Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.161,01
    +243,73 (+1,36%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.006,85
    +67,84 (+1,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.261,57
    +175,77 (+0,46%)
     
  • Gold

    2.349,40
    +6,90 (+0,29%)
     
  • EUR/USD

    1,0701
    -0,0032 (-0,30%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.634,41
    -735,82 (-1,22%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.331,33
    -65,20 (-4,67%)
     
  • Öl (Brent)

    83,66
    +0,09 (+0,11%)
     
  • MDAX

    26.175,48
    +132,30 (+0,51%)
     
  • TecDAX

    3.322,49
    +55,73 (+1,71%)
     
  • SDAX

    14.256,34
    +260,57 (+1,86%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.139,83
    +60,97 (+0,75%)
     
  • CAC 40

    8.088,24
    +71,59 (+0,89%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.937,32
    +325,56 (+2,09%)
     

Kurzarbeit verhindert Absturz auf dem Arbeitsmarkt

Corona hat den Arbeitsmarkt weiter fest im Griff, doch gibt es erste Entspannungssignale. Die Arbeitslosigkeit steigt kaum noch, die Zahl der Anträge auf Kurzarbeit geht zurück.

Die Arbeitslosenquote stieg binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent. Foto: dpa
Die Arbeitslosenquote stieg binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent. Foto: dpa

Trotz eines historischen Einbruchs der deutschen Wirtschaft stabilisiert sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Kurzarbeiter ist von April auf Mai nur noch leicht von 6,1 auf knapp 6,7 Millionen angestiegen.

Die Zahl der Arbeitslosen hat gegenüber dem Vormonat um 57.000 zugelegt und bewegt sich damit im saisonal üblichen Rahmen. „Der massive Einsatz von Kurzarbeit hat stärkere Anstiege der Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsverluste verhindert“, sagte Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA), bei der Präsentation der Arbeitsmarktdaten für Juli.

Einsatz der Kurzarbeit verhindert stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit

Dass die Krise den Arbeitsmarkt nicht noch härter getroffen hat, ist angesichts des beispiellosen Wirtschaftseinbruchs überraschend. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im zweiten Quartal nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts um 10,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal eingebrochen. Der preis-, saison- und kalenderbereinigte Rückgang war der stärkste seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen für Deutschland im Jahr 1970.

WERBUNG

“Jahrhundertrezession”: Steigende Infektionszahlen gefährden Aufschwung

Das Minus fiel noch deutlich kräftiger aus als während der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise: Im ersten Quartal 2009 war die Wirtschaftsleistung um 4,7 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zu den Monaten April bis Juni 2019 ist das BIP um 11,7 Prozent zurückgegangen.

Für eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt spricht, dass die Unternehmen im Juli nur noch für 190.000 Beschäftigte konjunkturelle Kurzarbeit angemeldet haben – deutlich weniger als in den Vormonaten. Gleichwohl befindet sich noch rund jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Kurzarbeit.

Wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Münchener Ifo-Instituts hervorgeht, lief im Juli der Betrieb bei noch 42 Prozent der Unternehmen in Deutschland mit Kurzarbeit. Im Juni waren es noch 46 Prozent und im Mai 53 Prozent.

Im April entfielen rund 28 Prozent der Kurzarbeiter auf die Industrie, 16 Prozent auf den Handel und 38 Prozent auf den Dienstleistungssektor, teilte die BA mit. Für den Juni rechnet die Nürnberger Behörde noch mit 4,5 Millionen Kurzarbeitern. „Der Höhepunkt der Inanspruchnahme dürfte überschritten sein“, sagte Terzenbach.

Kurzarbeiter-Geld: Auch für Mini-Jobber und Aushilfen?

Erstmals seit mehr als zehn Jahren ist wegen der Coronakrise ein Rückgang bei der Erwerbstätigkeit zu verzeichnen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nahm im Mai verglichen mit dem Vorjahresmonat um knapp 100.000 auf 33,3 Millionen ab.

Darüber hinaus seien rund 400.000 Arbeitsplätze nicht geschaffen worden, weil Firmen sich wegen der Pandemie zurückhielten, sagte Terzenbach. Insgesamt gebe es also wegen Corona rund eine halbe Million Beschäftigte weniger.

„Enormes Defizit“ bei der Bundesagentur

Die langfristige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hänge entscheidend von den „drei I“ ab, sagte der BA-Vorstand: dem Infektionsgeschehen, den Investitionen und den Insolvenzen. „Eine seriöse Prognose in dieser historisch einmaligen Situation gibt es nicht“, betonte Terzenbach.

Die Zahl der Insolvenzen sei bislang „auffällig unauffällig“. Das könne sich aber im Herbst oder im Frühjahr nächsten Jahres ändern. Ende September laufen die Ausnahmen von den üblichen Insolvenzantragspflichten aus, die die Bundesregierung wegen der Viruspandemie beschlossen hatte.

Auch die Zahl der Arbeitslosen könnte zeitverzögert wieder deutlicher ansteigen. Wegen der Pandemie seien beispielsweise Abschlussprüfungen von Auszubildenden verschoben worden, die damit erst später dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Von der weiteren Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hängt auch die Finanzlage der Bundesagentur ab. Für das laufende Jahr rechne die Behörde mit einem „enormen Defizit“ von bis zu 30 Milliarden Euro, sagte das für Finanzen zuständige BA-Vorstandsmitglied Christiane Schönefeld. Die aus Beitragsmitteln von Arbeitgebern und Arbeitnehmern finanzierte Rücklage von knapp 26 Milliarden Euro werde dann vollständig aufgezehrt sein.

Noch mehr Arbeitslosigkeit – aber nicht wegen Corona

Der Bund muss dann mit einer Finanzspritze aushelfen. „Wir wünschen uns, dass der Bund die bestehende Lücke als Zuschuss und nicht als Darlehen schließt“, sagte Schönefeld. Nach geltender Rechtslage ist nur ein Darlehen möglich.

Allein für das Arbeitslosengeld hat die BA bis Juli 11,2 Milliarden Euro ausgegeben, rund 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das konjunkturelle Kurzarbeitergeld schlug mit 11,3 Milliarden Euro zu Buche – wovon allein fünf Milliarden Euro auf die Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge für die Arbeitgeber entfallen.

Im Vorjahreszeitraum lagen die Ausgaben für das Kurzarbeitergeld bei nur 74 Millionen Euro, im Haushalt der BA waren für dieses Jahr ursprünglich nur 255 Millionen Euro für die Leistung eingeplant. Im Gefolge der Finanzkrise hatte die Nürnberger Behörde von 2008 bis 2012 insgesamt nur 8,5 Milliarden Euro für konjunkturelles Kurzarbeitergeld ausgegeben.

Dass der Peak bei der Kurzarbeit überschritten sei, lasse sich aber auch an den Ausgaben ablesen, erklärte Schönefeld. Lagen sie im Juni noch bei vier Milliarden Euro, sind sie im Juli schon auf 3,4 Milliarden Euro gesunken. Man gehe zudem davon aus, dass der durchschnittliche Arbeitsausfall sich nicht auf 50 Prozent, sondern vielleicht auf 40 Prozent belaufen werde.

VIDEO: Hohe Steuernachzahlungen wegen Umstieg auf Kurzarbeit?