Xiaomis "Air Charge" lädt angeblich mehrere Smartphones über Meter hinweg
Das kabellose Wohnzimmer rückt, wenn es nach dem chinesischen Smartphone-Riesen Xiaomi geht, bald in greifbare Nähe. Eine neue Lade-Technologie soll angeblich sämtliche Smart Devices im Umkreis aufladen können.
Die Technologie hat eine lange Entwicklung genommen: Anfangs noch stattete jeder Handy-Hersteller seine Geräte mit eigenen Ladeanschlüssen aus, um der Kundschaft die Markentreue leichter zu machen. Bis die Europäische Union einschritt und für eine Vereinheitlichung sorgte.
Doch das hielt nicht lange, bald schon folgte eine neue Geräte-Generation mit kürzeren Ladezeiten. Notwendig für die Schnelllade-Funktion: neue Anschlüsse. Seither nimmt der Wildwuchs wieder zu. Und da ist man noch nicht mal bei der traditionell gepflegten Verschiedenheit von Apple und Android angekommen.
Alle Geräte, ein Ladegerät
Diese Woche nun hat der chinesische Elektronik-Hersteller Xiaomi ein Forschungsprojekt vorgestellt, das in Zukunft Kabel samt und sonders entbehrlich machen könnte. Und das nicht nur für Smartphones. Xiaomi prophezeit in einer Pressemitteilung ein „vollständig kabelloses Wohnzimmer“.
Die Technologie heißt „Mi Air Charge“, dahinter steckt ein zentrales Ladegerät, das gleichzeitig mehrere Smart Devices im näheren Umkreis aufladen kann: Smartphones, Fitnesstracker, smarte Uhren und Lampen und Lautsprecher – alle Geräte, die ansonsten regelmäßig an die Steckdose müssten.
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It's not science fiction, it's technology.
Find out more about Mi Air Charge Technology, our self-developed remote charging technology here. #InnovationForEveryone— Xiaomi (@Xiaomi) January 29, 2021
Xiaomi schreibt, dass nicht einmal Hindernisse zwischen Ladegerät und Smart Device einen Einfluss auf die Ladegeschwindigkeit hätten. Das würde bedeuten, dass Smartphones in einem bestimmten Radius um den „Air Charger“ einfach wahllos abgelegt werden könnten.
Keulen statt Kreise
Wie das genau funktionieren soll, schreibt Xiaomi zwar nicht. Das Grundprinzip dahinter ist aber das sogenannte „Beamforming“: Dabei sendet ein Gerät Strahlen nicht mehr gleichförmig, also in Kreisen, aus. W-Lan funktioniert beispielsweise so: Das hat den Vorteil, dass in kreisförmigem Abstand ähnliche Signalstärke verfügbar ist. Mit größerem Abstand wird das Signal aber schnell schwächer. Beim Beamforming werden stattdessen Strahlen in gezielten Beams (übersetzt: Keulen) ausgesendet. Dadurch wird das Signal konzentriert, es trägt mehr Energie und reicht weiter. Xiaomi schreibt von einer Ladekapazität von fünf Watt.
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Dazu muss der Sender aber wissen, wohin er die Strahlen genau schicken soll. Xiaomi hat dafür sein Ladegerät mit besonderen Antennen ausgestattet, die sämtliche Smart Devices im Umfeld lokalisieren sollen. Die Empfangsgeräte wiederum tragen ebenfalls besondere Antennen: Einerseits senden diese die eigene exakte Position, andererseits wandeln sie die Signale des Ladegeräts in Strom um.
Skepsis ist angesagt
Das klingt zu gut, um wahr zu sein? Davor warnt auch das Tech-Magazin The Verge. In einem Artikel wird den Xiaomi-News eine gewisse Skepsis entgegengebracht und die Frage gestellt, ob es der Air Charge wirklich zur Marktreife bringen wird. Immerhin haben auch schon andere Unternehmen vor Jahren „echtes kabelloses Laden“ versprochen, das aber bis heute nicht gehalten. Und auch Xiaomi reagiert eher verhalten auf die Nachfrage von The Verge, ob denn bald Smartphones mit der Technologie in den Verkauf kommen würden. Nein, in absehbarer Zeit sei das nicht geplant. Und auch ein generelles Zeitfenster wollte der chinesische Elektronik-Riese nicht angeben.
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