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Workation: 365 Tage vom Strand arbeiten – CEO verrät, wie das geht

Tobias Hagenau ist CEO bei awork und erlaubt seinem Team unbegrenzte Workations. - Copyright: Getty Images / LiuNian
Tobias Hagenau ist CEO bei awork und erlaubt seinem Team unbegrenzte Workations. - Copyright: Getty Images / LiuNian

Da arbeiten, wo andere Urlaub machen? Das nennt sich Workation. Ein Kofferwort, zusammengesetzt aus dem englischen Wort "work" (Arbeit) und "vacation" (Urlaub). Was für manche schrecklich klingen mag, da sie im Urlaub wahrlich nichts mit der Arbeit zu tun haben wollen, wird bei anderen immer beliebter. Gar so beliebt, dass sich Arbeitnehmende, die Workation anbieten, einen Wettbewerbsvorteil bei der Talentsuche verschaffen können.

Das zeigt unter anderem eine aktuelle Erhebung von PwC. Hier gaben über die Hälfte der Befragten (57 Prozent) an, dass Workation ein wichtiges Kriterium bei der Jobwahl ist. 30 Prozent würden den Ergebnissen der Erhebung folgend sogar einen Job ausschlagen, der keine Möglichkeit zur Workation bietet. Bei den 18- bis 29-Jährigen sagten das sogar 45 Prozent.

Auch Tobias Hagenau, CEO bei awork, einem Unternehmen, das ein Projektmanagement-Tool vertreibt, setzt in seinem Unternehmen auf Workations. Und das nicht nur, weil das potenziell Bewerbende anlocke. Er ist vielmehr fest davon überzeugt, dass sich damit die Lebensqualität seiner Angestellten verbessern lässt – selbst wenn das mitunter bedeutet, an Produktivität einzubüßen. Im Interview mit Business Insider verriet er, wie Workations bei awork gehandhabt werden und was andere Unternehmen bei der Umsetzung unbedingt beachten sollten.

Tobias Hagenau: Hybrides Arbeiten ist die Zukunft

„Einerseits vertreiben wir ein Projektmanagement-Tool, auf der anderen Seite verstehen wir uns als Petrischale, um Dinge auszuprobieren und bessere Teams aufzubauen“, so Hagenau. Er ist CEO bei awork und kümmere sich in seiner Rolle unter anderem um die Teamkultur. Eines dieser Petrischale-Experimente: Bei awork wurde von Anfang an ein hybrides Team aufgebaut. Meint: Die Teams im Unternehmen können an verschiedenen Orten wohnen, komplett remote oder komplett vor Ort zu arbeiten oder flexibel Workations machen.

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Ganz konkret heißt das, dass in dem 50-köpfigen Team bei awork zwei Drittel rund und in Hamburg sitzen, während das restliche Drittel auf der ganzen Welt verteilt ist. „Von São Paulo bis Rom“, ergänzt Hagenau. Auch der CEO selbst sei Nutznießer des hybriden Modells. Er pendele regelmäßig aus privaten Gründen zwischen Hamburg und Mailand. Er sagt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass das die Zukunft der Arbeit ist. Ob wir das wollen oder nicht“. Auch wenn das im Zweifel eine geringere Produktivität auf der Arbeit bedeute. Und auch, wenn das viel Organisation brauche. Hybrides Arbeiten erfordere immerhin, dass jede Dokumentation, Planung und Kommunikation so gestaltet wird, dass sie gemeinsam vor Ort, aber auch in der gleichen Qualität remote funktioniert.

Bei awork arbeiten Teammitglieder teils wochenlang aus dem Ausland

Für das hybride Modell sprechen laut Hagenau aber gleich zwei wichtige Argumente. Erstens: „Wir wollen und brauchen richtig gute Leute und haben als kleines Unternehmen nicht die Möglichkeit, mit Konzerngehältern um uns zu werfen.“ Das Unternehmen müsse demnach auch auf Talente zurückgreifen, die außerhalb Hamburgs ansässig sind. Zweitens glaubt Hagenau, dass Ortsabhängigkeit in der Arbeit längst nicht mehr zeitgemäß sei. Er sagt: „Wir gewinnen Lebensqualität und Erfüllung, wenn wir Arbeit nicht an einem Ort festmachen.“ Wenngleich auch er betont, dass ein fester Ort wichtig ist, um ein Team aufzubauen. Dieser Ort dürfe nur nicht im Sinne eines klassischen Büros verstanden werden.

Ein wichtiger Bestandteil des hybriden Arbeitsmodells sei die Möglichkeit der Workation. Bei awork werde diese Möglichkeit zwar nicht von allen Mitarbeitenden, von den meisten aber überaus rege genutzt. So arbeiten viele Teammitglieder wochen- oder gar monatelang aus dem Ausland. „Mein Mitgründer Lucas war letztes Jahr beispielsweise sechs Wochen auf Bali, um von dort zu arbeiten“, sagt Hagenau. Andere Teammitglieder würden jeden Winter vier bis sechs Wochen nach Südspanien und Portugal fliegen, um dort zu surfen. „Und unser CTO ist häufiger unterwegs als in London, wo er wohnt“, ergänzt Hagenau.

