Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.161,01
    +243,73 (+1,36%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.006,85
    +67,84 (+1,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.267,73
    +181,93 (+0,48%)
     
  • Gold

    2.349,70
    +7,20 (+0,31%)
     
  • EUR/USD

    1,0702
    -0,0031 (-0,29%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.647,60
    -777,43 (-1,29%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.330,64
    -65,90 (-4,72%)
     
  • Öl (Brent)

    83,64
    +0,07 (+0,08%)
     
  • MDAX

    26.175,48
    +132,30 (+0,51%)
     
  • TecDAX

    3.322,49
    +55,73 (+1,71%)
     
  • SDAX

    14.256,34
    +260,57 (+1,86%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.139,83
    +60,97 (+0,75%)
     
  • CAC 40

    8.088,24
    +71,59 (+0,89%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.943,43
    +331,67 (+2,12%)
     

Warum sich Apple, Facebook und Google um Ihr „digitales Wohlergehen” sorgen

Facebook CEO Mark Zuckerberg bei der F8-Konferenz im San Jose McEnery Convention Center in San Jose, Kalifornien, am 1. Mai 2018. Quelle: JOSH EDELSON/AFP/Getty Images
Facebook CEO Mark Zuckerberg bei der F8-Konferenz im San Jose McEnery Convention Center in San Jose, Kalifornien, am 1. Mai 2018. Quelle: JOSH EDELSON/AFP/Getty Images

Seit Jahren sind Technologieunternehmen mit rasanter Geschwindigkeit unterwegs, um neue Nutzer zu gewinnen und aktuelle Nutzer zu begeistern. Aber Unternehmen wie Facebook sind in letzter Zeit zu einer Erkenntnis gekommen, die immer populärer wird: Mehr Zeit mit einem Gerät oder einem Dienst ist nicht unbedingt besser für den Nutzer. Im Gegenteil, wenn man zu viel Zeit mit einem Gerät, einer App oder einer Webseite verbringt, kann sich das auf Ihre Gesundheit auswirken – eine Tatsache, die Technologieführer erkannt haben.

„Wir sind sehr darauf bedacht, dass der Einsatz von Technologie für das Wohlergehen der Menschen gut ist“, räumte Mark Zuckerberg am vergangenen Dienstag bei einem Termin bei der Europäischen Union in Brüssel ein.

Zuckerbergs Aussage kommt fast zwei Wochen, nachdem Salesforce-CEO Marc Benioff Facebook als die „neuen Zigaretten unserer Branche“ bezeichnet hatte und fast einen Monat nach Aussage des Facebook-CEO vor dem Kongress, während der er die Verantwortung des sozialen Netzwerks für den Aufbau von Diensten ansprach, die „gut für die Menschen und gut für die Gesellschaft“ sind. Anfang Mai kündigte Google auf seiner jährlichen Entwicklerkonferenz seine Digital Wellbeing Initiative an – eine Reihe von Funktionen, die Android-Nutzern dabei helfen soll, die Zeit, die sie auf ihren Smartphones verbringen, zu managen.

WERBUNG

Es ist eine besonders angespannte Zeit für große Technologieunternehmen, die wegen Themen wie Datenschutz und „Techniksucht“ – einer übermäßigen Abhängigkeit von Geräten und dem Internet – in der Kritik stehen. Mehrere Studien haben die langfristige Nutzung von Facebook bei manchen Menschen mit Depressionen und chronischer Einsamkeit in Verbindung gebracht. Inzwischen ist unsere psychologische Abhängigkeit von Smartphones laut einigen Studien so komplex geworden, dass wir uns nicht mehr konzentrieren können, wenn wir sie nur in unserer Nähe haben.

Unternehmen wie Apple, Facebook und Google setzen deshalb proaktiv Maßnahmen, um sich um Ihr digitales Wohlbefinden zu kümmern, wahrscheinlich auch, um ihr Image in der Öffentlichkeit zu verbessern.

„Ich denke, was Facebook, Apple und Google in den letzten zwölf bis 18 Monaten getan haben, sind alles positive Schritte, um dieses Problem anzugehen“, sagt Gartner-Analyst Mark Hung. „Ich glaube, es gibt keine einfache Antwort. Die gute Nachricht ist, dass die Technologie-Anbieter nach Wegen suchen, um sie anzugehen. Denn letztendlich werden sie Probleme bekommen, wenn sich der Negativtrend fortsetzt.“

Sie sind mehr als ein Anhängsel“

Technologieunternehmen wie Apple, Google und Facebook haben in den letzten Jahren Funktionen eingeführt, die für das Wohlbefinden der Nutzer sorgen.
Technologieunternehmen wie Apple, Google und Facebook haben in den letzten Jahren Funktionen eingeführt, die für das Wohlbefinden der Nutzer sorgen.

Da Geräte und Dienste immer komplexer geworden sind – das Erkennen von Freunden auf Fotos, das Scannen unseres Gesichts zum Entsperren des Handys –, hat auch unsere Nutzung dieser Geräte zugenommen.

