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Mark Zuckerberg: Der introvertierte Weltvernetzer

Mark Zuckerberg, Facebook's co-founder and chief executive introduces 'Home' a Facebook app suite that integrates with Android during a Facebook press event in Menlo Park, in this California, April 4, 2013, file photo. REUTERS/Robert Galbraith/Files

Es ist die größte Comebackstory des laufenden Börsenjahres. Nach einem völlig verunglückten IPO wächst Facebook an den Aktienmärkten dank des Booms der mobilen Werbeerlöse förmlich über sich hinaus, wie auch die jüngsten Quartalszahlen beweisen. Dabei würde es das inzwischen drittwertvollste Internet-Unternehmen der Welt wahrscheinlich gar nicht geben, wenn Gründer Mark Zuckerberg nicht von einer Ex-Freundin enttäuscht worden wäre...

Nur die Liebe zählt: "Jessica A. ist ein Miststück. Ich brauche etwas, um sie aus dem Kopf zu kriegen", tippte ein 19-jähriger Harvard-Student, den gerade die Freundin verlassen hatte, wütend in seinen Blog. Wenig später kam ihm in der Einsamkeit der Studentenbude beim Durchblättern durch die Jahrbücher des Geistesblitz: Ging es nicht auch im Internetzeitalter wie im Alten Rom zu? Daumen hoch oder runter, das war die Frage.

"Ich mag die Idee, Leute miteinander zu vergleichen", schrieb der Student mit Liebeskummer in sein Online-Tagebuch. "Leute zu bewerten, geht viel weiter, als Punkte bei Hot-or-Not-Spielchen zu vergeben. Dafür brauche ich viele Bilder. Leider bietet Harvard aber kein zentrales Jahrbuch an. Ich muss sie mir also wohl von den einzelnen Häusern besorgen..." Kolportierte zwei Stunden später hatte der Student nicht nur die Jahrbücher, sondern sie auch auf eine Anwendung programmiert, die die Keimzelle einer Idee sein sollte, die die Welt am Ende so fundamental verändern sollte, wie wenig andere Dinge in den vergangenen zehn Jahren.

Gründung 2003/04: Von Facemash zu Facebook binnen weniger Monate

Es passierte fast auf den Tag genau vor einem Jahrzehnt: Am 28. Oktober 2003 ging für wenige Stunden die Webseite Facemash online, die sich wie ein Lauffeuer in der Elite-Universität verbreitete – und dann am nächsten Tag abgeschaltet wurde. Der 19-jährige Student kam mit einem Verweis davon, doch etwas war ins Rollen gekommen. Dieser Student war Mark Zuckerberg.

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Der Rest ist Geschichte – und sogar Teil der Popkultur. Hollywood hat die verworrenen Gründungstage von Facebook verfilmt und den 19-jährigen Gründer dabei nicht besonders gut aussehen lassen. Über Jahre zog sich die gerichtliche Auseinandersetzung mit den Vinklevoss-Brüdern, die behaupteten, die eigentliche Idee zu dem, was Zuckerberg dann als TheFacebook.com programmierte und am 4. Februar 2004 in die Webwelt schickte, käme von ihnen als Auftrag.

Friendster und MySpace kamen Facebook zuvor

Zu sehen war dies: Ein Internet-Netzwerk, das das Hot-or-Not-Prinzip weiterdachte. Facebook war mehr als ein Online-Adressbuch – es war der virtuelle Kontakthof, den der schüchterne Nerd Zuckerberg nie hatte. Bis heute wirkt Zuckerberg so, als wäre ihm in der Öffentlichkeit nicht wohl – in der Anonymität des Internets erschuf der Student jedoch das größte aller Netzwerke.

Dabei war die Idee einer Online–Community keinesfalls neu. In virtuellen Städten wie GeoCities oder SecondLife führten Nutzer Jahre zuvor ein virtuelles Leben, während mit Friendster und MySpace 2002 und 2003 zwei beliebte soziale Netzwerke vor Facebook entstanden. Wie sooft in der Technologiebranche dokumentiert auch der phänomenale Aufstieg von Facebookdas alte Victor Hugo-Bonmot, dass "nichts mächtiger ist als eine Idee, deren Zeit gekommen ist".