Zudem würden manche Teams auch gemeinsam Workations machen. „Das gesamte Engineering-Team ist kürzlich zusammen für eine Woche nach Mallorca geflogen“, sagt Hagenau. Natürlich zahlen die Angestellten das aus der eigenen Tasche.

An 365 Tagen vom Strand aus arbeiten

Limits bezogen auf die Dauer oder den Ort der Workation gebe es bei awork keine. „Unsere Teammitglieder könnten an 365 Tagen im Jahr vom Strand arbeiten“, so Hagenau. Wenn er auch lachend nachschiebt: „Gesetz dem Fall, sie haben ihre private Steuererklärung dann noch im Griff.“ Damit das Ganze funktioniere und keine Produktivitätsnachteile entstehen, müssen laut Hagenau aber natürlich Regeln beachtet werden.

Die wichtigste? „Wer Workation macht, ist dafür verantwortlich, selbst den Impact fürs Team auszugleichen“, erklärt Hagenau. Das bedeute, dass die Workation nicht auf Kosten des Teams gehen dürfe. Ein Beispiel: Wer von Bali arbeiten möchte, darf das tun, muss sich jedoch der Zeitzone des Teams anpassen. Das kann bedeuten, wichtige Meetings sehr früh oder sehr spät wahrzunehmen.

Zudem muss eine Workation mit ihren organisatorischen Konsequenzen im Team zusammen mit dem Teamlead abgesprochen werden. Das könne auch dazu führen, dass ein Meeting mitunter zeitlich am Tag verschoben wird, weil es so besser in die Zeitzone der Teammitglieder passe. Andere Teams seien dagegen so groß, dass das nicht funktioniere. „Da müssen die Workation-Teammitglieder selbst zusehen, wie sich wach und pünktlich im Termin sitzen“, so Hagenau.

Je länger und ausgedehnter eine Workation, desto mehr Absprachen seien erforderlich. Hagenau sagt aber: „Meist ruckelt sich das mit der Zeit ein.“ Zu dem Set-up bei awork gehöre zu guter Letzt auch, dass es viermal im Jahr sogenannte On-Sites gebe. Hier treffe sich das gesamte 50-köpfige Team an einem Ort. Mindestens viermal im Jahr sehen sich also alle im Team persönlich und nicht nur virtuell.

Workations bringen auch Nachteile mit sich

„Wie geil ist es, dass wir unserem Team ermöglichen können, sechs Wochen aus Spanien zu arbeiten und jeden Feierabend surfen zu gehen?“, fragt Hagenau rhetorisch. Das sei ein Riesen-Benefit. „Manchmal nerven Workations im Arbeitskontext aber auch“, gesteht Hagenau. Beispielsweise wenn man es gewohnt sei, dass eine Person an einem Ort und in einer Zeitzone ist und plötzlich ist sie nicht mehr zur gewohnten Zeit erreichbar.

Überhaupt sei Hybrid- und Remote-Arbeit anstrengender. „Jeder, der behauptet, das würde keine Abstriche bedeuten, lügt“, so Hagenau. Natürlich seien die Kommunikationswege schneller, alles laufe effektiver und persönlicher, wenn alle um einen Tisch herumsitzen. Hinzu komme, dass manche während ihrer Workation noch abgelenkter seien als sonst. Das seien jedoch die Kosten, die man als Unternehmen in Kauf nehmen müsse.

Das sollten Unternehmen beachten, die Workation einführen wollen

Heißt das nun aber, dass jedes Unternehmen schleunigst die Möglichkeit der Workation einführen sollte? Nicht, wenn es nach Hagenau geht. Er ist sich sicher: „Workation funktioniert nur, wenn hybride Arbeitsprozesse grundsätzlich funktionieren.“ Denn ein Team, das komplett vor Ort arbeite, werde nicht plötzlich für eine Workation hybride Prozesse aus dem Boden stampfen. „Ich würde keinem Unternehmen empfehlen, Workation anzubieten, das keine erprobten Hybrid-Prozesse etabliert hat“, sagt Hagenau.

Wer zukunftsfähige Teams aufbauen möchte, muss laut dem CEO jedoch grundsätzlich Remote-Hybrid-Arbeitsmodelle schaffen – und vor allem dafür sorgen, dass diese auch genutzt werden. Weiter sollten sich Unternehmen und Führungskräfte davon lösen, starre Regeln vorzugeben und hinterher über das Ergebnis zu diskutieren. Besser sei es, währenddessen Feedbackprozesse zu haben und Verbesserungen vorzunehmen. „Das ist schwieriger als zu regeln, dass beispielsweise 20 Tage aus dem EWR Ausland gearbeitet werden darf. Aber es ist die nachhaltigere Variante“, so Hagenau.

Demnach sollte es nicht so laufen, dass Mitarbeitende eine Workation nach starren Regeln machen, Führungskräfte mit der Performance in dieser Zeit unzufrieden sind und deswegen künftige Workations verbieten wollen. Besser sei es, eine Workation flexibel zu ermöglichen und dabei im offenen Gespräch zu bleiben. „So kann aus Fehlern gelernt werden und beide Seiten sind am Ende zufrieden“, schließt Tobias Hagenau.