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10 Phasen, die jeder Aldi-Kunde kennt

Dem Discount-Giganten entkommt niemand. (Bild: dpa)
Dem Discount-Giganten entkommt niemand. (Bild: dpa)

Nicht jeder macht es gerne und erzählt es seinen Freunden und Kollegen, doch fast jeder tut es irgendwann: bei Aldi einkaufen. Dabei ist jeder Einkauf bei Deutschlands umsatzstärkstem Discounter ein Erlebnis – nur eben keins wie aus dem Hochglanzmagazin. Wie es ist, wenn man als unregelmäßiger Kunde bei Aldi fürs Wochenende einkauft: Von frischen Eiern aus Bodenhaltung über Computer-Monitore in verschlossenen Vitrinen bis zur bekannten Markenware im Kühlregal…

1. Die Vorbereitung und die 20 Euro-Wette
Es ist wieder so weit: Der Wochenend-Einkauf steht bevor – und irgendwo muss man ja sparen. Also auf zu Aldi! Dass der Einkauf keine Spaßveranstaltung wie bei Ikea wird – schon klar. Dafür bin ich hoffentlich auch schon nach 15 Minuten wieder raus.

Damit es schnell geht, ergänze ich meine Einkaufsliste auf dem Smartphone – von Milch, Eiern, Lachs über Toilettenpapier bis zu Handschuhen, wir haben ja schließlich bald Winter. Ich schließe zudem eine Wette mit mir ab: Ob ich mit 20 Euro hinkomme, ohne dass ich auf etwas verzichten muss? Ich glaube, das ist zu machen.

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2. Der Schock beim Ankommen
Man gewöhnt sich ja an fast alles – nur daran nicht: den Moment, wenn man einen Aldi-Markt betritt. Es ist einfach kein schöner Anblick. Ja, das ist der Grund, warum in einigen Minuten mehr Euro in meinem Portemonnaie bleiben als beim Gang zu Edeka oder Rewe, aber meinen Augen tut das trotzdem weh: diese kahlen weißen Wände, diese tiefen Decken mit Neonröhren wie in einer Schul-Aula aus den 70ern, diese Papp-Behälter, in denen sich alles stapelt. „Discount ist die Kunst des Weglassens“, lautet ja die Branchenformel des Aldi-Erfolges. Aber es ist nicht mal ein farbiger Anstrich drin – oder lenkt mich das von meinem Einkaufseifer ab? Egal, ich bin ja schließlich nicht zum Spaß hier…

3. Süßigkeiten, endlich wieder Süßigkeiten…
Oder doch? Um mir vom Start weg so etwas wie gute Laune zu verschaffen, folgt gleich nach dem 6er-Pack Mineralwasser (die 1-Liter-Flasch zu 25 Cent) der Griff zu Süßigkeiten: Alles so billig hier, da kann man schon mal zulangen! Ob ich das auch tun würde, wenn die No Name-Schokobananen (69 Cent!), die leckeren Vollmilch-Baumkuchenspitzen und die günstigeren Mint-Täfelchen, von denen ich doppelt so viel Gramm bekomme wie bei einer Packung After Eight, kurz vor der Kasse platziert worden wären, wie bei den Vollsortimentern? Zumindest wären bestimmt nicht gleich drei Dinge in meinem Einkaufswagen gelandet, die eigentlich gar nicht auf meinem Einkaufszettel stehen…

4. River Cola, nein danke!
Ich bin ja einer der unverbesserlichen Genuss-Käufer, die nicht nur Schokolade mögen, sondern auch ab und an zur Cola greifen – am liebsten zu Original Hamburger fritz kola, aber die bekomme ich natürlich nicht bei Aldi. Darf es auch die Hausmarke River Cola sein? Schon die Vorstellung, ein Sechserpack 1,5-Liter-Zuckerwasser in meinen Einkaufswagen zu platzieren, verbessert nicht meine Laune – das wäre eindeutig zu viel des Guten.

