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Weniger Katastrophen, mehr Gewinn

Der harte Preiskampf und branchenfremde Konkurrenz machen den Rückversicherern zu schaffen. Trotzdem verzeichnet Hannover Rück einen Gewinnsprung. Die deutsche Branchengrößte schlägt sich vorerst besser als die Rivalen.

Für Ulrich Wallin als Norddeutschen sind Stürme ein vertrautes Terrain. Dennoch dürfte der 63-jährige Vorstandschef des drittgrößten Rückversicherers der Welt, der Hannover Rück, nichts dagegen haben, dass er im ersten Halbjahr mit ihnen beruflich kaum in Berührung kam. Denn das überraschend gute Ergebnis der Niedersachsen lässt sich auch auf die niedrige Schadensquote nach Naturkatastrophen zurückführen, wie Finanzvorstand Roland Vogel am Donnerstag in einer Telefonkonferenz erläuterte.

Unter dem Strich verdiente die Hannover Rück im zweiten Quartal 270 Millionen Euro – ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Der Rivale des Weltmarktführers Munich Re übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Für das Gesamtjahr peilt das Unternehmen weiter einen Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro an. „Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden, vielleicht sogar etwas mehr als zufrieden“, resümierte Vogel. Die Hannover Rück stellte vor diesem Hintergrund eine erneute Sonderdividende in Aussicht. „Alle Bedingungen sind dafür zum derzeitigem Zeitpunkt erfüllt“, betonte Vogel.

Der Versicherer aus der niedersächsischen Landeshauptstadt schlug sich damit im ersten Halbjahr besser als der große Konkurrent Swiss Re und verringerte auch die Schlagdistanz zum Rivalen Munich Re.

Bereits 2016 fuhren die Niedersachsen dank geringer als erwartet ausgefallener Großschäden mit 1,17 (2015: 1,15) Milliarden Euro das fünfte Rekordergebnis in Folge ein. Für das laufende Jahr traut sich die Hannover Rück trotz der harten Konkurrenz und der niedrigen Zinsen erneut einen Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro zu. Die Bruttoprämie soll leicht steigen, nachdem sie im vergangenen Jahr um gut vier Prozent auf 16,4 Milliarden Euro schrumpfte. Der Nettogewinn des weltweit drittgrößten Rückversicherers hatte im ersten Quartal mit 264,8 Millionen Euro trotz höherer Großschäden leicht unter dem Vorjahreswert gelegen, traf aber fast punktgenau die Erwartungen von Analysten.

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Die großen Rückversicherer, bei denen sich viele Assekuranzen wiederum gegen Groß-Risiken absichern, profitieren im laufenden Jahr mehrheitlich davon, dass größere Naturkatastrophen im Frühjahr fast völlig ausblieben. Die weltweiten Schäden summierten sich von Anfang Januar bis Ende Juni nach Daten des Rückversicherungskonzerns Munich Re auf die vergleichsweise geringe Summe von 41 Milliarden US-Dollar (aktuell rund 35,7 Milliarden Euro). Das war weniger als die Hälfte der 111 Milliarden Dollar durch Naturkatastrophenschäden, die in der ersten Jahreshälfte 2016 angefallen waren. Ein Effekt, von dem auch die Hannover Rück profitierte. „Nachdem die Belastungen aus den Großschäden im ersten Quartal leicht unter den Erwartungen blieben, war das zweite gänzlich großschadenfrei“, erklärte der Konzern. Für Finanzvorstand Vogel ein „Novum“.

Doch nicht jeder Rivale kam so glimpflich davon. So verhagelten hohe Schadenkosten nach Naturkatastrophen wie dem Tropensturm „Debbie“ dem Schweizer Rückversicherer Swiss Re das erste Halbjahr. Der Gewinn sank im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode um 35 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar, wie der Konzern aus Zürich bereits am vergangenen Freitag mitteilte. Die Prämieneinnahmen gingen um 8,3 Prozent auf 18,1 Milliarden Dollar zurück.

Der deutsche Hannover-Rück-Konkurrent Münchener Rück ist dagegen im Frühsommer ebenfalls kaum von Naturkatastrophen belastet worden. Das dämpfte beim weltgrößten Rückversicherer den Rückgang des Gewinns, unter dem Strich stand im zweiten Quartal aber ein Nettoergebnis von 733 Millionen Euro, das ein Viertel unter dem des Vorjahres lag. Analysten hatten einen Einbruch um mehr als ein Drittel erwartet.

Auch für das Gesamtjahr macht sich die Münchener Rück weiter auf einen rückläufigen Gewinn gefasst. „Munich Re ist auf einem guten Weg, das gesetzte Gewinnziel für 2017 von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro zu erreichen“, kündigte der neue Vorstandschef Joachim Wenning am Mittwoch in München an. 2016 waren es noch 2,6 Milliarden Euro.

Das Geschäft der Rückversicherer bleibt damit schwierig. Ein harter Preiskampf und immer mehr branchenfremde Konkurrenz macht der Branche insgesamt zu schaffen. Viele Erstversicherer sitzen auf dicken Kapitalpolstern und gehen selbst lieber ein größeres Risiko ein, statt sich rückzuversichern. Zudem sind seit Jahren immer mehr Pensions- und Hedgefonds im Markt unterwegs und bieten ihrerseits Rückversicherungen an. Seit Jahren kennen die Preise deshalb nur eine Richtung: abwärts.

Doch es läuft besser als gedacht für die Niedersachsen. Bereits Anfang Februar hatte die Hannover Rück ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr angehoben und einem Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro für 2017 in Aussicht gestellt. Zuvor hatte sich der Konzern für 2017 auf stagnierende oder leicht rückläufige Prämieneinahmen gefasst gemacht. Ein wachsender Optimismus, von dem Finanzvorstand Vogel am Donnerstag nicht abrückte. Dennoch verhehlt der Topmanager nicht, dass der Weg zum Jahresziel kein Spaziergang wird. „Die Marktsituation bleibt für uns weiterhin herausfordernd.“