Mission Statement: "Die Welt zu einem vernetzteren Ort zu machen"

Mark Zuckerbergs Grundidee hat sich in den zehn Jahren nicht verändert. Sein Mission Statement lautet: "Die Welt zu einem vernetzteren Ort zu machen." Das ist dem heute 29-Jährigen fraglos gelungen.

Die 100 Millionen-Marke knackte Facebook 2008, die Schallmauer der Milliarde fiel im vergangenen Sommer. Doch Zuckerberg will mehr: "Die Ergebnisse zeigen, dass wir bestens auf die nächste Phase unserer Unternehmensentwicklung vorbereitet sind, nämlich: die nächsten fünf Milliarden Menschen online zu bringen", erklärte Konzernchef Mark Zuckerberg gestern am Rande der neuen Quartalsbilanz.

Achterbahnfahrt an der Börse: Erst desaströses IPO, dann rasante Rallye

Die Ergebnisse? Fielen tatsächlich so furios aus, wie es die Wall Street Facebook bis vor wenigen Monaten noch nicht zugetraut hatte. Lange Zeit sah es so aus, als wäre Facebook ein soziales Netzwerk für prokrastinierende Onliner, die gepflegt ihre Zeit mit Status-Updates und Urlaubsfotos vertrödeln, aber ein ähnlich rentables Geschäftsmodell wie der große Rivale Google nicht nachweisen konnte.

Der Börsengang im vergangenen Jahr geriet zum Desaster. Für 38 Dollar an der Nasdaq platziert, sackte die Facebook-Aktie binnen weniger Monate bis auf 17,55 Dollar durch. Ein Jahr später nun die Steigerung von 200 Prozent.

Mobiler Werbeboom macht Facebook zum Börsenstar

Woher die große Trendwende kommt, machte die gestern nach Handelsschluss vorgelegte Konzernbilanz deutlich: Facebook beschleunigte sein Umsatzwachstum, das sich seit Jahren verlangsamt hatte, wieder und konnte eine satte Steigerung von 60 Prozent ausweisen. Und inzwischen verdient der Social Media-Liebling auch prächtig: Immerhin schon 425 Millionen Dollar blieben unter dem Strich hängen – vor zwölf Monaten schrieb Facebook noch Verluste.

Treiber der Geschäftsentwicklung ist der mobile Werbeboom. Immer häufiger wird Facebook über die Smartphone-App genutzt als am Desktop. Inzwischen monetarisiert Facebook die Nutzung auch durch die Einblendung von gesponserten Anzeigen in mobilen Apps – bereits 49 Prozent der Werbeumsätze erzielt das weltgrößte Social Netzwerk auf diese Weise.

Die boomende Konzerntochter Instagram, die Facebook auf persönliche Initiative von Zuckerberg im April 2012 übernommen hatte, trägt dazu noch nicht mal etwas bei – das Foto-Netzwerk ist weiter werbefrei. Noch. Angesichts des großen Wachstumspotenzials scheint es um Facebooks Zukunft aktuell besser denn je bestellt.

Der introvertierte Gründer arbeitet an sich

Und wer weiß, zu was der inzwischen ikonisch verehrte Gründer in seiner Lebensdekade imstande ist? Im nächsten Jahr wird Zuckerberg 30. Seit ein paar Jahren macht der Studienabbrecher jeden Tag für zwölf Monate eine Sache, die ihm eigentlich schwerfällt. Mandarin lernen. Oder einen Schlips tragen.

Und im vergangenen Jahr sogar immer eine neue Person außerhalb Facebooks kennenlernen. "Das ist leichter getan als gedacht", scherzte der introvertierte Gründer zuletzt. Nicht auszudenken, wenn Zuckerberg eher diese Fähigkeit besessen hätte – die Welt wäre vielleicht um ihr größtes Netzwerk ärmer...