Günstig ist die Ersatz-Cola allerdings: Ganze 39 Cent kostet die 1,5-Liter-Flasche nur – nicht mal die Hälfte von einer 1,25-Liter-Coca Cola-Flasche (89 Cent), die der 1962 von den Brüdern Karl und Theo Albrecht gegründete Einzelhandelsriese seit einigen Jahren auch führt. Man kann nicht sagen, dass man nicht die Wahl hätte…

5. Es gibt Lachs, Baby!
Zurück zum Wesentlichen auf dem Einkaufszettel: dem Wochenend-Essen. Als Fisch-Fan, der seine Euros oft auf dem Wochenmarkt für teuren Biofisch lässt, bin ich neugierig, was Deutschlands größter Discounter zu bieten hat. Ganz billig ist die Alternative nicht: Das 300 Gramm-Stück Biolachs kostet 3,99 Euro – das fällt wohl eindeutig unter Qualitätsware. Ich greife zweimal in die Tiefkühltruhe…

6. Obst und Gemüse – alles Bio, oder was?
Wo wir gerade bei gesunden Sachen sind: Frisches Obst und Gemüse muss natürlich sein. 4 abgepackte Bio-Äpfel Holsteiner Cox sammle ich für 2 Euro ein, das ist nicht unbedingt günstiger als bei Edeka oder Rewe, aber es muss ja nicht jede Position ein Schnäppchen sein. Die Prinzessbohnen (500 Gramm zu 1,69 Euro) sehen auch gut aus, passen zwar nicht unbedingt zum Lachs, kommen aber dann Sonntag auf den Teller.

Passend dazu: Eine Packung Bio-Möhren für weniger als ein Euro – kann man machen. Mehr Frische gibt’s von der Hausmarke „GutBio“: 6 Bio-Eier für 1,39 Euro oder eine Packung mit 10 Eiern aus Bodenhaltung für nur 99 Cent – das ist hier die Frage. Ich kann mich nicht entscheiden. Noch Brot? „Mehrmals täglich für Sie gebacken“, lautet das Frische-Versprechen, aber das Baguette ist morgen eh hart.

7. Skurrilitäten-Kabinett: Die Zeitschriften-Ecke, Monitore, Oberhemden
Unterbrochen wird meine gesunde Einkaufsphase von einem Blick neben die Brotbox: Eingezwängt auf gefühlten zwei Quadratmetern befindet sich dort plötzlich die Zeitungsecke. Bei Aldi scheinen noch die goldenen 80er-Jahre der Printmedien nicht zu Ende gegangen zu sein: Die Springer-Presse dominiert weiter alles – mit Bild, Bild der Frau, der Auto Bild und Computer Bild sollen Aldi-Kunden gelockt werden; auch den Stern, Focus und die Landlust entdecke ich unter den Bergen von Programm- und Frauenzeitschriften schließlich noch…

Kaum drehe ich mich um und steuere in die Mitte des Marktes, stoße ich auf die nächste Skurrilität: Eine abgeschlossene Vitrine beherbergt als Ausstellungsstücke zwei Monitore der Tech-Tochter Medion. Wie Relikte aus der Steinzeit schauen mich diese beiden Unikate an: Ein 68,6 cm (der 27-Zoll-Hinweis steht in Klammern) großer LED Backlight Monitor für 199 Euro und ein 69,9 cm großer Smart-TV-Fernseher für 249 Euro.

Dazu in der Vitrine: zwei Schilder. Auf dem einen zu lesen: eine kaum lesbare Werbung für den neuen Streaming-Dienst Aldi Life. Auf dem anderen der Hinweis: „Bei Interesse sprechen Sie uns an. Ihr Aldi Team“. Das ist so unglaublich antiquiert, dass ich laut losprusten muss. Bei Interesse sprechen Sie uns an. Vielleicht öffnen wir dann die Vitrine und Sie können den Monitor einmal aus der Nähe betrachten. Und wenn Sie großes Glück haben, haben wir vielleicht einen originalverpackten Monitor im Lager. Und wenn nicht, gibt es in allen großen Verbraucherelektronikmärkten oder bei Amazon zu vergleichbaren Preisen zig Display-Angebote von Samsung, LG, usw, usf.

