Video aufnehmen, auf dem sie ihren Ausweis in die Kamera halten – etwas, was man als Geschädigter auf keinen Fall tun sollte, weil die Ausweisdaten missbraucht werden können. Stattdessen empfiehlt die Bafin, Anzeige bei Polizei oder Staatsanwaltschaft zu erstatten.

Die Autoren scheinen sich außerdem in ihrem Text auf der Website lustig zu machen, sowohl über die bisherige Berichterstattung zu ihrem Unternehmen als auch über die geschädigten Kleininvestoren. So werben sie etwa immer noch mit dem Motto: „Grow Cannabis. It’s profitable!“ Profitabel scheint es bislang jedoch nur für Juicy Fields selbst zu sein.

Habt ihr euer Geld bei Juicy Fields investiert? Dann meldet euch bei uns unter sarah.heuberger@businessinsider.de und leo.ginsburg@businessinsider.de.

Disclaimer: Aktien, Kryptowährungen und Investments sind grundsätzlich mit Risiko verbunden. Auch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals kann nicht ausgeschlossen werden. Die veröffentlichten Artikel, Daten und Prognosen sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Rechten. Sie ersetzen auch nicht eine fachliche Beratung.