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Wie Börsencrashs entstehen

Von Ben Carlson, Yahoo Finance Autor

Charlie Munger ist ein langjähriger Verfechter der These, dass durch die Entwicklung mentaler Modelle, die sich auf viele unterschiedliche Bereiche stützen – Physik, Biologie, Soziologie, Psychologie, Finanzen, Philosophie, Literatur etc. –, Lebenserfahrung und Weisheit generiert werden kann, um die Welt verstehen und bessere Entscheidungen treffen zu können.

Meiner Meinung nach tritt Michael Mauboussin in dieser Hinsicht Mungers Erbe an. All seine Bücher (das am meisten unterschätzte ist in meinen Augen „Think Twice: Harnessing the Power of Counterintuition“), Untersuchungen, Reden und Interviews beinhalten Studien, Anekdoten, Daten und Ideen aus unterschiedlichen Themenfeldern, die zum Nachdenken anregen.

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In seinem jüngsten Beitrag für Credit Suisse spricht Mauboussin die Debatte des aktiven vs. passiven Investments an. Es ist einer der durchdachtesten Texte, die ich zu diesem Thema gelesen habe. Es ist der Traum jedes Investment-Nerds (wie ich einer bin).

Mauboussin beruft sich auf eine Studie, die von Blake LeBaron, einem Ökonomen an der Brandeis University, zu Vermögenswerten und der Dynamik von Markteinbrüchen durchgeführt wurde.

Eine der faszinierendsten Aussagen, die ich zum aktuellen Status des Marktes je gehört habe, ist, dass er quasi mikro-effizient und makro-ineffizient ist. Der Gedanke dahinter ist, dass es extrem schwierig wird, Sicherheiten zu wählen, und der Markt als Ganzes kann immer noch von der Realität aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Diese Erklärungen sind zwar nicht immer ganz so einfach, doch es scheint, als wären die letzten 15 Jahre diesem Muster gefolgt.

Hier ist LeBarons Sichtweise zur Entstehung von Börsencrashs:

Im Vorfeld eines Börsencrashs sinkt die Diversität in der Nachfragepopulation. Aktienhändler beginnen, sehr ähnliche Strategien zu verfolgen, da ihre gute Performance zunehmend selbstverstärkend wirkt. Dadurch wird die Population instabil, so dass ein kleines Absinken in der Aktiennachfrage einen starken destabilisierenden Effekt auf den Markt haben kann. Der ökonomische Mechanismus liegt hier auf der Hand. Aktienhändlern fällt es schwer, auf einem schrumpfenden Markt Käufer zu finden, da jeder eine ähnliche Strategie verfolgt. Gemäß dem Walras-Gesetz werden die Preise stark fallen, um den Markt zu bereinigen. Die Homogenität in der Population führt zu einer Reduktion der Marktliquidität.

LeBaron beschreibt hier im Grunde die Herdenmentaltiät. Sobald genügend Menschen auf einen Trend oder eine Idee auf dem Markt aufgesprungen sind, verstärkt sich das Momentum so lange selbst, bis es den Punkt erreicht, an dem alle Energie aufgebraucht ist. Keiner kann wirklich vorhersagen, wann genau dieser Punkt erreicht ist, aber es ist eine gute Erklärung, wie Blasen entstehen.

Einer der schwierigsten Aspekte der Märkte ist die Tatsache, dass man weiß (oder wissen sollte), dass sie früher oder später wieder fallen. Man weiß nur nicht, wie weit sie nach unten gehen sobald sie fallen. Ich habe mir zum Beispiel alle zweistelligen Verluste der S&P 500 von 1928 bis 2016 angesehen und auch die Aufteilung nach unterschiedlichen Ausprägungen berücksichtigt:

Wenn man die Kursverluste noch detaillierter analysiert, erhält man einen Überblick, wie oft diese Einbrüche auftreten. Hier sind die Häufigkeiten, wie oft bestimmte Schwellenwerte durchschnittlich im welchem Zeitraum erreicht wurden:

  • 5% Verluste dreimal pro Jahr.

  • 10% Verluste einmal pro Jahr.

  • 15% Verluste alle zwei Jahre.

  • 20% Verluste alle drei bis vier Jahre.

Die durchschnittlichen historischen Renditen erzählen nie die ganze Geschichte, da nur wenige Jahre oder Zyklen sich nach dem Durchschnitt richten, doch diese Zahlen sind aufschlussreich. Wer auf dem Aktienmarkt investiert, muss damit rechnen, ziemlich oft etwas Geld zu verlieren, ab und zu eine Marktkorrektur durchzumachen, alle paar Jahre eine beachtliche Summe zu verlieren und in olympischen Abständen sehr viel Geld zu verlieren.

Diese Einstufungen sind keinesfalls wissenschaftlich, doch das liegt daran, dass man im Voraus kaum wissen kann, was einen Markteinbruch vom anderen unterscheidet. Ganz gewiss gibt es einige Variablen, die einige Einbrüche schlimmer machen als andere – wirtschaftliche Bindungen, Bewertungen, Investorenpräferenzen etc. Aber in Wirklichkeit ist es die menschliche Variable, die beeinflusst, wann die Dinge von der Marktkorrektur zum Bärenmarkt und zu einem Börsencrash werden.

Und es ist diese menschliche Variable, die es so schwer macht vorherzusagen, wann diese Dinge geschehen oder weshalb oder in welchem Ausmaß. Nur wenige Menschen sind in der Lage, die Handlungen aller Teilnehmer des Marktes vorherzusagen, denn der Markt besteht aus so vielen unterschiedlichen Individuen, Unternehmen und Organisationen, die alle unterschiedliche Ziele, Ideen und Wünsche haben.

Ich habe keine Ahnung, wie ich morgen über das Ganze denken werde. Wie werde ich je vorhersagen können, wie Millionen andere Investoren in einer Woche, einem Monat, einem Jahr oder in Jahrzehnten zum Markt stehen werden?

Hier ist also mein Mantra für künftige Markeinbrüche:

Der Aktienmarkt wird manchmal geringe Renditen abwerfen…

…Ich weiß nur nicht, wann.

Der Aktienmarkt wird Korrekturen durchlaufen…

…Ich weiß nur nicht, wann.

Der Aktienmarkt wird zum Bärenmarkt…

…Ich weiß nur nicht, wann.

Der Aktienmarkt wird einbrechen…

…Ich weiß nur nicht, wann.

Zu realisieren, dass man weiß, dass möglicherweise etwas geschehen wird, man aber keine Kontrolle darüber hat, wann oder weshalb es geschehen wird, kann für Investoren enorm befreiend sein. Zu verstehen, was man weiß und was nicht, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung, um zu denken wie Munger oder Mauboussin.

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