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Bayer-Chef liefert Aktionären Futter

Es wird die wohl spektakulärste Hauptversammlung in der jüngeren Geschichte von Bayer: Rund 3000 Aktionäre werden am Freitag ins Kongresszentrum Bonn strömen, um über die die Geschäfte des Pharma- und Agrarchemiekonzerns zu diskutieren. Vor allem wird es um die umstrittene Übernahme des Saatgutherstellers Monsanto gehen.

Auf dem Weg dorthin werden die Aktionäre zahlreich Proteste erleben: Umweltschützer und Bauernverbände wollen Traktoren und Kartoffeldampfmaschinen auffahren und lautstark gegen den Monsanto-Kauf demonstrieren.

Drinnen werden die Anteilseigner vor allem eine Frage an das Management stellen: Wird sich Bayer mit dem 66 Milliarden Dollar teuren Deal nicht verheben? Und hat der Konzern Kraft genug, um die damit verbundene Schuldenlast tragen zu können? Kurz vor der Hauptversammlung demonstriert Bayer Stärke, denn die Ergebnisse für das erste Quartal sind besser als von Analysten erwartet. Der Konzern schraubt seine Rendite- und Umsatzziele hoch.

Für das Gesamtjahr verspricht der Konzern nun eine Steigerung der bereinigten Betriebsgewinns (Ebitda) von etwa mehr als zehn Prozent. Der Umsatz soll erstmals die Schwelle von 51 Milliarden Euro übersteigen. Grund ist positive Entwicklung im ersten Quartal. Bayer hat in dem Zeitraum den Umsatz wechselkursbereinigt um 9,4 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro verbessert, der bereinigte Betriebsgewinn legte um 15 Prozent auf 3,89 Milliarden Euro zu.

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Das Ergebnis lag leicht über den Erwartungen der Analysten. Die Bayer-Aktie schnellte an der Frankfurter Börse um fast vier Prozent nach oben und notierte bei 112 Euro. Bayer konnte sich im ersten Quartal auf seine alten Gewinnbringer verlassen – dazu zählen vor allem das Pharmageschäft, das ungebrochen stark läuft. Die neu geschaffene Division mit verschreibungsfreien Mittel hinkt allerdings weiter hinterher. Das Agrochemiegeschäft erholt sich nur langsam.

Der aktuelle Star im Bayer-Portfolio ist ausgerechnet das Geschäft, das der Konzern gar nicht mehr zum Kern zählt und bereits ausgegliedert hat: Die Kunststofftochter Covestro schaffte einen Gewinnzuwachs von 67 Prozent auf 839 Millionen Euro. Bayer hält weiterhin mit 53 Prozent die Stimmenmehrheit bei Covestro und kann die Ergebnisse voll einfließen lassen. Die komplette Trennung von der Kunststofftochter ist aber geplant.

Nur dank der guten Performance von Covestro konnte Bayer nun die Prognose für 2017 erhöhen. Für das Kerngeschäft Life Science ließ der Konzern die Prognose unverändert.

Im Fokus steht bei Bayer die geplante Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto. Der Konzern will den Kauf noch in diesem Jahr abschließen, allerdings ist der Antrag zur Kartellprüfung bei der EU-Kommission in Brüssel noch immer nicht eingereicht. Die Übernahme wird auf der Hauptversammlung stark diskutiert werden.


Der Finanzchef geht überraschend

Mitten in der Vorbereitung der Monsanto-Übernahme muss sich Bayer nun überraschenderweise einen neuen Finanzvorstand suchen. Der Konzern teilte mit, dass der Vertrag mit CFO Johannes Dietsch auf seinen Wunsch hin nur ein Jahr bis zum 31. Mai 2018 verlängert wurde. Bayer nannte dafür persönliche Gründe des 55-Jährigen Finanzvorstands. Er soll aber bis zu seinem Ausscheiden die Finanzierung des Deals sicherstellen – dazu gehört vor allem die geplante große Kapitalerhöhung.

Im Pharmageschäft zeigte Bayer im ersten Quartal 2017 keine Schwäche. Der Umsatz stieg um 7,4 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro, der bereinigte Gewinn legte um 19,1 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zu. Der Konzern konnte sich auf seine bewährten Wachstumsbringer verlassen. Dazu zählen das Augenmedikament Eylea und das Blutgerinnungsmittel Xarelto, das trotz fehlendem Schwung aus den USA 20 Prozent mehr Umsatz erzielte.

Kaum voran kommt hingegen die Division Consumer Health, die verschreibungsfreie Mittel (OTC) wie das Schmerzmittel Aspirin und die Wundsalbe Bepanthen verkauft. Der Umsatz stieg um nur 2,6 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, der Gewinn wuchs um 2,3 Prozent auf 392 Millionen Euro. Als Problem erweisen sich weiterhin einige Produkte, die Bayer im Zuge des 11 Milliarden Euro teuren Kaufs des OTC-Geschäft von Merck aus den USA übernommen hat. Das Allergiemittel Claritin verlor Umsatz, bei den Fußpflegeprodukten von Dr. Scholl’s ging der Erlös um 34 Prozent zurück.

