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Arit-Services bringt in Deutschland erste Tracking-App für Covid-19 auf den Markt

Über die Geohealth-App erfahren Nutzer von Risikokontakten in ihrer Umgebung. Datenschützer haben Bedenken.

Während die Corona-Tracing-App der Bundesregierung weiter auf sich warten lässt, ist mit der Geohealth-App nun das wohl erste privatwirtschaftliche Angebot für diesen Zweck verfügbar. Nutzer erfahren über ein Ampelsystem auf ihrem Smartphone von den Risikokontakten.

Springt die Ampel auf Rot, ist eine Person in der Nähe als Covid-19-Patient in der App eingetragen. Dafür werden GPS-Daten von Nutzern auf 300 Meter verfälscht auf Servern in Frankfurt gespeichert.

„Den Bluetooth-Ansatz haben wir nicht verfolgt, weil beispielsweise iOS-Geräte nur nach einer Erlaubnis von Apple die Bluetoothfunktion im Hintergrund laufen lassen können“, sagte Maxim Gleser, Entwickler der Geohealth-App, Handelsblatt.

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Um der Öffentlichkeit schnell eine Lösung zur Verfügung zu stellen, setzen die Entwickler auf GPS und eine zentrale Datenspeicherung. Es handle sich um eine „Übergangslösung“, bis die App der Bundesregierung fertig sei. „Unsere Anwendung soll dann eine interaktive Karte anzeigen“, sagte Gleser.

Dann sollen Nutzer auch entscheiden können, ob sie für die Karte ihre eigenen GPS-Daten zur Verfügung stellen oder sie diese nur benutzen. Betrieben wird die App von einer gemeinnützigen GmbH, entwickelt wurde sie vom Hannoveraner IT-Dienstleister Arit-Services. Finanziert ist das Projekt zum Großteil durch eine Crowdfunding-Kampagne.

Doch gut gemeint heißt nicht immer gut gemacht. Gernot Beutel von der Medizinischen Hochschule Hannover war an der Entwicklung der Geohealth-App beteiligt. Jetzt wendet er sich von dem Projekt ab. „Wir sind letztendlich zu dem Entschluss gekommen, diese Entwicklung aus Gründen des Datenschutzes nicht weiterzuverfolgen“, sagte er dem Magazin „Heise”. Martin Tschirsich, IT-Sicherheitsexperte und Mitglied im Chaos Computer Club, teilt Beutlers Bedenken.

Veränderung der Daten ist unklar

„Die Macher werfen die Begriffe pseudonymisiert, personenbezogen, anonymisiert und anonym durcheinander“, sagte Tschirsich Handelsblatt. Während auf der Webseite der App von „minimal notwendigen nicht personenbezogenen Daten“ die Rede ist, heißt es im App-Store „anonymisiertes Daten-Tracking“. Gleser spricht in einem Interview hingegen von „anonymen Daten“

„Dabei ist unbestritten, dass GPS-Standortdaten personenbezogene Daten sind, da mit sehr einfachem Aufwand einer Person zugeordnet werden können. Beispielsweise unter Hinzuziehung von öffentlichen Daten aus sozialen Netzwerken“, erklärte Tschirsich und verwies auf eine US-Studie. Auch der Wohnort einer infizierten Person lasse sich herausfinden, sobald sie in häuslicher Quarantäne sei. Der Geohealth-Entwickler wies den Vorwurf zurück. Die App könne man jederzeit im Hintergrund schließen. „Wenn man Zuhause ist, hört die App dann auf, aufzuzeichnen.“

Die begrifflichen Missverständnisse wolle man jedoch möglichst schnell auflösen. Die App verarbeite wie auf der Webseite pseudonymisierte Daten, betonte Gleser.

Risikokontakte können identifiziert werden

Die Hersteller versprechen außerdem, dass keine Informationen zum Zeitpunkt und Ort des Risikokontaktes übermittelt werden. Nutzer werden darüber ausschließlich per Ampel informiert.

Tschrisich hält diese Argumentation für falsch: „Die Kontaktperson bekommt zu jedem Risikokontakt einen auf die Sekunde genauen Zeitstempel übermittelt und kennt somit den Zeitpunkt des Risikokontakts.“ Auch durch den eigenen GPS-Standort mit genauer Zeitangabe sei der Ort des Risikokontakts schnell herauszufinden.

„Nutzer erhalten keinerlei Daten über Dritte“, garantierte Gleser. Es handle sich schließlich um „One-Way-Traffic“, das heißt, es werden GPS-Daten an den Server gesendet und zurück kommt lediglich das Signal für die grüne oder gelbe Ampel.

Auch die Prüfsteine des CCC bei der Entwicklung der App habe man „nach bestem Wissen und Gewissen“ integrieren wollen. „Ein kurzer Abgleich zeigt aber, dass lediglich die Freiwilligkeit und Diskrimisierungfreiheit erfüllt sind“, sagte Tschirsich.

Das Ziel der App sei, so die Entwickler, dass sich Menschen während einer Lockerung sicherer fühlen. Das Problem hierbei: Es sei völlig offen, wie viele Teilnehmer die App braucht, um ihre gewünscht Wirkung zu entfalten, sagte Tschirsich.

Diese Verzerrung könnte sogar zu „gefährlichen Unachtsamkeit“ verleiten. Diese Auffassung teilt der Entwickler nicht. Die App bringe auch bei geringen Nutzerzahlen etwas.

Außerdem hat das Unternehmen angekündigt, die Datenschutzerklärung zu ändern. Darin werden fälschlicherweise Werbeanzeigen und die Datenweitergabe ins Ausland genannt. Eine deutsche Version wolle man umgehend in die App laden.