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Weimarer Dreieck ist noch kein Klassiker: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Michael Nienaber über ein Dreigestirn. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

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Paartherapeut Tusk

Olaf Scholz und Emmanuel Macron wollen es noch einmal miteinander probieren — und holen sich für den Fall der Fälle Hilfe von außen dazu. Der Bundeskanzler empfängt heute Mittag den französischen Präsidenten zu einem klärenden Gespräch zunächst unter vier Augen, später wird das Format erweitert um den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Es ist die Wiederbelebung des sogenannten Weimarer Dreiecks, das in den Jahren der nationalistischen PiS-Regierung in Warschau praktisch eingeschlafen war. Macron hätte vielleicht sogar hirntot gesagt.

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Fraglich ist, ob ausgerechnet Tusk sich als Vermittler zwischen den Streithähnen Scholz und Macron eignet und das Dreier-Format im Sinne einer politischen Paartherapie Wogen zu glätten vermag. Zu unterschiedlich waren zuletzt die Positionen in einer ganzen Reihe von Grundsatzfragen. So versucht Macron im Europa-Wahlkampf Stärke und Entschlossenheit zu projizieren mit der Erklärung, er würde selbst die Entsendung von französischen Bodentruppen in die Ukraine nicht ausschließen, um Putin zu stoppen. Gestern Abend setzte er noch einen drauf und warnte vor einem weiteren Vormarsch der russischen Truppen nach Europa, sollte die Ukraine fallen.

Scholz setzt auf eine komplett entgegengesetzte Strategie: Der Bundeskanzler zieht beim Thema Marschflugkörper rote Linien und warnt vor einer Eskalation des Kriegs in der Ukraine. Die Umfragen in Deutschland geben Scholz bei dem Thema recht. Der Ukraine hilft das alles aber wenig.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Laura Malsch, Verena Sepp und Boris Groendahl: Mehr Vorsorge, Erbin gegen Erben, Rekordverlust, Fuß vom Gas und Schweizer Dealfreude.

Mehr Vorsorge

Angesichts der “angespannten Situation” am Immobilienmarkt hat die NordLB im vergangenen Jahr für ihr Immobiliengeschäft mehr Vorsorge gebildet, den Konzerngewinn zugleich aber mehr als verdoppelt. In der Finanzierung von Gewerbeimmobilien ist die Bank im Mehrheitseigentum des Landes Niedersachsen vor allem über die Tochter Deutsche Hypo aktiv. Das Volumen lag zuletzt bei 18 Milliarden Euro — klein im Vergleich zu Helaba oder LBBW. Mit der inzwischen zusammengebrochenen Signa-Gruppe von René Benko hatte man auch nicht viel Geschäft. Gespräche über einen Verkauf oder Teilverkauf des Flugzeug-Portfolios der Bank sind inzwischen weit fortgeschritten. Eine Entscheidung dazu sei jedoch noch nicht gefallen, sagte NordLB-Chef Jörg Frischholz. Ob schon geklärt ist, was der Spitzenverdiener der Deutschen Bank mit den 14 Millionen Euro macht, die er für 2023 erhielt, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass Bankchef Christian Sewing nur knapp 9 Millionen Euro erhielt.

Erbin gegen Erben

Sie rühmte sich nicht für den Reichtum, in dem sie aufgewachsen war — es war ja schließlich nicht ihr Werk, sondern das ihres Vorfahren Friedrich Engelhorn, dem Gründer des Mannheimer Chemieriesen BASF. 2022 erbte die 31-jährige Österreicherin Marlene Engelhorn dann mehr als 25 Millionen Euro — steuerfrei, weil Österreich seit 2008 keine Erbschaftssteuer mehr erhebt. Für Engelhorn ist die Abschaffung der Steuer bis heute nicht nachvollziehbar, und so nutzt sie ihr Erbe nun, um eine öffentliche Diskussion über Wohlstand und Verteilungsgerechtigkeit anzustoßen. Sie initiierte eine Bürgerversammlung namens “Guter Rat”, in der 50 zufällig ausgewählte Österreicher unterschiedlichen Alters und Herkunft bis zum Sommer darüber entscheiden sollen, an wen Engelhorn das Geld verschenkt. Sie selbst wird in den Prozess, der dieses Wochenende startet, nicht eingreifen.

