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"Nach 60 Sekunden weiß ich Bescheid": Ralf Dümmel verrät die Strategie hinter seinen DHDL-Entscheidungen

Schaltzentrale: Hier vertestet Ralf Dümmels Unternehmen Produkte. Rund 4000 davon hat DS Produkte im Angebot. - Copyright: Lisa Sophie Kempke für Gründerszene
Schaltzentrale: Hier vertestet Ralf Dümmels Unternehmen Produkte. Rund 4000 davon hat DS Produkte im Angebot. - Copyright: Lisa Sophie Kempke für Gründerszene

Ralf Dümmel ist seit acht Jahren Investor bei "Die Höhle der Löwen". Der Unternehmer ist auf Produkte spezialisiert, in der Show begeistert er mit guter Laune, roten Schuhsohlen – und Spendierhosen: Niemand bei DHDL hat in mehr Startups investiert als er. Bisher hat Dümmel auch in der aktuellen, 15. Staffel mehr Geld in die Hand genommen, als alle anderen Löwen. Das höchste Ticket kassierte mit 320.000 Euro Bionic Toys, ein Spielzeug-Startup.

Dümmel gilt als Deal-König, manche nennen ihn sogar "König der Löwen". Der 57-Jährige hat sich eine Fangemeinde aufgebaut, auf Instagram folgen ihm 83.000 Menschen. Dort wird sich der Löwe auch heute Abend durch die Kommentare scrollen, wie er uns im Interview verraten hat. Heute läuft die neuste Folge von DHDL, das Staffelfinale.

Bei unserem Besuch in Ralf Dümmels Firma DS Produkte hat uns der Investor erzählt, wann er in ein Produkt investiert, wann er lieber die Finger von einem Startup lässt – und welcher Moment in der Show ihm das Herz bricht.

Nimmt bei DHDL den Löwenanteil mit nachhause: Deal-König Ralf Dümmel.  - Copyright: Lisa Kempke für Gründerszene
Nimmt bei DHDL den Löwenanteil mit nachhause: Deal-König Ralf Dümmel. - Copyright: Lisa Kempke für Gründerszene

Für DS Produkte sucht Dümmel seit 36 Jahren nach Erfolgs-Produkten wie dem Wassermaxx oder dem stapelbaren Pfannenset. Das Handelsunternehmen kommt auf einen Jahresumsatz von rund 300 Millionen Euro. Die DHDL-Palette macht davon nur einen Bruchteil aus, 180 von 4.000 Produkten bei DS kommen aus der Investoren-Show. Wieso er trotzdem in der Jury sitzt, verrät der Löwe ebenfalls im Interview.

Ralf, du kamst als 'No-Name' zu DHDL, im Internet fand man damals quasi nichts über dich.

Vor der ersten Sendung mit mir, das werde ich nie vergessen, rief mich ein Journalist an und meinte: Ralf, wir haben eine Umfrage gemacht, da bist du der unbeliebteste Löwe! Nur 2,6 Prozent mögen dich. Ich glaube, der wollte, dass ich mich aufrege. Ich meinte nur: Das ist doch schon ganz gut, dafür, dass ich noch nie im Fernsehen war!

Inzwischen gehörst du quasi zum Mobiliar der Sendung, die Beleibtheitswerte dürften auch nach oben geschnellt sein.

Ich glaube, Beliebtheit im Fernsehen hängt stark damit zusammen, ob die Zuschauer dich für authentisch halten – oder eben nicht. Bei mir ist alles echt, geht auch gar nicht anders: Ich kann nicht auswendig lernen, mir nicht mal drei Sätze merken! Da kann ein siebenjähriges Kind mehr.

Dümmel mit einem seiner erfolgreichsten DHDL-Produkte: Dem "Schimmelschock" aus Staffel 14.  - Copyright: Lisa Sophie Kempke für Gründerszene
Dümmel mit einem seiner erfolgreichsten DHDL-Produkte: Dem "Schimmelschock" aus Staffel 14. - Copyright: Lisa Sophie Kempke für Gründerszene

Bei den Startups, die in die Show kommen, bist du in jedem Fall beliebt: immerhin tütest du von allen Löwen die meisten Deals ein.

Meine Dealquote ist ziemlich hoch, nicht nur unter den Löwen, sondern unter allen Investoren in den allen DHDL-Formaten, die es so gibt, international: 'Shark Tank', 'Dragons' Den' und so weiter. Auch wenn das natürlich nicht alles ist, worum es uns Investoren geht. (Anm. d. Red.: Das DHDL-Format hat Ableger in 37 Ländern: Shark Tank heißt das Format in den USA, Dragons' Den in UK.)

Und wenn du mal einen Deal nicht bekommst, weil ein Startup sich für Dagmar Wöhrl oder Tilmann Schulz entscheidet?

