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Twitters Tiefflug: Es hat sich ausgezwitschert

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Die neuste Quartalsbilanz beweist: Es steht nicht gut um Twitter. (Bild: dpa)

Was ist nur mit dem früheren Social Media-Darling Twitter los? An der Börse wird der 140-Zeichen-Dienst geschlachtet als stünde das Ende bevor, auf das die Branchenpresse bereits spekuliert. Die neuste Quartalsbilanz beweist: Es steht nicht gut um Twitter. 

Es ist eines der großen Rätsel der jüngeren Internet-Geschichte: Wie konnte Twitter nur so abstürzen? Sieben Jahre ist es nun schon fast her, als der Kurznachrichtendienst bei Talkshow-Queen Oprah Winfrey dem Massenpublikum vorgestellt wurde: Auf 140 Zeichen teilte man der Welt mit, was einen gerade beschäftigte. Ein Tweet, das war die SMS an alle

Die Popkultur, Promis und Politik sprangen schnell auf. Twitter, das war der hippere Gegenentwurf zu Facebook, auf dem gelegentlich mal ein Foto gepostet oder ein Status kommentiert wurde. Twitter, das war Echtzeit. Twitter war sehr, sehr cool.  

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Ist Twitter das neue MySpace?

Doch das ist Jahre her. Wer Teenager oder Millenials heute nach einer coolen App fragt, die das Lebensgefühl der Generation von 15 bis 30 transportiert, dürfte abwechselnd eine der beiden Antworten bekommen: Snapchat oder Instagram, während für die Älteren Facebook nicht mehr aus dem Internet-Alltag wegzudenken ist. Nur Twitter ist irgendwie immer öfter out.

Können 320 Millionen Nutzer, die den 140-Zeichen-Dienst noch nutzen, nun irren? Es wäre nicht der erste Irrtum in der Geschichte des Internets im dreistelligen Millionenbereich – MySpace hatte 2007 als erstes Social Network100 Millionen Mitglieder versammelt, dann kam Facebook.

Endzeitstimmung bei US-Medien: Das Ende von Twitter 

Tag für Tag sieht Twitter nun mehr wie MySpace aus. Auf „Das Ende von Twitter“ bereitete The New Yorker seine Leser schon vor, während das Techportal Mashable jüngst „Twitters schwärzeste Stunde“ ausmachte.

Blickt man auf die Kursentwicklung der Aktie, muss man die Feststellung praktisch täglich nachjustieren – Twitter taumelt von Allzeittief zu Allzeittief. Bis auf unter 15 Dollar ist das Papier inzwischen eingebrochen, bei 75 Dollar lag einst vor rund zwei Jahren das Allzeithoch – 80 Prozent, einfach weg. Allein in den ersten sechs Wochen seit Jahresbeginn belaufen sich die Verluste schon auf knapp 40 Prozent.    

Verpasste Chancen

Das große Versäumnis des Twitter-Managements besteht neben der bis heute fehlenden Profitabilität darin, nie schlüssig erklärt zu haben, was der 140-Zeichen-Dienst eigentlich ist oder sein will. „Die Welt weiß nicht, was Twitter ist und wir auch nicht – aber das ist ok“, stellte Mitbegründer Jack Dorsey 2011 noch fest.

Anno 2016 ist das gar nicht ok, sondern ein Armutszeugnis. In wenigen Wochen wird Twitter zehn Jahre – eine halbe Ewigkeit im Internetzeitalter. Wenn es der einstige Social Media-Liebling bis heute nicht geschafft hat, in seine Rolle als Alternative zu Facebook hineinzuwachsen, wann dann?

Die zahlreichen Anpassungen und Absichtserklärungen von Mitgründer Jack Dorsey, der die Rolle als Vorstandschef von Dick Costolo im vergangenem Sommer übernommen hat, wirken inzwischen wie blanker Aktionismus: Mal wird in den ersten Ländern ein News-Feature namens Moments eingeführt, mal als Favoriten-Symbol der Stern durch ein Herz ersetzt, mal eine Anordnung der Tweets nach Algorithmus als neue Option angeboten, während eine deutlich erweiterte Zeichenlänge in Aussicht gestellt wird. Man könnte die zahlreichen Änderungen auch Aktionismus nennen.

Umsätze ziehen noch um 48 Prozent an 

Dass die Wall Street inzwischen längst keine Geduld mehr mit Twitter hat, bewies die gestern nach Handelsschluss vorgelegte Quartalsbilanz, die per se gar nicht mal schlecht ausgefallen war.  Immerhin um 48 Prozent konnte der Kurznachrichtendienst seine Umsätze im Weihnachtsquartal auf nunmehr 710 Millionen Dollar noch steigern – und dabei genau die Wall Street-Erwartungen treffen.

Der Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen fiel mit 16 Cent je Aktie gar höher aus als von Analysten erwartet. Unterm Strich bleibt Twitter aber weiter tief in den roten Zahlen – abermals 90 Millionen Dollar wurden allein im Weihnachtsquartal verloren. Im Gesamtjahr 2015 summierte sich das Minus sogar auf mehr als eine halbe Milliarde Dollar.

Erstmals Nutzerrückgang

Was für die Wall Street aber noch schwerer wiegt, ist die Mitgliederentwicklung, die im Vergleich zum Vorquartal offiziell stagniert, nach Abzug von weniger relevanten SMS-Nutzern, die Tweets auf ihr Handy gepusht bekommen, aber sogar erstmals leicht schrumpft.

Nach 307 Millionen monatlich aktiven Nutzern im September-Quartal waren drei Monate später nun zwei Millionen weniger auf Twitter aktiv. Auch auf dem Heimatmarkt USA, auf dem immer noch fast zwei Drittel der Umsätze erzielt werden, war erstmals ein Abwärtstrend zu beobachten: 65 Millionen Amerikaner nutzten im letzten Quartal noch den 140 Zeichen-Dienst – eine Million weniger als noch ein Quartal zuvor.

Die Wall Street gibt Twitter auf

Konzernchef Jack Dorsey bemühte sich in der anschließenden Telefonkonferenz, die Negativdynamik klein zu reden und durch zahlreiche Änderungen Aufbruchsstimmung zu verbreiten – so soll eine Rückkehr zum Nutzerwachstum im Januar bereits wieder zu beobachten sein.

Allein: Die Wall Street glaubt offenbar nicht mehr an eine Trendwende. Reflexartig stürzten Twitter-Aktien nach Bekanntgabe der Dezember-Bilanz um 13 Prozent ab, ehe Anleger die Verluste begrenzten. Trotzdem notiert Twitter bei Kursen um 14 Dollar weiter auf Allzeittiefs.

Wie weit der frühere Social Media-Star, der zu Spitzenzeiten einmal kurzzeitig 50 Milliarden Dollar wert war, inzwischen zurückgefallen ist, macht ein Vergleich zur jüngeren Konkurrenz deutlich: Die privat geführten Start-ups Snapchat und Pinterest sind am Sekundärmarkt schon mehr wert als Twitter an der New Yorker Traditionsbörse NYSE. Keine 10 Milliarden Dollar bewilligt die Wall Street inzwischen mehr für Twitter – zumindest an der Börse hat es sich mittlerweile ausgezwitschert.

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