Rekordverlust

Auch bei Vonovia hinterlässt die Zinswende tiefe Spuren in der Bilanz. Die Bewertungsverluste führten im abgelaufenen Jahr unterm Strich zu fast 7 Milliarden Euro Miesen. Trotzdem sieht Konzernchef Rolf Buch seinen Wohnungsriesen als “einen der Ersten”, die zur Normalität zurückkehren können. Die Talsohle bei den Bewertungen scheint in Sicht, schon im zweiten Halbjahr verlangsamte sich der Trend. Trotzdem kommt Europas größter Vermieter nicht unbeschadet aus dieser Krise. Die Schulden drücken weiter, weswegen die Bochumer Liegenschaften im Wert von weiteren 3 Milliarden Euro auf der Verkaufsliste stehen haben. Die könnten dann aber fehlen, wenn der Wohnmarkt endgültig wieder anzieht. Der Drahtseilakt zwischen bilanziellem Reinemachen und dem Erhalt des Tafelsilbers wird Vonovia daher wohl noch länger beschäftigen.

Fuß vom Gas

Die Produktion in der deutschen Chemieindustrie ist 2023 um fast 8% gesunken, womit das Jahr nach Angaben des Branchenverbands VCI “auf der ganzen Linie enttäuscht” hat. Nicht nur der Sektor “sondern die gesamte heimische Wirtschaft” litten weiterhin unter schleppender Konjunktur und den strukturellen Problemen im Land. „Die deutsche Wirtschaft braucht dringend ein Comeback”, so der Chemieverband. Unternehmen brauchten “den Glauben an dauerhaft bezahlbare Energiepreise, smarte Regulierung, vernünftige Unternehmenssteuern und Luft zum Atmen bei Bürokratie und Genehmigungsverfahren.” Bei den Treibhausgas-Emissionen Deutschlands gab es indessen 2023 den stärksten Rückgang seit 1990. In Bezug auf das Klimaschutzziel 2030 freute sich Wirtschaftsminister Robert Habeck, Deutschland sei “auf Kurs — erstmals”. Dies fußte allerdings nicht nur auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern auch auf der Konjunkturschwäche. Weitere Signale in Richtung eines günstigeren Zinsumfelds für die Wirtschaft kamen von der EZB. Das finnische Ratsmitglied Olli Rehn erklärte, die Währungshüter dürften “den Fuß allmählich von der geldpolitischen Bremse nehmen können, wenn der Sommer naht.”

Schweizer Dealfreude

Im südlichen Nachbarland nimmt die Deal-Freude zuletzt ordentlich Fahrt auf. Gerade erst startete der Dermatologie-Spezialist Galderma den größten europäischen Börsengang seit Porsche mit einem angepeilten Volumen von 2,3 Milliarden Franken. Die staatlich dominierte Telefongesellschaft Swisscom macht heute den Sack zu und kauft wie seit längerem berichtet die Italientochter des britischen Mobilfunkbetreibers Vodafone für stolze 8 Milliarden Euro. Die Schweizer Regierung nimmt das stoisch “zur Kenntnis”, überlegt aber auch mal wieder, ob eine Teil- oder Vollprivatisierung denkbar wäre. Außerdem berichten Insider, dass die Beteiligungsgesellschaft Partners Group aus dem steuerschonenden Kanton Zug Infrastruktur-Investitionen im Gesamtvolumen von 4,6 Milliarden Euro in die Auslage stellt — einen nordisch-baltischen Fernwärme-Betreiber, einen norwegischen Gaspipeline-Betreiber und den deutschen Erneuerbaren-Entwickler VSB. Beim Eschborner Ablesespezialisten Techem ist die Partners Group wie berichtet schon relativ weit mit den Verkaufsgesprächen.

Was sonst noch passiert ist

  • Burgerklemme bei McDonald’s

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