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Wagenknecht lehrt Parteien das Fürchten: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Arne Delfs über eine bekannte Unbekannte. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Erfolgsrezepte

Sahra Wagenknechts Timing hätte besser kaum sein können. Die Ampelkoalition steckt im Dauertief, die Wirtschaftsaussichten sind düster, die Menschen verunsichert. “Ausgerechnet in dieser Zeit hat die Bundesrepublik die wohl schlechteste Regierung ihrer Geschichte”, sagte die Noch-Linke-Politikerin am Montag bei der Vorstellung ihres neuen Partei-Projekts. “Das verunsichert natürlich viele Menschen. Viele wissen nicht mehr, was sie wählen sollen.”

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Spätestens bei der Europawahl im Juni 2024, so die Hoffnung Wagenknechts, sollen all diese verunsicherten Menschen ihr Kreuz bei ihrer Partei machen. “Wir haben uns zur Gründung einer neuen Partei entschieden, weil wir überzeugt sind: So wie es derzeit läuft, darf es nicht weitergehen.” Denn sonst, so Wagenknecht, “werden wir unser Land in zehn Jahren wahrscheinlich nicht wiedererkennen.”

Zwar hat die neue Partei noch keinen Namen, geschweige denn ein Programm, aber die jüngsten Äusserungen Wagenknechts deuten an, wo die Reise hingeht: Die 54-Jährige kritisiert die Sanktionen des Westens gegen Russland und die deutsche “Außenpolitik des erhobenen Zeigefingers” ebenso wie den “blinden, planlosen Öko-Aktivismmus” oder die “ungeregelte Zuwanderungspolitik” der Ampelregierung.

Wagenknechts neue Partei zielt also offenbar nicht nur auf frustrierte Linke-Wähler, sondern auch auf jene, die derzeit ihr Kreuz bei der AfD machen. Beim Thema Zuwanderung argumentiert sie ähnlich wie die Rechtspopulisten. Auf diese Idee ist jetzt offenbar auch der Bundeskanzler gekommen: “Wir müssen endlich im großen Stil abschieben”, verkündet er diese Woche auf dem Cover des Spiegel. Ob das ihm oder Wagenknecht mehr Erfolg verschafft, muss sich noch zeigen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin und Boris Groendahl: Roche kauft zu, Transparenz: Nul Points, Verluste hier wie dort, Manöverkritik nach Niederlage, und schöne Bescherung.

Roche kauft zu

Fast 6,5 Milliarden Franken investiert Roche in eine neue Therapie zur Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen. Mit dem Kauf der Telavant Holdings stärkt der Schweizer Pharmakonzern seine Pipeline an experimentellen Medikamenten und erhält die Entwicklungs- und Vermarktungsrechte in den USA und Japan für das Medikament RVT-3101, das sich derzeit in klinischen Studien befindet. Die von Telavant entwickelte Antikörpertherapie verfügt laut Roche über einen neuartigen Wirkmechanismus, der das Potenzial hat, auch bei zahlreichen anderen Krankheiten eingesetzt zu werden. Angesichts der regionalen Beschränkung, in einem Bereich, in dem Roche nur begrenzte Erfahrung hat, erscheine der Preis etwas hoch, gibt BI zu bedenken. Roche-Aktien waren am Montagvormittag wenig verändert. Letzte Woche waren sie abgestürzt, nachdem das Unternehmen seine Finanzziele nicht angehoben hatte. “Es ist ein Anfang, aber wir denken, dass die Investoren auch mehr von der internen Pipeline von Roche sehen wollen”, so Barclays-Analystin Emily Field.

Transparenz: Nul Points

Am Freitagabend tischte Volkswagen der interessierten Öffentlichkeit noch eine Gewinnwarnung auf. Nicht dass diese auf den ersten (oder auch auf den zweiten) Blick einwandfrei als solche zu erkennen gewesen wäre. Der Hersteller erwartet weniger Marge als bisher, was sich zum Teil auf Verluste bei Absicherungsgeschäften für Rohmaterialien zurückführen lässt und daher nichts mit dem eigentlichen Geschäft zu tun hat. Zum anderen geht es aber eben auch darum, dass im dritten Quartal die Kosten im Volumen-Geschäft gestiegen sind. Dazu hätte man dann doch gerne noch ein paar weiterführende Informationen gehabt. So muss man sich bis Donnerstag gedulden, wenn die kompletten Zahlen vorgelegt werden. Analysten sind sicher äußerst gespannt zu hören, wie viel von der unschönen Überraschung nun wirklich mit einem von Überschwemmungen in Slowenien betroffenen Lieferanten zu tun hat, und wie viel womöglich damit, dass man trotz laufender Anstrengungen den Kostenapparat nicht unter Kontrolle hat.

