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Volkswagen ein Jahr nach dem Abgasskandal: Weiter auf Höllenfahrt

Volkswagen ein Jahr nach dem Abgasskandal: Weiter auf Höllenfahrt


Tatsächlich schon ein Jahr ist der Abgasskandal her, der Volkswagen in die größte Krise der fast achtzigjährigen Konzerngeschichte stürzte: Strafzahlungen in zweistelliger Milliardenhöhe werden fällig, die Aktie halbierte sich in der Spitze. Obwohl der neue Konzernchef Matthias Müller in den letzten zwölf Monaten viele Anstrengungen unternommen hat, steht VW noch am Anfang der Krisenbewältigung. Nun klagt auch noch Finanzgigant Blackrock…  

Plötzlich waren 15 Milliarden Euro weg. Dann noch mal 12. Und dann weitere 10 Milliarden Euro. So hart brach die Volkswagen-Aktie vor genau einem Jahr in wenigen Handelstagen an der Börse ein, als bekannt wurde, dass die Wolfsburger die Abgaswerte ihrer Diesel-Fahrzeuge jahrelang manipuliert hatten.

Der 79 Jahre alte deutsche Traditionskonzern hatte in den USA bei 475.000 Autos eine illegale Abschalteinrichtung in der Motorsteuerung verwendet, um die amerikanischen Abgasnormen einzuhalten – während des regulären Fahrbetriebs fiel der Ausstoß schädlicher Abgase zum Schaden von Mensch und Umwelt tatsächlich deutlich höher aus als bei Prüfung der Grenzwerte.

Rekordstrafe von 15 Milliarden Dollar in den USA

Die Folgen waren sofort absehbar: Die Manipulation würde kosten – und zwar Unsummen. Wie viel, ist bis heute unklar. Im Juni hatte sich der Dax-Konzern mit amerikanischen Behörden, Bundesstaaten und Sammelklägern in einem Vergleich auf die Rekordstrafzahlung von 15,3 Milliarden Dollar geeinigt.

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„Wir sind uns bewusst, dass wir noch viel tun müssen, um das Vertrauen der Menschen in Amerika zurückzugewinnen“, erklärte der neue Konzernchef Matthias Müller, der kurz nach Bekanntwerden des Skandals den langjährigen CEO Martin Winterkorn ablöste, kleinlaut.

Milliardenschwere Schadensersatzansprüche von Aktionären 

Doch das dürfte dauern. Vor Volkswagen und seinen 600.000 Beschäftigten steht ein Prozessmarathon, der sich noch über viele Jahre ziehen dürfte – auch Anleger machen schließlich ihre Schadensersatzansprüche geltend. So wurde gestern bekannt, dass unter Führung der Anwaltskanzlei Quinn Emanuel 160 Investoren gegen die Wolfsburger geklagt haben – darunter auch Fondsriese Blackrock.

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"VW war rechtlich verpflichtet, die Kapitalmärkte deutlich früher über die Verwendung rechtswidriger Manipulationssoftware in Dieselmotoren zu informieren“, begründete Quinn Emanuel die Klage, die sich auf mehr als zwei Milliarden Dollar beläuft. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs: Allein in Deutschland will der Tübinger Anwalt Andreas Tilp für seine 300 Mandaten Ansprüche von 3,2 Milliarden Dollar einfordern. 

Analysten: Strafzahlungen von bis zu 35 Milliarden Euro denkbar  

Dazu kommen weitere Entschädigungszahlungen für 650 Händler in den USA, die seit einem Jahr keine Dieselfahrzeuge mehr verkaufen können, Kosten für die Umrüstung der manipulierten Dieselfahrzeuge und im schlimmsten Fall auch noch Vergleiche mit europäischen, asiatischen und australischen Kunden – weltweit sind elf Millionen Fahrzeuge betroffen.

„Wir haben die ganze Welt am Hals", erklärte Konzernchef Müller Ende August im Gespräch im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Analysten schätzten die möglichen Strafzahlungen im Zuge des Dieselskandals zuletzt auf 20 bis 30 Milliarden Euro. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hatte ursprünglich gar die Horrorsumme von 100 Milliarden Euro in den Raum gestellt.

Kredite in Höhe von 20 Milliarden Euro gesichert 

Wie verkraftet ein Unternehmen diese exorbitanten Forderungen? Mit Rücklagen in zweistelliger Milliardenhöhe, die es über die Jahrzehnte aufgebaut hat, einer Kreditlinie über 20 Milliarden Euro und Sparmaßnahmen.

Dass sich Anleger trotzdem keine existenziellen Sorgen zu machen scheinen, beweist die relativ robuste Entwicklung des Aktienkurses, der sich nach dem dramatischen Absturz vor einem Jahr, als Kursverluste von 40 Prozent binnen einer Woche eingefahren wurden, recht solide entwickelt hat.

Volkswagen-Aktie hält sich robust 

Bei Kursen von 122 Euro notieren die im Dax geführten Vorzugsaktien ziemlich genau auf dem Niveau, auf das das Papier am Tag nach Bekanntgabe des Abgasskandals gefallen war. Von den 52-Wochen-Tiefs unter 100 Euro hat sich die Aktie ordentlich erholt, auch wenn Anleger seit Jahresbeginn über ein Minus von acht Prozent klagen.

Nach Analystenmeinung sind die Anteilscheine von Deutschlands größtem Arbeitgeber weiter schwer umkämpt: Während die Deutsche Bank und Commerzbank Volkswagen als Halteposition betrachten, rät die Wall Street-Institution Goldman Sachs weiter dazu, sich von VW-Aktien zu trennen.

Dass noch ein weiter Weg bis zur Rückkehr zur Normalität geschweige denn der alten Stärkte vor Europas größtem Automobilkonzern liegt, weiß auch Konzernchef Müller: „Wir brauchen Geduld, der Transformationsprozess ist nicht morgen abgeschlossen. Vertrauen ist schnell verspielt. Aber man braucht Jahre, um es zurückzubekommen, und so wird es auch bei uns sein“, erklärte der 63-Jährige unlängst der Tageszeitung „Die Welt“.

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