In diesem Artikel:
(Im dritten Satz wurde präzisiert: Nach einer Prognose der Verkehrsbranche wird sich die Finanzierung des Deutschlandtickets im Nah- und Regionalverkehr im kommenden Jahr für Bund und Länder deutlich erhöhen.)
BERLIN (dpa-AFX) - Der Preis für das Deutschlandticket von derzeit 49 Euro im Monat könnte sich im kommenden Jahr deutlich erhöhen. Grund ist ein ungelöster Finanzstreit zwischen Bund und Ländern. Nach einer Prognose der Verkehrsbranche wird sich die Finanzierung des Deutschlandtickets im Nah- und Regionalverkehr im kommenden Jahr für Bund und Länder deutlich erhöhen. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz warnte am Dienstag vor einer Preiserhöhung. Er forderte den Bund auf, sich "zeitnah" zur Fortführung des Tickets in den nächsten Jahren zu bekennen.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) prognostiziert für 2024 für das Ticket einen steigenden Bedarf von über einer Milliarde Euro auf insgesamt 4,09 Milliarden. Das geht aus einem VDV-Papier für eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern hervor. Als potenzielle Maßnahmen, um den höheren Zuschussbedarf zu verringern, nennt der Verband eine Erhöhung des Ticketpreises und eine Ausweitung der Nutzerzahlen.
Der VDV warnt in dem Papier vor einem Aus für das Ticket. Ohne eine "ausreichend dotierte haushalterische Vorsorge oder eine Nachschusspflicht" wäre es den Unternehmen nicht möglich, das Ticket weiter auszugeben und anzuerkennen.
Streit zwischen Bund und Ländern
Die Zahlen dürften den Finanzstreit zwischen Bund und Ländern befeuern. Seit dem 1. Mai kann die Fahrkarte für Busse und Bahnen für 49 Euro im Monat verwendet werden - als digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement in ganz Deutschland. Die damit verbundenen Verluste der Branche tragen Bund und Länder je zur Hälfte. Vom Bund kommen von 2023 bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro. Die Länder bringen ebenso viel auf.
Auch mögliche Mehrkosten über die drei Milliarden Euro hinaus sollen im ersten Jahr zur Hälfte geteilt werden. Diese "Nachschusspflicht" aber ist von 2024 an offen - darum geht es im Streit zwischen Bund und Ländern. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) lehnt eine höhere Kostenbeteiligung des Bundes ab und verweist auf die Zuständigkeit der Länder für den Regionalverkehr.
Laut VDV-Papier befinden sich die Verkaufszahlen für das Ticket bei allen Verbünden und Unternehmen im "Hochlauf". Der Verband geht für ein volles Jahr nach Einführung - also Ende April 2024 - von rund 13 Millionen regelmäßigen Nutzern aus. Zuletzt waren es etwa 10 Millionen, nachdem zunächst mehr als 11 Millionen Abos verkauft worden waren. Die Option zur monatlichen Kündbarkeit werde intensiver als erwartet genutzt. Das schafft bei den Verkehrsunternehmen mehr Planungsunsicherheit. Insgesamt führe die Preissenkung im öffentlichen Personennahverkehr durch das Deutschlandticket bundesweit zu "spürbaren Mindereinnahmen".