Leicht erholt zeigte sich das Agrochemiegeschäft, das im kommenden Jahr mit Monsanto kombiniert werden soll. Die Division Crop Science leidet weiterhin unter der Konjunkturschwäche der Branche. In den USA spürte Bayer eine Erholung, in Lateinamerika hingegen war das Geschäft rückläufig. Der Umsatz von Crop Science legte um 3,2 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro zu. Der bereinigte Betriebsgewinn stieg um 2,4 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.

KONTEXT

Die größten Chemiekonzerne der Welt

Platz 10

PPG Industries (USA)Mit 15,33 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz landet das US-Unternehmen mit Firmensitz in Pittsburgh (Pennsylvania) auf dem zehnten Platz der umsatzstärksten Chemieunternehmen weltweit.Zu den Produktbereichen gehören Kunstglasprodukte, Kunstharze und Beschichtungswerkstoffe für Raumfahrt, Architektur und Industrie.

Quelle: Unternehmensangaben, Statista 2017 / Gesamtjahr 2016, jeweils letzte verfügbare Angaben

Platz 8

Air Liquide (Frankreich)Auf Platz acht des aktuellen Rankings landet das führende, französische Unternehmen bei Gasen für Industrie, Medizin und Umweltschutz. 19,08 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz in 2016 machen dies möglich. Mit Linde und Praxair zählt Air Liquide zu den drei größten Industriegasherstellern der Welt.

Platz 7

Henkel (Deutschland)Der Düsseldorfer Konzern gliedert sich in drei Unternehmensbereiche: Wasch-/Reinigungsmitte, Schönheitspflege und die Klebstoffe und fuhr 2016 einen Jahresumsatz von 19,69 Milliarden US-Dollar ein. In naher Zukunft möchte der Siebtplatzierte sowohl die US-Firma Darex Packaging Technologies für mehr als 1,05 Milliarden US-Dollar übernehmen als auch den mexikanischen Anbieter von Friseurprodukten Nattura Laboratorios aufkaufen. Der Düsseldorfer Konsumgüterkonzern will so vor allem das eigene Friseurgeschäft in Mexiko und den USA ausbauen.

Platz 9

Linde (Deutschland)Der deutsche Technologiekonzern mit dem Kerngeschäft um Gase und Prozess-Anlagen hat im letzten Jahr 17,83 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht und erreicht so den neunten Platz im Unternehmensranking.

Platz 6

DuPont (USA)24,6 Milliarden US-Dollar Umsatz und Platz sechs für den Konzern für Chemie, Materialien und Energie. Im Dezember 2015 gaben DuPont und der Konkurrent Dow Chemical bekannt, dass sie fusionieren wollen. Danach soll das Gemeinschaftsunternehmen in drei börsennotierte Unternehmen für Agrarchemikalien, Spezialchemikalien und Kunststoffe aufgespalten werden.

Platz 5

Lyondell Basell (USA)Im Mittelfeld des Rankings und mit 29,18 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz landet Lyondell Basell. Der weltweit größte Produzent von Polyolefinen und Katalysatoren betreibt zudem Erdölraffinerien und produziert Treibstoffzusätze wie MTBE.

Platz 4

Saudi Basic Industries (Saudi-Arabien)Unverändert auf dem vierten Platz befindet sich der saudi-arabischer Chemie- und Metall-Konzern Saudi Basic Industries. Mit 39,5 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz reichte es für Metallkonzern nicht für den Sprung unter die Top-3-Chemiekonzerne. Neben Grundchemikalien wie Methanol und Ethanol stellt das Unternehmen aus dem Nahen Osten auch Düngemittel her.

Platz 2

Bayer (Deutschland)Der zweitplatzierte deutsche Konzern (49,2 Milliarden US-Dollar Umsatz 2016) mit Schwerpunkt auf der chemischen und pharmazeutische Industrie plant eine Megafusion mit Monsanto. Damit möchte das Unternehmen seine Agrarchemie-Sparte um genverändertes Saatgut erweitern. Um diese umstrittene Fusion unter Dach und Fach zu bringen, sollen Bayer und Monsanto bereit sein, Firmenteile für 2,5 Milliarden Dollar zu verkaufen.

Platz 3

Dow Chemical (USA)Mit 48,16 Milliarden US-Dollar Umsatz fiel der zukünftige Fusionspartner von DuPont um einen Platz im Vergleich zum Vorjahr. Die Hauptgeschäftsbereiche des US-Unternehmens aus Midland (Michigan) erstrecken sich auf die Kunststoffherstellung, Vorprodukte für die Wasseraufbereitung, Klebstoffe, Insektiziden, Saatgut und die Herstellung von Grundstoffen wie Chlor und Natronlauge.

Platz 1

BASF (Deutschland)Unveränderter Spitzenreiter mit 60,54 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz: BASF. Der nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltweit größte Konzern, mit Hauptsitz in Ludwigshafen am Rhein, wird sich angesichts der Megafusionen in der Branche künftig neu positionieren müssen. Dabei würde aber, laut Unternehmensführung, mehr Wert auf die Wettbewerbsfähigkeit der bestehenden Geschäftsfelder, als an Größe an sich gelegt werden.