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„Aktien sind wichtiger denn je“

Eine Auswahl hochrangiger Experten aus Wirtschaft und Fondsbranche kam Ende März in Hamburg zur FondsConsult Investment-Konferenz zusammen, um die wirtschaftliche Entwicklung seit dem Brexit und den Wahlen in den USA zu erörtern. FundResearch sprach mit Matthias Zeinitzer, Asset-Manager bei Spängler IQAM Invest.

Größte Eigentümer von Spängler IQAM Invest sind mit 37,57% das Bankhaus Spängler sowie mit 25,50% die IQAM Partner. Durch eine Beteiligung am Spin-Off “Institut für Quantitatives Asset Management” der Uni Wien im Jahre 2007 sollte die Praxis in der Kapitalanlage mit akademischer Forschung im Finanzbereich verbunden werden. Ein Ergebnis dieser Verbindung ist der hauseigene Sentiment-Index, der bei der Aktienauswahl für die Spaengler-IQAM-Fonds eine wichtige Rolle spielt.

FR: Herr Zeinitzer, wie präsentieren sich Ihnen die Anlage-Aussichten für 2017 und die nahe Zukunft?

Zeinitzer: Aktien sind wichtiger denn je. Im Vergleich zu anderen Asset-Klassen bieten Dividendenpapiere langfristig die höchsten Erträge. Unsere Erwartungen gehen von über acht Prozent Rendite für Nordamerika, die Pazifikstaaten und die Emerging Markets aus. Und selbst europäische Aktien werden 2017 voraussichtlich über fünf Prozent bringen. Wenig optimistisch sind wir derzeit für High-Yield-Anleihen und europäische Staatsanleihen. Hier erwarten wir Rückgänge von zwei Prozent und mehr.
Allerdings sind vor allem US-Aktien gemessen am Shiller-KGV nicht mehr ganz günstig: US-Large-Caps notieren derzeit mit einem PE von 29, Small-Caps kosten sogar das 56-fache. Da erscheinen europäische Werte mit KGVs von 11 bis 18 vergleichsweise billig.

FR: Also ist Europa derzeit ein attraktiver Markt?

Zeinitzer: Die wirtschaftliche Erholung in Europa ist in vollem Gange. Das Wachstum des BIP hat sich bei zwei Prozent stabilisiert, die Deflation ist wohl vom Tisch. Auch die Arbeitsmärkte scheinen von der Konjunktur zu profitieren: In der EU liegt die Arbeitslosenquote bei neun Prozent, in der Eurozone sind es knapp zehn. Vor vier Jahren sah das noch anders aus.
Wenn wir Risiken sehen, dann sind die vor allem politischer Natur. Das (Shenzhen: 002421.SZ - Nachrichten) größte Risiko für Europa ist Europa selbst.

FR: Welche Risiken sehen Sie in Europa?

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Zeinitzer: Die Landkarte zeigt neben dem Brexit eine Reihe von Neuwahlen für 2017 – und eine Vielzahl von Unsicherheiten, zum Beispiel in Polen, Ungarn und Portugal sowie durch die schwelende Schuldenkrise in Griechenland. Diese Unsicherheiten können zu Drawdowns führen, allerdings wissen wir nicht, wann und wie stark diese ausfallen werden. Aber wenn Kursrückschläge eintreten, dann sind sie meist heftig. Diese Risiken mag nicht jeder Investor (London: 0NC5.L - Nachrichten) eingehen.

FR: Können Sie diese Aktienrisiken genauer beschreiben?

Zeinitzer: Die Portfoliotheorie identifiziert zwei Hauptrisiken bei der Aktienanlage: Das systemische Risiko, das ist marktspezifisch und wird vor allem vom Business Cycle und der Stimmung an den Finanzmärkten geprägt. Nach unseren Beobachtungen realisieren sich Marktrisiken jedoch in den letzten Jahren immer häufiger und nehmen dabei immer stärkere Ausprägungen an.
Das idiosynkratische Risiko hingegen ist unternehmensspezifisch: Es hängt davon ab, ob in einer Branche mit einem Geschäftsmodell ordentliche Erträge erzielt werden können bzw. ob ein Unternehmen seine Kreditgeber und andere Finanzverpflichtungen bedienen kann. Das lässt sich zwar durch Diversifikation im Portfolio besser in den Griff kriegen, aber auch unternehmensspezifische Risiken sorgen immer wieder für heftige Kursstürze.

FR: Wie wollen Sie Ihre Anleger denn vor solchen Kursrückgängen schützen?

Zeinitzer: Wir setzen bei der Einzeltitelauswahl auf ein dreistufiges Modell. Zuerst eliminieren wir aus der Benchmark die Titel mit der höchsten Verschuldung; aus diesem auf ca. 100 Werte reduzierten Universum selektieren wir 50 Werte für das Portfolio. Dabei werden zuerst die ertragreichsten Aktien mittels Dividendenrendite und Kurs-Buchwert-Verhältnis identifiziert. Anschließend justieren wir das Portfolio mithilfe unseres Sentiment-Index.



FR: Was genau wird mit dem Sentiment-Index gemessen?

Zeinitzer: Der Spängler IQAM Sentiment Index kondensiert für uns die Marktstimmung und wird von fünf Faktoren definiert: Der (Shenzhen: 002631.SZ - Nachrichten) impliziten Marktvolatilität, dem Handelsvolumen, dem Volatility-Premium, der Zuversicht der Marktteilnehmer sowie dem Markt-Momentum. Ein Indexwert zwischen -1 und +1 ist neutral; Werte unter -1 veranlassen uns, kleinere Aktienwerte bei der Auswahl zu bevorzugen. Umgekehrt führt ein Wert über +1 zur Auswahl größerer Titel und zur Reduktion der Value-Titel im Portfolio, denn unserer Erfahrung nach performen diese bei Rückschlägen schlechter. Die Kunst liegt in der Kalibrierung: Korreliert der Index tatsächlich mit den Marktgeschehnissen und an welchen Punkten werden Regeln abgeleitet? Im vergangenen Jahr hat das tatsächlich gut funktioniert und die Tests zeigen, dass wir sehr robust sind.

FR: Ist (BSE: ISTLTD.BO - Nachrichten) eine solche regelbasierte Auswahl bereits ein erster Schritt zum unfehlbaren Algorithmus?

Zeinitzer: (lacht) Nein. Am Ende des Tages müssen quantitative Ergebnisse immer noch durch erfahrene Portfoliomanager plausibilisiert werden. Das ist das, was unsere Kunden erwarten. Von einer Künstlichen Intelligenz, die sich durch “machine learning” selbst optimiert, sind wir noch weit entfernt. Je mehr Faktoren in einer immer höheren Frequenz in eine Berechnungen einfließen, desto schwieriger die ex-post Evaluierung und das Finden einer ökonomischen Interpretation. Insofern sind aus unserer Sicht die Entwicklungen im FinTech-AI Bereich noch nicht bedrohlich.

(TG)