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Dieser Anwalt arbeitet nebenbei als Weihnachtsmann – das sind seine skurrilsten Erlebnisse und so viel verdient er dabei

Seit acht Jahren ist Frederik Tholey nebenbei Weihnachtsmann-Darsteller. Das goldene Buch sei für die Kinder immer das Highlight des Auftritts, sagt er. - Copyright: Weihnachtsmann2go
Seit acht Jahren ist Frederik Tholey nebenbei Weihnachtsmann-Darsteller. Das goldene Buch sei für die Kinder immer das Highlight des Auftritts, sagt er. - Copyright: Weihnachtsmann2go

Weißer Rauschebart, rote Mütze und ein Sack voller Geschenke: Wenn es an Weihnachten bei Familien klingelt, könnte es sein, dass die Kinderaugen verblüfft größer werden und die Eltern sich ein konspiratives Schmunzeln zuwerfen. Denn in vielen Häusern und Wohnungen in Deutschland steht dann der Weihnachtsmann höchstpersönlich vor der Tür.

Einer von ihnen ist seit vielen Jahren Frederick Tholey. Tholey ist eigentlich Rechtsanwalt und hat im vergangenen Jahr sein eigenes Legal-Tech Startup, Iur.crowd, gegründet. Vor mittlerweile acht Jahren, wie er sagt, war er aber noch Student, brauchte nach einem Auslandssemester in Großbritannien dringend Geld – und stieß über einen Freund auf die Berliner Weihnachtsmannvermittlung.

Dabei handelte es sich damals um eine Initiative des Berliner Studierendenwerks zur Vermittlung von Weihnachtsmann- und Engel-Darstellern. Wenn es kein Familienmitglied gibt, das sich die rote Robe überwirft, kommen die Darsteller für die Bescherung in die Wohnzimmer und können so nicht nur Kinder beglücken, sondern auch die eigene Urlaubskasse aufbessern.

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Auch die Agentur für Arbeit vermittelt in der Regel Weihnachtsmann-Darsteller. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, ist der Andrang in vielen Bundesländern nach zwei Jahren Pandemie mit Video-Botschaften und Zoom-Calls wieder groß.

Rund 1000 Euro mit zehn Terminen

Frederik Tholey hat mittlerweile seine eigene Weihnachtsmann-Zentrale. Nachdem das Angebot des Berliner Studierendenwerks 2018 eingestampft wurde, gründete er zusammen mit seinem Freund Tobias Groß kurzerhand die Vermittlungsplattform Weihnachtsmann2go. Mehr als 100 Darsteller sind auf der Plattform registriert und können von Familien und Firmen gebucht werden.

Mit dem Job lässt sich laut Tholey nebenbei durchaus gutes Geld verdienen. Als er sich 2014 zum ersten Mal selbst den breiten schwarzen Gürtel umschnallte, habe er an Heiligabend acht Familien zu Hause besucht und dabei an einem Tag etwa 320 Euro bekommen. Mittlerweile sei die Vergütung aber deutlich gestiegen. „Im letzten Jahr habe ich selber noch zehn Familien besucht und lag da ungefähr bei 1000 Euro“, sagt Tholey.

Je nach Anlass – etwa bei mehr Kindern, bei Firmenfeiern, auf Weihnachtsmärkten oder in der Kita – können es aber auch deutlich mehr sein. So habe einer der Darsteller mit eigener Agentur behauptet, über den ganzen Dezember verteilt jeden Tag mindestens drei Aufträge gehabt und damit rund 20.000 Euro verdient zu haben. „Man kann das natürlich auch auf die Spitze treiben“, kommentiert Tholey. Nachprüfen ließ sich diese Behauptung nicht.