Für mich bricht eine Welt zusammen, wenn ein Startup sich für einen anderen Löwen entscheidet! Man muss sich das so vorstellen: Ich weiß sehr schnell, ob ich investieren will. Dann male ich mir den ganzen Pitch über aus, wie wir alles aus dem Produkt herausholen, wie ich es vermarkte … Ich bau' mir da schon richtig mein Kartenhaus. Das bricht zusammen, wenn sich die Startups doch für jemand anderen entscheiden.

Behind the Scenes: Dümmel im Interview mit Redakteurin Madita Lege...
Behind the Scenes: Dümmel im Interview mit Redakteurin Madita Lege...

Wenn du sagst, du weißt sehr schnell, ob du ein Produkt willst, also in ein Startup bei DHDL investieren willst: Wie schnell genau?

60 Sekunden. Ich kann nicht viel – außer Produkte. Ich mache mein ganzes Leben lang nichts anderes! Deshalb brauche ich auch keine langen Erklärungen zum Pricing: Wenn du mir ein Produkt zeigst, kann ich dir ungefähr sagen, was das produktionstechnisch kostet. Das macht einfach die Erfahrung. Ich habe ja mit 21 damit angefangen.

Manche sagen, du streust einfach breit, investierst in viele Projekte und lässt die Produkte sich dann am Markt beweisen. Stimmt das?

Ich sage immer: am Ende entscheiden nicht die Gründer oder Ralf Dümmel, was erfolgreich wird – das entscheiden draußen 83 Millionen Menschen. Wir können einiges dazutun: Super Verpackung, mega Präsentation, die richtige Verkaufsstrategie am richtigen Standort. Trotzdem entscheiden am Ende die Kunden, was funktioniert.

Wie viele Dümmel-Startups schaffen es denn nach DHDL?

Nach den ersten drei Jahren haben wir uns das mal angeschaut: Da waren 60 Prozent der Startups, die wir bei DHDL unterstützen, noch da. Zur Wahrheit gehört dazu, dass 40 Prozent leider weg sind. Das schmerzt auch mich, total!

Bei deiner schnellen Investitionsentscheidung: stehen da die Produkte oder die Gründer im Fokus?

Die Gründer. Wie in einer Ehe gibt es auch bei Startups nicht nur Sonnentage. Gründer und Investoren müssen einiges miteinander aushalten können. Die Chemie muss stimmen. Gleichzeitig: In einen tollen Gründer mit einem schlechten Produkt investiert man auch nicht.

Ralf, du führst ein Millionen-Unternehmen, das 4.000 Produkte auf dem Markt hat. Die DHDL-Sparte macht davon keine 5 Prozent aus. Wieso tust du dir das an?

Es macht mir einfach Spaß. Ich bin mein ganzes Leben auf der Suche nach Ideen und Produkten, das setze ich bei 'Die Höhle der Löwen' fort. Die Sendung ist brutal spannend, gerade für uns Löwen: Wir wissen nie, was passiert, wer pitcht.

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Dann um den besten Deal zu kämpfen, ist mega. Ich lerne auch was dazu: Dieses hemdsärmelige, das ein Startup mitbringt, ist für jemanden, der in einem 50 Jahre alten Unternehmen sitzt, auch inspirierend!

...und in seinem Büro. Im Hintergrund Boxhandschuhe: Dümmel ist langjähriger Box-Fan. - Copyright: Lisa Sophie Kempke für Gründerszene
...und in seinem Büro. Im Hintergrund Boxhandschuhe: Dümmel ist langjähriger Box-Fan. - Copyright: Lisa Sophie Kempke für Gründerszene

Was macht Ralf Dümmel am Montagabend, während die neuste Folge läuft?

Ich schaue die Sendung! Und zwar so wie alle anderen das erste Mal, denn wir Löwen sehen die Sendung auch nicht vorab. Ich sitze dann da, mit meinem iPad, auf dem ich die Reaktionen auf Social Media beobachte, mit meinem Handy, auf dem ich aktuelle Zahlen kriege, wie viele Leute im Webshop sind – und ich gucke, ob wir im Teleshopping, wo wir parallel verkaufen, schon erste Zahlen haben.

Klingt anstrengend!

Das ist für mich nicht anstrengend, ich liebe genau das. Es ist für mich ein Moment, wo ich nochmal richtig mitfiebere. Es gibt Montage, wo ich mega glücklich ins Bett gehe, und Montage, wo ich nicht so gut einschlafen kann, weil es nicht funktioniert hat.

Schaust du die Folgen auch mal in einem entspannteren Rahmen?

Bei DS Produkte veranstalten wir kleine Watch-Partys, auf denen ich mir die Sendung gemeinsam mit unseren Auszubildenden anschaue. Die dürfen mich dann alles fragen, was sie interessiert. Die Fragen dürfen sie übrigens anonym stellen, damit sie sich auch wirklich zu fragen trauen.