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Weltweit hat sich die Zahl der Kohleprojekte halbiert – das reicht Klimaschützern aber nicht

Weltweit sind nur noch halb so viele neue Kohlekraftwerke in Planung und Bau wie noch vor drei Jahren – aber immer noch viel zu viele, wie Klimaschützer beklagen.

Am Freitag wird weltweit für das Klima gestreikt. Tatsächlich kann die Klimaschutzbewegung schon deutliche Erfolge feiern. Nicht nur in Deutschland ist der Kohleausstieg geplant – auch weltweit hat sich die Zahl der Projekte für neue Kohlekraftwerke innerhalb von drei Jahren halbiert. Die schlechte Nachricht: Das reicht nach Einschätzung von Klimaexperten aber längst nicht, um den Klimawandel wirkungsvoll zu bekämpfen.

Aktuell sind weltweit Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 579 Gigawatt (GW) in Planung, wie die Global Coal Exit List ausweist, die dem Handelsblatt vorliegt. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die installierte Leistung über alle Erzeugungsarten etwas mehr als 200 GW.

Die Datenbank wird von 30 Umweltorganisationen unter Beteiligung von Urgewald aus Deutschland zusammengetragen und wird zunehmend von Investoren für nachhaltige Investments genutzt. Vor drei Jahren hatten sich die weltweiten Kohleprojekte noch auf 1200 Gigawatt summiert.

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„Das zeigt, dass die Klimaschutzbewegung etwas bewirkt“, sagte Heffa Schücking, Direktorin von Urgewald dem Handelsblatt, fügte gleichzeitig jedoch hinzu: „Die Pipeline ist aber noch immer viel zu groß.“

Tatsächlich würde sich die weltweit in Kohlekraftwerken installierte Leistung von aktuell rund 2000 Gigawatt mit den zusätzlichen 579 GW um 29 Prozent erhöhen – wenn alle Projekte realisiert werden. Aktuell sind immer noch in 60 Ländern zusätzliche Kohleanlagen geplant.

Dabei mahnt der von den Vereinten Nationen eingesetzte Weltklimarat IPCC eine Stilllegung von 78 Prozent der weltweiten Kohlekraftwerkskapazitäten bis 2030 an. Nur so könnte das Ziel erreicht werden, die Erderwärmung auf 1,5 Prozent zu begrenzen – falls es nicht noch überraschende technologische Durchbrüche bei der Bekämpfung des Treibhausgases CO2 geben sollte.

„Wir müssten eigentlich Kraftwerke im großen Stil vom Netz nehmen, als den Neubau zu stoppen“, sagt Schücking: „Gemessen daran, dass wir eigentlich die Kohleverstromung reduzieren müssten, ist die Pipeline erschreckend.“

Die meisten Kohlekraftwerke werden aktuell in China geplant oder gebaut mit einer Kapazität von 227 GW. In Indien sind es 92 GW und in der Türkei auch noch 34 GW. Es folgen Vietnam, Indonesien, Bangladesch, Japan, Südafrika, die Philippinen und Ägypten. In der EU hat Polen große Pläne und will 6,9 GW installieren.

Investoren machen Druck

Dabei stehen nicht nur Kohlekraftwerke am Pranger. Nach den Recherchen der Klimaschützer wird auch der Abbau von Kohle weiter ausgeweitet. Insgesamt listet die Datenbank 746 Unternehmen, die Kohlekraftwerke betreiben, Kohle fördern, handeln oder als Zulieferer an der Kohle verdienen.

400 dieser Unternehmen planen, ihre Aktivitäten auszubauen. Die meisten Kohlekonzerne, 164, sitzen in China. In Indien gibt es 87, in den Vereinigten Staaten 82 und in Australien 51. Aus Deutschland stehen unter anderem RWE, Uniper und Steag auf der Liste.

Die Klimaschützer haben die Global Coal Exit List 2017 zum ersten Mal veröffentlicht, um die Unternehmen an den Pranger zu stellen. Ihre Adressaten sind vor allem Banken, Finanzinvestoren und Versicherer. Das Kalkül: Der Kohlebranche sollen die Finanzquellen abgegraben werden.

Tatsächlich haben sich inzwischen mehr als 200 Finanzinstitute als Nutzer der Datenbank registriert. Immer mehr Banken reduzieren ihre Investments in Kohleunternehmen oder lehnen die Finanzierung von einzelnen Projekten ab.

Sehr strikt ist dabei unter anderem der französische Versicherer Axa, aber auch viele andere Finanziers und Versicherer haben sich strikte Richtlinien erarbeitet, darunter die Allianz. Der Schweizer Versicherer Zurich bezeichnet die Datenbank inzwischen als wichtiges Hilfsmittel, um die eigene Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen.

Nach Schückings Worten zeigt die Zurückhaltung von Versicherungen und Investoren Wirkung. Viele der inzwischen aufgegebenen Projekte hätten Probleme gehabt, eine Finanzierung oder Versicherung zu bekommen.

Allerdings könnten die Investoren noch konsequenter sein. Blackrock, der weltgrößte Investor, macht zwar öffentlich Druck auf die Unternehmen, in die er investiert, nachhaltiger zu wirtschaften. Tatsächlich hielt Blackrock Ende 2018 aber Aktien und Anleihen im Volumen von elf Milliarden Dollar an Kohlekonzernen.

Andererseits kämpft die Klimaschutzbewegung ihrerseits erfolgreich gegen neue Projekte. „Zum einen gab es Widerstand vor Ort, auch in Ländern, bei denen man das auf den ersten Blick nicht erwarten würde“, erklärte Schücking: „Immer öfter werden Projekte auch auf dem juristischen Weg gestoppt.“