Ziemlich fassungslos schiebe ich meinen Einkaufswagen weiter und bleibe kaum drei Meter weiter nun beim Mode-Sortiment hängen. Der Anblick ist kaum weniger gruselig: Ein Cellophan verschweißtes Oberhemd „Royal Class“ (Reine Baumwolle – bügelfrei) in Größe 42 für 11,99 Euro – das sind Sommerschlussverkaufspreise von H&M. Rationale Argumente gegen ein solches Hemd habe ich nicht. Felsenfest steht nur: Ich würde mit einem solchen Von-der-Stange-Spießer-Hemd nicht rumlaufen, sondern eher frieren. Apropos: Für einen Euro mehr gibt es einen Handgriff entfernt übrigens eine Winterjacke („Normal regular fit“). Und dann stoße ich doch noch auf Handschuhe: Strickhandschuhe für 3,99 Euro werden mir angeboten, aber sorry Aldi – ich möchte nicht jeden Tag mit dir herumlaufen…

8. Markenware en Masse: Babybel, Milchschnitte, Nivea
Wo wir über Aldi-Marken sprechen:Es gibt ja dieses Vorurteil, dass man bei Aldi nur die günstige Hausmarke bekommt. Das stimmt so wirklich nicht mehr: Der Discount-Platzhirsch, der seit vielen Dekaden auf Eigenkreationen setzt, bietet seinen Kunden immer
öfter eingeführte Markenware an.

Toffifee, Knoppers und die Kinder Überraschung empfangen mich gleich am Eingang in der Schoko-Abteilung, Babygel-Käse und die Milchschnitte gibt es im Kühlbereich, Nivea in Hülle und Fülle (die klassische Creme, Body Lotion und sogar – warum auch immer im Winter – Sonnenschutzmittel) im Pflegebereich. Wieder ein paar Pluspunkte gesammelt…

9. Einen guten Wein, bitte
Zu guter Letzt: Darf’s noch ein guter Tropfen sein? Es geht ziemlich billig los: 1,99 Euro für einen Blauen Zweigelt – irgendwie fies, dass man bei dem Preis einen Fusel vermutet, der der Wein bestimmt nicht ist. Den Käfer-Wein Hugo Rose gibt’s sogar schon ab 1,59 Euro, Alba Herzog Sekt auch schon für 2,39 Euro. Wie soll man da entscheiden? Dann fällt mir ein Shiraz Cabernet ins Auge: Ich hatte schon immer ein Faible für australische Weine, aber noch nie einen für 2,49 Euro bekommen. Her damit!

10. Der Blick auf den Kassenzettel: Auf Wiedersehen mit einem guten Gefühl
Nun wird es ernst: Der Gang zur Kasse naht. Ich habe das Gefühl, alles zu haben, aber irgendwas ist ja immer. Bei der Kassiererin angekommen (ich verliere mich im Gedanken, wie viele Kunden die am Tag wohl abkassiert – 200, 300 oder sind es gar 500?!), fällt es mir siedend heiß ein: Das Toilettenpapier stand ja auch noch auf der Liste. Egal, die Schlange ist zu lang, um noch mal auszuscheren.

Schon kommt die Rechnung: 21,73 Euro, bitte – für 12 oder 13 Teile. Die 20 Euro-Wette hätte ich verloren, aber wie jeder Wochenendeinkäufer habe ich schließlich mehr gekauft als ich auf der Liste hatte. Wer hätte das gedacht: Ich gehe mit einem besseren Gefühl als ich gekommen bin. Und doch: Der nächste Aldi-Einkauf kann gerne ein paar Monate warten…

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