Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.726,76
    -42,20 (-0,22%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.046,99
    -27,35 (-0,54%)
     
  • Dow Jones 30

    39.812,63
    +5,86 (+0,01%)
     
  • Gold

    2.424,80
    -13,70 (-0,56%)
     
  • EUR/USD

    1,0855
    -0,0006 (-0,05%)
     
  • Bitcoin EUR

    64.279,94
    +1.316,56 (+2,09%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.513,88
    +25,34 (+1,70%)
     
  • Öl (Brent)

    79,21
    -0,59 (-0,74%)
     
  • MDAX

    27.172,36
    -309,69 (-1,13%)
     
  • TecDAX

    3.433,49
    -23,80 (-0,69%)
     
  • SDAX

    15.134,41
    -62,96 (-0,41%)
     
  • Nikkei 225

    38.946,93
    -122,75 (-0,31%)
     
  • FTSE 100

    8.416,45
    -7,75 (-0,09%)
     
  • CAC 40

    8.141,46
    -54,50 (-0,66%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.795,97
    +1,10 (+0,01%)
     

Welche Rolle spielte die Deutsche Bank im Finanzskandal um den malaysischen Staatsfonds?

In Port Klang an der Straße von Malakka ankert in diesen Tagen eine gigantische Jacht: Die „Equanimity“ (deutsch: „Gleichmut“) ist fast 100 Meter lang, beherbergt ein Kino, und selbstverständlich können auf dem Schiff auch Helikopter landen. Die „Equanimity“ steht bald zum Verkauf. Der malaysische Staat will die konfiszierte, rund 250 Millionen US-Dollar teure Superjacht gerne loswerden.

Denn das schöne Schiff hat eine hässliche Geschichte: Gekauft wurde es vom malaysischen Finanzjongleur Jho Low. Er ist laut internationalen Ermittlern eine zentrale Figur im Untreueskandal um den malaysischen Staatsfonds One Malaysia Development Bhd (1MDB), von dem in den vergangenen Jahren Milliardensummen abgezweigt wurden.

Benutzt wurden dafür auch zweckentfremdete Kredite der Deutschen Bank im Umfang von mehreren Hundert Millionen Dollar. Low verwendete das Geld unter anderem, um mit der „Equanimity“ einen schwimmenden Schatz zu kaufen.

Die Deutsche Bank wird nun offenbar auch in das juristische Nachspiel des Finanzskandals hineingezogen. Wie jetzt bekannt wurde, hat Singapurs Finanzaufsicht eine Managerin der Deutschen Bank im August über ihre Zusammenarbeit mit dem Skandalfonds befragt. Dabei soll es auch um ihre Kontakte zu Jho Low gegangen sein. Bei der Managerin handelt es sich um die frühere Asien-Pazifik-Chefin der Financial Institutions Group der Bank. Ebenfalls im August gab sie ihren Posten auf.

WERBUNG

Sowohl die Managerin als auch die Deutsche Bank wollte sich dazu nicht äußern. Ob ihr Ausscheiden im Zusammenhang mit den Ermittlungen steht, ist deswegen unklar. Die Deutsche Bank war bereits früh in die Machenschaften bei 1MDB hineingezogen worden.

Der Staatsfonds wurde 2009 unter dem damaligen Premier- und Finanzminister Najib Razak aufgelegt und sollte offiziell das Staatsvermögen der Malaysier vermehren. Am Ende geschah das Gegenteil: Insgesamt sind rund 4,5 Milliarden US-Dollar versickert.

Nur wenige Monate nach der Gründung flossen massiv Gelder ab – mithilfe der Deutschen Bank. Im September 2009 gab 1MDB vor, eine Milliarde Dollar in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem saudi-arabischen Ölunternehmen Petro Saudi zu investieren.

Die Deutsche Bank sollte die Fremdwährungstransaktion von Malaysia mit dem Joint Venture durchführen. Kurz bevor es dazu kam, erhielt die Niederlassung der Bank in Kuala Lumpur ein persönlich zugestelltes Schreiben mit der Anweisung, von der Milliardensumme 700 Millionen Dollar auf ein Konto der RBS Coutts Bank in Zürich zu überweisen, das angeblich Petro Saudi gehörte.

Umfangreiche Kredite

Ein von US-Ermittlern dokumentiertes Gespräch zwischen Mitarbeitern von 1MDB und der Deutschen Bank wirkt zwar, als hätten die Bankvertreter Bedenken gehabt. Am Ende akzeptierten sie aber die windigen Erklärungen von 1MDB und schickten das Geld auf ein Konto, das in Wahrheit nicht von Petro Saudi, sondern Jho Low kontrolliert wurde.

In den Jahren darauf versorgte die Deutsche Bank 1MDB mit umfangreichen Krediten. Die Bank führte ein Konsortium an, das dem Staatsfonds laut Akten des US-Justizministeriums insgesamt 1,2 Milliarden Dollar lieh. Davon zweigten die 1MDB-Verantwortlichen den Gerichtsdokumenten zufolge im Jahr 2014 rund 850 Millionen Dollar ab – unter dem Vorwand, das Geld an die Investmentgesellschaft Aabar aus Abu Dhabi zu schicken.

In Wahrheit ging das Geld auf das Konto einer gleichnamigen Firma auf den Seychellen, die mit dem echten Aabar nichts zu tun hatte. Von dort floss das Geld zum Teil weiter an Jho Low, der es zum Jachtkauf nutzte. Ein anderer Teil wurde verwendet, um Profite aus vermeintlichen Investments vorzutäuschen, die es in Wahrheit nicht gab.

Ende 2014 begann die Deutsche Bank, Verdacht zu schöpfen, dass offenbar etwas nicht stimmt. 2015 forderte das von ihr angeführte Konsortium dann die vorzeitige Rückzahlung von Krediten im Umfang von fast einer Milliarde Dollar, weil es Zweifel an den Sicherheiten für das Darlehen gebe.

Das brachte 1MDB an den Rand der Zahlungsunfähigkeit – bis am Ende das Staatsunternehmen Ipic aus Abu Dhabi zur Refinanzierung einsprang. Später gerieten 1MDB und Ipic im Streit um Zinszahlungen für 1MDB-Verbindlichkeiten aneinander, für die Ipic eine Garantie abgegeben hatte.

Der Skandal erschütterte das Vertrauen der Malaysier in die von Premier Najib angeführte Regierung. Hunderte an 1MDB-Millionen sollen auch auf seinem Privatkonto gelandet sein. Im Mai wählten die Malaysier Najibs Partei ab, die seit der Unabhängigkeit des Landes vor sechs Jahrzehnten an der Macht war. Die neue Regierung von Mahathir Mohamad brachte Gerichtsverfahren gegen Najib in Gang und fahndet nach Low.

Dieser weist alle Anschuldigungen von sich. Erst diese Woche hat er zur Verteidigung eine Website gestartet. Wie viele junge Menschen habe er Fehler gemacht, schreibt der 36-Jährige. Niemals habe er aber in böser Absicht gehandelt.

Auch um seine teure Jacht sorgt sich Low, auf die er noch Anspruch erhebt. „Malaysia hat die Jacht derzeit in einer gefährlichen Umgebung angedockt“, teilte seine Firma mit. Lange wird das Schiff dort nicht mehr liegen, Malaysia beeilt sich beim Verkauf: Die Instandhaltung kostet monatlich 600.000 US-Dollar.