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Zweite Gewinnwarnung in zwei Monaten: Voestalpine steht unter Druck

Erneut muss der Stahlkonzern die Erwartungen dämpfen. Für 2019 rechnen die Österreicher nur noch mit einem knappen Gewinn. 200 Arbeitsplätze in Wetzlar werden abgebaut.

Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine schaltet in den Krisenmodus. Das Linzer Unternehmen wird im laufenden Geschäftsjahr 2019/2020 nur knapp an der Verlustzone vorbeischrammen. Nach Unternehmensangaben prognostiziert die Voestalpine nur mit einem „gerade noch positiven“ Ergebnis vor Zinsen und Steurn (Ebit).

„Wir rechnen mit einem Ebit um die Nulllinie“, sagte Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner in einer Telefonkonferenz am Montagnachmittag. Bereits Anfang November hatte das Unternehmen die Erwartungen für das Jahr 2019/20 herunterschrauben müssen. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll auf rund 1,2 Milliarden Euro sinken.

Mit der erneuten Gewinnwarnung überraschen die Österreicher ihre Anteilseigner ein weiteres Mal negativ. Im Geschäftsjahr 2018/19 erzielten die Österreicher Erlöse von 13,6 Milliarden Euro noch ein operatives Ergebnis (Ebit) von 1,6 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit knapp 52.000 Mitarbeiter.

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Angesichts der gesenkten Erwartungen will der Vorstand um CEO Eibensteiner vorschlagen, die Dividende für das laufende Geschäftsjahr zu verringern. Exakte Angaben wollte er noch nicht machen. Zuletzt schüttete die Voestalpine ihren Anteilseignern einen Betrag von 1,10 Euro je Anteil aus. Auch das war schon eine Verringerung zum Vorjahr, wo die Dividende bei 1,40 Euro gelegen hatte.

Voestalpine wird in Deutschland nun auch Arbeitsplätze abbauen. Zum Buderus Edelstahl-Werk in Wetzlar hieß es, dass sich im europäischen Edelstahlmarkt aufgrund der Handelsrestriktionen Angebot und Nachfrage vor allem im Werkzeugstahl deutlich negativ verschoben hätten. „Wir erwarten einen Abbau von 200 Mitarbeitern im nächsten Jahr“, sagt Eibensteiner. Derzeit arbeiten 1500 Mitarbeiter in der hessischen Stadt. 125 befristete Arbeitsverträge laufen bereits im nächsten Jahr in Wetzlar aus. Die Auswirkungen der Sonderabschreibungen werden im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2019/2020 relevant.

Der Stahlkonzern gilt zwar als europäischer Branchenprimus, was Profitabilität, Innovationsstärke und Wertschöpfungstiefe angeht. Doch wie alle anderen Wettbewerber leidet auch das Unternehmen aus Oberösterreich an der konjunkturellen Delle, die der Strukturwandel gerade in der deutschen Autoindustrie verursacht. Konzerne wie Volkswagen, Daimler oder BMW zählt zu den wichtigsten Kunden der Voestalpine, die sich auf Spezialstähle, etwa für die E-Mobilität, fokussiert hat.

Auch die erneute Gewinnwarnung hat ihren Ursprung in Wertberichtigungen, welche die Voestalpine im Rahmen einer „Analyse möglicher Auswirkungen der geänderten globalen ökonomischen Rahmenbedingungen“ vornahm. So reduziert sich angesichts der schlechten Konjunkturaussichten das Ergebnis um rund 360 Millionen Euro.

Nur wenige Tage zuvor stimmte die Voestalpine darüber hinaus einem Bußgeld zu, das das Bundeskartellamt in Höhe von 65,5 Millionen Euro wegen des Grobblech-Kartells ausgesprochen hatte. Das dürfte das Ergebnis zusätzlich belasten.

Wie die Voestalpine am späten Montagnachmittag mitteilte, nimmt sie im laufenden Geschäftsjahr 2019/2020 Sonderabschreibungen von insgesamt 280 Millionen Euro vor. Zusätzlich wurden auch Abwertungen und Vorsorgen für Risiken mit negativen finanziellen Auswirkungen wie Sanierungskosten von rund 80 Millionen Euro gebildet. Betroffen sind neben dem Buderus Edelstahl-Werk in Wetzlar auch die beiden österreichischen Werke in Traisen und Kindberg sowie die beiden US-amerikanischen Niederlassungen in Cartersville und Texas.

Hausgemachte Probleme in den USA

Trotz der schweren Krise des Konzerns will Eibensteiner an der Strategie seines Vorgänger Wolfgang Eder festhalten. „An unserer langfristigen strategischen Ausrichtung ändert sich nichts. Wir werden uns weiterhin auf technologieintensive Bereiche mit höchstem Qualitätsanspruch konzentrieren“, sagte Eibensteiner am Montag. Der langjährige Voestalpine-Manager hatte im Juli den Chefsessel in Linz übernommen.

Die Sparmaßnahmen im Konzern werden vor dem Hintergrund der negativen Entwicklungen weltweit verschärft. Bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres 2019/20, das Ende März enden wird, werden 50 Millionen eingespart werden. 2020/21 sollen weitere 100 Millionen Euro dazukommen. Einen Arbeitsplatzabbau im Heimatmarkt Österreich will die Voestalpine nicht vornehmen.

Die Krisensituation im Konzern beruht nicht nur auf der Konjunktur, sondern auch auf hausgemachten Problemen. In dem unter Eibensteiners Vorgänger und heutigen Aufsichtsrat Wolfgang Eder gebauten Werk in Cartersville im US-Bundesstaat Georgia lief es nicht nach Plan. Auch das Eisenschwamm-Werk in Corpus-Christi im US-Bundesstaat Texas bereitet Probleme.

Zwar sind die Produktionsziele im ersten Halbjahr erreicht worden, doch die Eisenschwamm-Kosten – in der Branche HBI genannt – und die Schrott-Preise laufen seit Herbst in unterschiedliche Richtungen. In Texas schreibt Voestalpine 175 Millionen Euro ab. „Die Weiterführung von Texas steht nicht in Frage“, sagte Eibensteiner und hofft auf eine Wende zum Guten.