Verluste hier wie dort

Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen stiegen zum ersten Mal seit 16 Jahren über die Marke von 5%, getrieben von der Erwartung, dass die Fed die Zinsen hoch halten und die Regierung ihre Bondverkäufe ausweiten wird, um das wachsende Defizit auszugleichen. Das zog auch die Aktien auf breiter Front nach unten aufgrund der Sorge, dass steigende Kreditkosten das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen könnten. Die europäischen Aktien sind kurz davor, ihre Jahresgewinne wieder abzugeben. Im Hintergrund droht auch weiterhin eine Eskalation des Krieges zwischen Israel und der Hamas, trotz gegenteiliger Bemühungen westlicher Staaten. Israel setzte in der Nacht seine Luftangriffe auf den Gazastreifen fort, schien von einer Bodeninvasion aber abzusehen. Zunächst sollen die 222 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln befreit werden. Das half, den Ölpreis der Sorte Brent wenig verändert bei $92 zu halten.

Manöverkritik nach Niederlage

Nach dem geldpolitischen Größtangriff der letzten vier Jahrzehnte steht die Frage im Raum, wie die Inflationskrise hätte verhindert werden können — und was zu tun ist, damit sich das nicht wiederholt. Zunächst muss es darum gehen, die überbordende Teuerung wieder einzufangen. Ökonomen sind sich einig, dass die Zentralbanken ihre Inflationsziele nicht zum Preis eines wirtschftlichen Totalschadens verfolgen werden. Ein Risiko sehen die Beobachter darin, dass die Fiskalpolitik die Arbeit der Notenbanker konterkarieren könnte. Wenig Wunder also, dass die Märkte sich auf anhaltend hohe Zinsen eingestellt haben. Manche gar auf höhere. Und die umstrittene — Stichwort monetäre Staatsfinanzierung — Politik der quantitativen Lockerung? Die dürfte sparsamer eingesetzt werden. Drängender ist die Frage, wie aktuell die quantitative Straffung vollzogen werden kann, ohne dass der geldpolitische Transmissionsriemen zur Bekämpfung der Inflation dabei gestört wird. Schließlich geht es um die die Auflösung von Beständen in Höhe von 5,3 Billionen Euro.

Schöne Bescherung

Die Sparkassen in Bayern waren im vergangenen Jahr von Abschreibungen auf ihre Eigenanlagen so stark betroffen wie kaum eine andere Gruppe im öffentlich-rechtlichen Bankensektor. Ganze 1,6 Milliarden Euro mussten die Institute im Süden auf ihre Wertpapiere wertberichtigen. Das hat wehgetan! Doch nun zeichnet sich ab, dass ein großer Teil bereits in diesem Jahr in Form von Zuschreibungen auf das Portfolio zurückkommen wird. Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Reuter, der 2024 den Deutschen Sparkassen- und Giroverband führen wird, sprach in einem Bloomberg-Interview von bis zu 30%, was umgerechnet rund eine halbe Milliarde Euro wäre. Das deckt sich mit jüngsten Andeutungen des Chefs der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. Der erklärte gegenüber Bloomberg, dass bis zur Hälfte der rund 400 Millionen Euro Abschreibungen seines Hauses aus dem Jahr 2022 bereits in diesem Jahr wieder aufgeholt werden dürften. Im Süden wie im Norden ist man sich sicher, dass auch der Rest der Abschreibungen in den kommenden Jahren nahezu vollständig ausgeglichen wird. Gute Nachrichten für die Sparkassen.

Was sonst noch passiert ist:

  • SVP stark

  • Kekse für Elon

  • Schrumpfende Wirtschaft

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