Der Weihnachtsmann kommt über die Dachterrasse

Für Tholey ist Geld jedoch nicht der einzige Motivator für den Job, sondern auch die Freude der Kleinen. Vor dem Auftritt telefoniere er mit den Eltern und verabrede im Regelfall einen Ort, wo er die Geschenke abholen könne, und wie er in die Wohnung kommt. Und ganz wichtig: Was im goldenen Buch stehen soll. „Der Weihnachtsmann weiß ja alles. Der hat seine Elfen und Wichtel, die die Kinder beobachten“, erklärt Tholey. „Die staunen dann immer, wenn man beispielsweise ihr Lieblingsspielzeug und den Wunschzettel kennt.“

Durch den Kamin sei er nie gerutscht. „Aber da gibt es eine gute Variante“, sagt Tholey. „Wenn es einen Balkon oder eine Dachterrasse gibt, können mich die Familien vorher heimlich in die Wohnung lassen. Und dann klopfe ich irgendwann am Fenster und kann wunderbar erzählen, dass der Schlitten auf dem Dach geparkt ist. Das hat nochmal einen ganz anderen Effekt, als wenn man durch die Tür reinkommt.“

Grundsätzlich sei der Ablauf beim Auftritt aber, dass man an der Tür klopft, ein Gedicht aufsagt, mit der Familie ein Lied singt, dann aus dem goldenen Buch vorliest. „Das ist so das Highlight“, sagt Tholey. Dann werden die Geschenke überreicht – „und dann ist die Aufmerksamkeit auch schnell weg“, sagt er lachend. Bei einem Kind könne der Auftritt deshalb auch mal in 15 Minuten durch sein.

Skeptische Zweijährige und Garagen voller Geschenke

Die seien allerdings auch nicht immer leicht zu überzeugen. Einmal beispielsweise habe ihm ein etwa zwei oder drei Jahre altes Kind am künstlichen Bart gezogen und dann schnell bemerkt, dass der gar nicht echt war. „Da war ich kurz geschockt. Normalerweise glauben auch ältere Kinder noch an den Weihnachtsmann. Oder wollen an ihn glauben“, sagt Tholey. „Ich habe dem Jungen dann schnell eine kleine Geschichte vom Nordpol erzählt, ihn nochmal am Bart ziehen lassen – und den dabei unauffällig festgehalten. Da war er doch noch überzeugt.“

Durch die Hausbesuche erhalte man auch intime Einblicke in ganz unterschiedliche Familien. „Das reicht von der kleinen Plattenbauwohnung bis hin zu pompösen Dachgeschossen mit großen Terrassen, mehreren Weihnachtsbäumen und lebensgroßen Weihnachtsmann-Figuren“, erzählt Tholey.

Eine besonders skurrile Bescherung habe er mal in einer Berliner Speckgürtel-Villa erlebt: „Als ich dort ankam, gab es eine ganze Garage voller Geschenke. Das dürften fast 50 gewesen sein – alle für ein Kind“, erzählt Tholey. „Da gab es ein Puppenhaus, ein Fahrrad, die war wirklich vollgestellt. Wir hatten dann drei Säcke mit Geschenken, zusätzlich noch große Sachen, die der Vater nachgeholt hat. Das war wirklich extrem.“

Rangeleien um Geschenke – und ein Weihnachtsmann als Streitschlichter

Selbst da habe sich die Tochter aber noch über jedes der Geschenke gefreut. Das sei bei den Kindern grundsätzlich so. Manchmal müsse er aber auch dafür arbeiten, die Aufmerksamkeit zu bekommen und zu halten. Und alle Kinder gleichermaßen zufriedenzustellen.

So hätten ihn einmal mehrere Familien gebucht, die zusammen Weihnachten feierten. Er habe dann die Geschenke an drei Kinder verteilen müssen – und eines habe am Anfang gleich zwei bekommen, weil die Pakete ungleich verteilt im Sack lagen. „Da gab es dann ein richtiges Gerangel zwischen den Kindern und ich musste als Weihnachtsmann dazwischen gehen und die auseinanderziehen. Die Eltern waren da sehr passiv und haben sich das einfach angesehen“, erinnert er sich.

Das sei aber die Ausnahme. Mittlerweile macht Tholey den Job auch nicht mehr des Geldes wegen, sondern als Hobby. „Wir sagen immer, Weihnachtsmann zu sein, ist der beste Nebenjob der Welt.“