Anleihe-Großfonds erklären Ära stabiler Treasuries für beendet

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(Bloomberg) -- US-Staatsanleihen sollten eigentlich ein Stabilitätsanker sein. Doch die jüngsten heftigen Schwankungen bei den Treasuries sind nach Ansicht der größten Anleihefondsmanager der Welt nur der Beginn einer neuen Ära der Turbulenzen, die so lange anhalten wird, bis die Währungshüter die Inflation nachhaltig unter Kontrolle bringen.

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Der Volatilitätsindex für den größten Bondmarkt der Welt ist bereits auf ein Niveau gestiegen, das zuletzt während der großen Finanzkrise beobachtet wurde. Von der Krise der US-Regionalbanken bis hin zum Streit um die Schuldenobergrenze hielten eine Vielzahl von Risiken die Fondsmanager im Jahr 2023 auf Trab.

Die Rentenmarktgrößen BlackRock, die Allianz-Sparte Pacific Investment Management (besser bekannt als Pimco) und Vanguard, die zusammen Billionen von Dollar verwalten, sehen dies als die neue Realität an, mit der sich die Anleger womöglich auf Jahre hinaus auseinandersetzen müssen. Sie verweisen auf das Umschalten der Federal Reserve in den Inflationsbekämpfungsmodus, nachdem sie seit 2009 Billionen von Dollar an Anleihen aufgekauft hat, um das Wachstum zu stützen — und damit dazu beigetragen hat, die Volatilität zu senken und die historische Verschiebung hin zu passiven Investitionen im Anleihebereich anzustoßen.

“Wir sind zurück in die Zukunft gegangen — zurück zur Normalität — was Sinn ergibt, da die Fed den Finger von der Waagschale genommen hat”, sagt Harley Bassman, der 1994 bei Merrill Lynch den heute als ICE BofA MOVE Index bekannten, weit verbreiteten Index für die implizite Volatilität von Staatsanleihen schuf. Er ist jetzt bei Simplify Asset Management tätig.

Es sind noch andere Kräfte am Werk, die den unruhigeren Handel mit Treasuries anheizen, insbesondere eine verminderte Marktliquidität wegen strengeren Regulierungen. Der wichtigste Katalysator bleibt jedoch die Frage, wie die Zentralbanken mit der schwierigen Kombination aus schwächerem Wachstum und weiterhin hohem Preisdruck umgehen werden.

Alles läuft auf das Thema hinaus, wie weit die Fed die Zinsen während der nächsten Konjunkturabschwächung senken kann und ob die Währungshüter trotz des aggressivsten Straffungszyklus seit Jahrzehnten noch einmal die Zinsen anheben müssen, um die Inflation wirklich auf ihr 2%-Ziel zu senken. Die Bestimmung des längerfristigen Inflationsverlaufs wird für die Anleger entscheidend sein, um dieses Rätsel zu lösen.