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Spotify: Der Streaming-Pionier, der keine Angst vor Apple hat

Spotify - eine Erfolgsgeschichte aus Schweden. (Bild: dpa)
Spotify - eine Erfolgsgeschichte aus Schweden. (Bild: dpa)

Es ist eine Seltenheit in der vom Silicon Valley bestimmten Internet-Industrie: ein Marktführer aus Europa. Tatsächlich nunmehr schon seit zehn Jahren streamt Spotify Musik rund um den Globus. Kein Rivale kann mit den Schweden bislang mithalten – nicht einmal Tech-Schwergewicht Apple. Doch können die Schweden dem wertvollsten Konzern der Welt auf Dauer trotzen?

Man muss Daniel Ek eines lassen: Der gerade mal 33-jährige Schwede mischt seit einem Jahrzehnt die Musikindustrie auf wie es seit Steve Jobs niemand mehr getan hat. Der Apple-Gründer revolutionierte die notorisch schwindsüchtige Branche bekanntermaßen Anfang des Jahrtausends mit der Einführung des MP3-Players iPod und dem iTunes Music Store, der die Möglichkeit bot, digital Musik zu kaufen – und zwar auch einzelne Songs.

„Die Leute wollen, dass ihnen die Musik gehört“, erteilte der passionierte Bob Dylan-Fan Ausleih-Abonnements, die damals bereits kursierten, eine deutliche Absage. Für Apple ging die Rechnung ein Jahrzehnt mit steigenden Verkäufen auf, bis die Zahl der Downloads schließlich 2014 nachließ.

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10 Jahre Spotify: Steve Jobs widerlegt

Der Grund: Die vor allem jüngeren Nutzer hatten offenkundig immer weniger das Bedürfnis, die Musik zu besitzen – sie wollten sie schlicht hören. Die Möglichkeit dazu bietet seit 2006 auf legalem Wege der von Ek gegründete schwedische Anbieter Spotify, der ein kaum weniger revolutionäres Geschäftsmodell einführte.

Nutzer können Songs via Streaming hören: Entweder kostenlos, wenn sie kein Problem mit Werbeeinblendungen haben, die alle drei, vier Songs den Hörgenuss unterbrechen oder als zahlender Abonnement. Für 10 Euro / Dollar im Monat bekommen Spotify-Nutzer unbegrenzten Zugang zum gesamten Musikarchiv der Schweden, das über 30 Millionen Songs umfasst.

Apple launcht mit Apple Music eigenes Streaming-Angebot…

Der Zuspruch ist grenzenlos: Mehr als 100 Millionen Nutzer zählt Spotify inzwischen – stolze 30 Millionen Mitglieder zahlen bereits. Spotifys Siegeszug ist so nachhaltig, dass inzwischen auch Apple bei digitaler Musikverbreitung aufs Streaming setzt.

Mit 800 Millionen iTunes-Konten im Rücken startete der wertvollste Konzern der Welt schließlich mit viel Medienbuhei und einem großzügigen dreimonatigem Testzeitraum im vergangenen Juni sein eigenes Streaming-Angebot Apple Music, das monatlich für Einzelnutzer ebenso viel kostet wie Spotify.

Vater des Erfolges: Der 33-jährige Daniel Ek. (Bild: dpa)
Vater des Erfolges: Der 33-jährige Daniel Ek. (Bild: dpa)

… Spotify wächst trotzdem schneller

Doch der schnelle Triumphzug blieb aus. Knapp ein Jahr später liegt Apple Music mit 13 Millionen zahlenden Nutzern noch immer deutlich hinter dem schwedischen Platzhirsch, der behauptet, sogar vom großen Rivalen aus Cupertino profitiert zu haben.

„Seit dem Launch von Apple Music wachsen wir schneller und gewinnen mehr Nutzer als je zuvor“, erklärte Vizepräsident Jonathan Forster vor wenigen Wochen gegenüber dem Nachrichtendienst Reuters. „Es ist fantastisch, dass Apple dabei ist. Sie verschaffen Streaming mehr Aufmerksamkeit. Es ist nämlich ziemlich schwierig, eine neue Industrie allein aufzubauen.“

Ärger mit Taylor Swift schadet Spotify nicht 

Selbst eine erbitterte Auseinandersetzung mit US-Popikone Taylor Swift konnte den Schweden nichts anhaben. Die US-Sirene ließ Spotify medienwirksam auflaufen, nachdem sie ihre Alben zunächst zum Streaming bereitgestellt hatte, dann aber über zu geringe Erlöse geklagt hatte.  

„Die Musikindustrie verändert sich so schnell, so dass sich alles Neue – etwa Spotify – wie ein großes Experiment anfühlt. Und ich möchte nicht mein Lebenswerk für ein Experiment zur Verfügung stellen“, erklärte Swift dramatisch – und zog ihre Alben zurück, nur um sie wenig später bei Apple Music anzubieten, wo sie inzwischen auch als Werbeträgerin aktiv ist. „Ich fand es ironisch, dass ein Multimilliarden-Unternehmen mit Demut auf meine Kritik reagierte, während ein Start-up ohne Cashflow reagierte wie eine Maschine aus der Geschäftswelt“, legte Swift nach.

Mehr Umsatz, mehr Verluste

Legt man die Konzernbilanz zugrunde, hat die 26-Jährige „Shake it off“-Sängerin die Argumente auf ihrer Seite, denn Spotify arbeitet tatsächlich auch im zehnten Jahr des Firmenbestehens weiter unprofitabel.

2015 verloren die Schweden mit 173 Millionen Euro so viel Geld wie nie; das Minus weitete sich um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr aus, als noch 165 Millionen Euro Verlust realisiert wurden. Doch gleichzeitig explodierten die Umsätze von 1,08 Milliarden rasant auf nunmehr bereits 1,95 Milliarden Euro. In anderen Worten: Die Erlöse wachsen weitaus größer als das Minus – die Hoffnung auf mittelfristig schwarze Zahlen ist damit weiter intakt.      

Lesen Sie hier, wie Daniel Ek die massiven Verluste erklärt

Schon über 7 Milliarden Dollar wert – IPO in Vorbereitung

Die Aussicht auf baldige Profitabilität dürfte Daniel Ek fest im Blick haben, schließlich wird in Branchenmedien längst über den nächsten Meilenstein spekuliert – den lang erwarteten Börsengang. Dass der umtriebige Stockholmer CEO ein IPO anzustreben scheint, legt die jüngste Finanzierungsrunde nahe, in der die Geldgeber einen größeren Discount auf Spotify-Anteile bekommen, je länger sich der Börsengang hinauszögert.

Wenn die Schweden tatsächlich an der Wall Street debütieren, dürfte aus dem Stand ein neues Internet-Schwergewicht entstehen, das es nach dem mutmaßlichen Börsenwert wohl schon mit Twitter & Co aufnehmen könnte. Am Sekundärmarkt wurde Spotify zuletzt bereits mit mehr als 8 Milliarden Dollar bewertet. Das sind Dimensionen, die auch Taylor Swift Respekt abnötigen müssten…

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