Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.608,16
    +110,22 (+0,60%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.003,54
    +19,87 (+0,40%)
     
  • Dow Jones 30

    38.328,53
    -357,79 (-0,92%)
     
  • Gold

    2.363,50
    +17,70 (+0,75%)
     
  • EUR/USD

    1,0887
    +0,0033 (+0,30%)
     
  • Bitcoin EUR

    63.684,99
    +1.210,17 (+1,94%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.494,01
    +26,07 (+1,78%)
     
  • Öl (Brent)

    74,48
    -2,51 (-3,26%)
     
  • MDAX

    26.963,49
    +246,69 (+0,92%)
     
  • TecDAX

    3.367,64
    +31,51 (+0,94%)
     
  • SDAX

    15.189,54
    +66,42 (+0,44%)
     
  • Nikkei 225

    38.923,03
    +435,13 (+1,13%)
     
  • FTSE 100

    8.262,75
    -12,63 (-0,15%)
     
  • CAC 40

    7.998,02
    +5,15 (+0,06%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.710,72
    -24,29 (-0,15%)
     

Nestlé, Danone und die Inflationswende: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Boris Groendahl über Marken-Milchkaffee. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Volumen vor Preis

Bei der Analyse der Inflationstreiber lautete eine Preisfrage im letzten Jahr, welchen Anteil steigende Gewinnmargen daran hatten, dass sich die Teuerung auf zweistellige Prozentsätze hochschraubte. Je nach Analyse und polemischem Eifer wurden schöne Begriffe wie Excuseflation, Greedflation, Sellers’ Inflation und Shrinkflation gefunden, hier noch einmal nachzulesen. Prügelknaben der Öffentlichkeit waren nicht zuletzt Marken wie Nestlé oder Danone, die jeder aus dem Supermarkt kennt und die Gewinne und Margen mit Preiserhöhungen absicherten.

WERBUNG

Dass sich das Blatt nun wenden könnte, war heute bei beiden Nahrungsmittelkonzernen am Ausblick für das laufende Jahr abzulesen. Nestlé-Chef Mark Schneider gab als Motto wieder Volumenwachstum und Produktmix aus — mit anderen Worten, man will jene Verbraucher wieder zurückgewinnen, die die Teuerung zu billigeren Handelsmarken getrieben hat. Bei Danone klang es ähnlich.

Dass das mit weiteren Preiserhöhungen kaum zu erreichen sein wird, dürfte die Währungshüter in Frankfurt und anderswo freuen. Zuletzt sah der Trend in einer Umfrage des Ifo-Instituts noch anders aus, die wieder stärkere Preisanstiege bei Nahrungsmitteln und Getränken erwarten ließ. Die Aktionäre des Giganten aus der Westschweiz sind heute allerdings weniger begeistert — die Aktie sinkt zeitweise auf das niedrigste Niveau seit vier Jahren.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Verena Sepp: Läuft (teilweise), Boom, Marianne und Michel, nur keine erneute Blöße, und grünes Pfeifen im Walde.

Läuft (teilweise)

Der deutschen Industrie geht es schlecht, aber so schlecht auch nicht, beziehungsweise: es läuft doch. Beispiel Gerresheimer: Angesichts eines hohen Auftragsbestands rechnet der Pharmaverpackungsspezialist 2024 mit bis zu 12% Gewinnanstieg und weiterem Wachstum danach. An der Börse geht es 13% nach oben, womit das KGV für den erwarteten Jahresgewinn bei knapp 20 liegt. Bremsen-Weltmarktführer Knorr-Bremse meldet Rekord-Zahlen für Umsatz und Aufträge sowie steigende Margen. Die Aktie klettert 6% und zeigt ein KGV von knapp 19. Wer es günstiger mag, setzt auf Luxusautos: Angesichts eines neuen Aktienrückkaufs in Milliardenumfang steigen die Mercedes-Titel heute rund 5%. Wie stark die Besorgnis zum Konjunkturumfeld, dem Thema China und dem Erfolgspotenzial des E-Autos-Segments (siehe unten) sind, zeigt das KGV von 5,5. Mehrprozentig abwärts geht es für Nestlé, da Preiserhöhungen den Kunden des Nahrungsmittelriesen den Appetit verdorben haben. Die Aktienbewertung liegt beim 19fachen des erwarteten Gewinns. Wer das für zu niedrig hält, kann zum tiefsten Kurs seit 2020 zugreifen.

Boom

Der spektakuläre Gewinnbericht von Nvidia hat den Aktienkurs des Chipriesen mehr als 10% in die Höhe schnellen lassen und dem Markt versichert, dass der Boom der künstlichen Intelligenz noch immer anhält. Beim bereinigten Gewinn je Aktie berichtete der Spezialist für die Chips, die riesige Datenmodelle jonglieren können, einen Anstieg auf fast das Sechsfache des Vorjahresniveaus. Mit der Börsenrally, den die KI-Begeisterung angefacht hat, ist Nvidia inzwischen 1,7 Billionen Dollar wert. Zum Vergleich: Intel kommt auf 184 Milliarden Dollar. “Einige Investoren hatten Angst zu kaufen, weil sie dachten, die Aktie sei zu teuer, aber das war ein großer Fehler”, sagt James Demmert von Main Street Research. “Jedes Mal, wenn das Unternehmen Zahlen vorlegt, schrumpft das KGV, weil das G am Ende so viel stärker ist, als die Leute erwarten.” KI-Sorgen plagen indessen Google. Sein Chatbot Gemini stellt historische Figuren reihenweise mit ethnischen Zügen dar, die einfach nicht in den Kontext passen.