„Für viele Smartphone-Besitzer sind sie mehr als ein Anhängsel – sie sind eine physische und virtuelle Verbindung zur Relevanz“, sagt Brian Solis, ein leitender Analyst der in San Francisco ansässigen Altimeter Group.

So verrückt das auch klingt, schauen Sie sich die Zahlen an. Laut einer im November 2017 veröffentlichten Studie von Deloitte schaut der durchschnittliche Nutzer weit über 320 Mal pro Woche auf sein Smartphone. Diese Zahl ist viel höher bei den Nutzern im Alter von 18 bis 24 Jahren, die ihre Telefone 86 Mal am Tag checken – gegenüber 82 Mal täglich im Jahr 2016. Die Deloitte-Erhebung befragte 2.000 US-amerikanische Internetnutzer zwischen 18 und 75 Jahren.

Falls Sie nicht permanent unterwegs oder ein erfolgreicher Unternehmer sind – ist es dann wirklich notwendig, so häufig aufs Handy zu blicken? Wahrscheinlich nicht.

Aber die Gesellschaft – zumindest die amerikanische Gesellschaft – hat die Nutzer dazu konditioniert, intensive Anfälle von sofortiger Befriedigung zu empfinden, wenn sie ihren Freunden ständig Nachrichten mit Emojis schicken, kurze Spiele spielen und Updates in den digitalen Äther senden, die Likes, Kommentare und Retweets erhalten.

„Wenn sie Ihre Aufmerksamkeit haben, können sie sie monetarisieren.“

Die Funktion „Nicht stören“ von Apple hat sich seit ihrer Einführung im Jahr 2012 so weiterentwickelt, dass sie sich automatisch aktiviert, wenn Nutzer Auto fahren.
Die Funktion „Nicht stören“ von Apple hat sich seit ihrer Einführung im Jahr 2012 so weiterentwickelt, dass sie sich automatisch aktiviert, wenn Nutzer Auto fahren.

Für Hard- und Softwareunternehmen liegen die Vorteile eines verstärkten Benutzerengagements auf der Hand. Je schneller und umfangreicher ein Smartphone ist, desto einfacher ist es, selbst die anspruchsvollsten Anwendungen aufzurufen und zwischen ihnen zu wechseln. Und je ansprechender oder unterhaltsamer eine App ist, desto länger werden Sie sie wahrscheinlich nutzen.

„Wenn sie Ihre Aufmerksamkeit haben, können sie sie monetarisieren“, erklärt Solis die bisherigen Produktstrategien von Technologieunternehmen. „Wenn sie Ihre Aufmerksamkeit haben, können sie in den nächsten Jahren unbegrenzt verkaufen, deshalb gibt es richtige Fans von Apple.“

Dennoch will kein Technologieunternehmen wie ein gieriges, gedankenloses Unternehmen dastehen, besonders in einer Zeit, in der die Gesellschaft auf Themen wie Nutzerrechte und Datenschutz sensibel reagiert. Und während es unglaublich einfach ist, diesen Geräten und ihren Schöpfern die ganze Schuld zuzuschieben – manches davon ist wohlverdient –, sollte man ihnen ein wenig Anerkennung zollen.

2012 stellte Apple die Funktion „Nicht stören“ vor, eine Einstellung, bei der das Handy eines Nutzers weiterhin eingehende Anrufe, Nachrichten und andere Benachrichtigungen empfangen kann, den Benutzer aber erst später alarmiert – das iPhone bleibt stumm und der Bildschirm bleibt in der Zwischenzeit dunkel. So unbedeutend es auch klingen mag, Apples „Nicht stören“-Funktion war die Einsicht eines großen Technologieunternehmens, dass es tatsächlich ein Leben jenseits unserer Geräte und Anwendungen gibt und dass die Menschen genauso viel Zeit von Angesicht zu Angesicht brauchen wie FaceTime.

In jüngster Zeit folgte auch Facebook. Mark Zuckerberg kündigte im Januar dieses Jahres an, dass der News Feed der Plattform „sinnvolle soziale Interaktionen“ gegenüber „relevanten Inhalten“ priorisieren werde und dass er erwartet, dass die Zeit, die die Menschen im sozialen Netzwerk verbringen, dadurch abnehmen wird.

„Aber ich erwarte auch, dass die Zeit, die Sie auf Facebook verbringen, wertvoller sein wird“, schrieb Zuckerberg damals. „Und wenn wir das Richtige tun, wird das auch langfristig gut für unsere Gemeinschaft und unser Geschäft sein.“

Zufälligerweise brachte Google etwa fünf Monate später seine eigenen Digital Wellbeing-Funktionen heraus.

Während also die Motive der großen Tech-Unternehmen offensichtlich nicht rein altruistisch sind, legen sie zumindest nahe, dass Unternehmen gewissenhafter mit den Effekten umgehen, die sie auf die Nutzer haben – was zumindest etwas ist.

JP Mangalindan