Marianne und Michel

Paris hui, Berlin pfui: Der Februar-Indikator für das verarbeitende Gewerbe in Frankreich hat die Erwartungen sämtlicher Analysten geschlagen und ist auf den höchsten Stand seit März 2023 geklettert. Östlich des Rheins ist der entsprechende Einkaufsmanager-Index hingegen auf den tiefsten Stand seit Oktober gestürzt. Ökonomen hatten eine minimale Erholung erwartet. Für die deutsche Industrie sieht es “jetzt ziemlich düster aus”, sagt HCOB-Volkswirt Tariq Kamal Chaudhry. Im Bundestag machte Wirtschaftsminister Habeck unter anderem die trotz 2,7 Millionen Jobsucher bestehende Arbeitskräftelücke für die Wirtschaftsschwäche verantwortlich, setzt aber auf eine Entlastung durch die Geldpolitik, um die Investitionen anzukurbeln. Wegen der relativen Stärke im Rest der Eurozone haben die Geldmarkthändler indes ihre Wetten auf EZB-Zinssenkungen gerade auf weniger als einen Prozentpunkt für 2024 reduziert. Vor Juni dürfte nichts passieren. Die Zentralbank hat heute ihren ersten Verlust seit zwei Jahrzehnten gemeldet. Der Fehlbetrag für 2023 belief sich — selbst nach Auflösung von 6,6 Milliarden Euro Risikovorsorge — auf 1,3 Milliarden Euro. Ihre Handlungsfähigkeit sieht sie dadurch nicht beeinträchtigt.

Nur keine erneute Blöße

Gepeinigt durch den Wirecard-Skandal, hat die Bafin seither ihre Gangart verschärft — gerade bei Neobanken und Fintechs sieht sie seitdem sehr genau hin. Seit Ende 2022 setzte sie Sanktionen gegen rund ein Dutzend Akteure wie N26 und Solaris durch, darunter Obergrenzen für das Kundenwachstum. Dieses Jahr sollen nun gewisse Beschränkungen gelockert werden. “Wir sehen Fortschritte bei einzelnen Firmen, aber nicht bei allen”, sagte Exekutivdirektorin Birgit Rodolphe, Bafin-Leiterin der Geldwäschebekämpfung, gegenüber Bloomberg. Eine Lockerung der im Zuge der Finanzkrise eingeführten Mindestanforderungen für Eigenmittel bei Banken sieht Rodolphe aber nicht. Die Zinswende hat es für die Banken zwar teurer gemacht, auslaufende Papiere jener verlusttragenden Anleihen durch neue zu ersetzen, was laut Rodolphe für die Überlegungen der Aufsicht aber keine Rolle spielt — die Puffer seien für den Fall einer Bankenpleite weiterhin wichtig. Da hilft selbst das Argument der Banken nicht, auch andere Maßnahmen zur Risikominimierung getroffen zu haben.

Grünes Pfeifen im Walde

Neben der insgesamt lahmenden Konjunktur macht sich bei Mercedes-Benz auch die schwächere Nachfrage nach Elektroautos bemerkbar. Die Stuttgarter reduzierten ihre Prognose für den E-Auto-Absatz, da sich die Nachfrage in den kleinen und mittleren Segmenten konzentriert, wo Mercedes nicht so präsent ist — kein Wunder, bei einem Durchschnittspreis von 74.200 Euro. Es werde “Höhen und Tiefen” geben im Segment, sagte CEO Ola Källenius auf Bloomberg TV. Die Parität der variablen Kosten zwischen E-Autos und Verbrennern sei “noch viele Jahre entfernt” und erst mit der nächsten Mercedes-Generation gegen Mitte des Jahrzehnts dürften die variablen Kosten rund 30% sinken, so der CEO. Es ist nicht nur die Elektroauto-Blase, aus der die Luft entweicht, auch die Wärmepumpen-Hersteller haben es mit unwilligen Käufern zu tun. Die schwedische NIBE Industrier beklagt “zu viele Wärmepumpen in der Kette” zu den Verbrauchern. In Deutschland nutzen oder erwägen mit Vaillant und Stiebel Eltron mindestens zwei Hersteller Kurzarbeit, Bosch hat an mehreren Standorten die Schichten angepasst. Die Verbraucher sollten sich doch der “recht großzügigen” Subventionierung durch den Staat bewusst sein, kommentiert Chris Bryant.

Was sonst noch so passiert ist

  • Jenseits von Afrika

  • Netzprobleme

  • Büro-Malaise

©2024 Bloomberg L.P.