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Wohnungskonzern Vonovia kommt weitgehend unbeschadet durch Coronakrise

Beim größten deutschen Immobilienkonzern wächst trotz der Coronakrise die Zuversicht. Vonovia-Chef Buch stellt weiter steigende Gewinne in Aussicht.

 Foto: dpa
Foto: dpa

Im Gegensatz zu anderen Unternehmen bringt die Coronakrise den Wohnungskonzern Vonovia nicht in Schwierigkeiten. Die Mieteinnahmen – die Haupteinnahmequelle des Dax-Konzerns – stiegen in den vergangenen Monaten weiter, und Firmenchef Rolf Buch ist so zuversichtlich, dass er bei Bekanntgabe der Quartalszahlen am Mittwoch für das Gesamtjahr einen Gewinn am oberen Ende der bisher gültigen Prognosespanne in Aussicht stellte. Auch für das kommende Jahr sagte er weitere Steigerungen voraus. „Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist weiter hoch.“

Im Zuge der Coronakrise schulde weniger als ein Prozent der Vonovia-Mieter seine Miete, erklärte der Immobilienmanager in Bochum. Und das Versprechen aus dem Frühjahr gelte nach wie vor: „Niemand, der aufgrund von Corona in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, wird seine Wohnung verlieren.“ Die derzeit gültigen Einschränkungen in Deutschland führten zwar dazu, dass das Leben für seine Mitarbeiter auf den Baustellen und vor Ort mühsamer werde, aber aus wirtschaftlicher Sicht seien keine Folgen absehbar.

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Der operative Gewinn (FFO) von Deutschlands größtem Wohnungskonzern soll in diesem Jahr zwischen 1,275 und 1,325 Milliarden Euro erreichen, nach 1,219 Milliarden im Jahr 2019. Der Gewinnanstieg soll auch den Aktionären zugutekommen: Ihnen wird für 2020 eine Dividende in Höhe von 1,69 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, das wären zwölf Cent mehr als ein Jahr zuvor.

Eine Nachricht, auf die die Aktionäre positiv reagierten: Die Aktie stand am Mittwoch auf der Gewinnerseite – im Gegensatz zum Dax selbst. Seit Jahresanfang hat das Papier über 20 Prozent zugelegt. Aus Sicht vieler Analysten ist das gerechtfertigt. Sie verweisen auf den Net Asset Value (NAV) pro Aktie, eine Kennziffer, die die Vermögenswerte (abzüglich Schulden) widerspiegelt.

Viele Börsianer blicken auf den NAV, um zu entscheiden, ob eine Immobilienaktie günstig oder teuer ist. Aktuell liegt der NAV je Aktie von Vonovia bei 55,41 Euro und damit unter dem aktuellen Kurs von 57,10 Euro.

Übernahmen zahlen sich aus

Das sogenannte Adjusted Ebitda Total des Wohnungsunternehmens war in den vergangenen neun Monaten um knapp acht Prozent auf 1,433 Milliarden Euro gestiegen. Der operative Gewinn (Group FFO) erhöhte sich von Januar bis September 2020 im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2019 um fast neun Prozent auf 1,016 Milliarden Euro. Dabei zahlte sich vor allem die Übernahme des Wohnungskonzerns Hembla in Schweden aus.

Insgesamt gehören Vonovia mittlerweile rund 415.000 Wohnungen – die meisten in Deutschland und rund ein Zehntel davon in Berlin. Das hat auch Nachteile: Schließlich gilt in der Hauptstadt seit Ende Februar ein Mietendeckel. Ab November gilt die zweite Stufe des Mietendeckels. Demnach müssen Vermieter auch bei Bestandsmietverträgen die Mieten senken, sofern die gesetzlich definierten Obergrenzen um mehr als 20 Prozent überschritten sind. Diese beiden Maßnahmen kosten Vonovia nach eigenen Angaben pro Jahr zehn Millionen Euro.

Die politischen Maßnahmen zeigten Wirkung, sagte Buch. Aber bei zwei Dritteln der Wohnungen müsse man keine Änderungen vornehmen, schließlich liege die Miete unterhalb der gesetzlichen Grenzen. Die monatliche Nettokaltmiete von Vonovia betrug in Deutschland Ende September 2020 durchschnittlich 6,91 Euro pro Quadratmeter. Zuletzt waren die Mieten des Dax-Konzerns im Vergleich zu den Vorjahren im Schnitt lediglich um 0,8 Prozent gestiegen.

Gegen den Berliner Mietendeckel wurde vor dem Karlsruher Verfassungsgericht geklagt, im zweiten Quartal des kommenden Jahres wird mit einem Urteil gerechnet. Denn nicht nur bei Vonovia sieht man die Maßnahme kritisch.

Derweil schaue sich Vonovia auch im Ausland weiter nach Akquisitionen um, erklärte Vonovia-Chef Buch nun, er wolle aber „nichts übers Knie brechen“. Das dafür nötige Geld hat der Konzern mit Sicherheit in der Kasse. Im September, just nachdem die Aktie mit 62,74 Euro ein neues Allzeithoch erreichte, hatte Vonovia eine Kapitalerhöhung vorgenommen und dabei eine Milliarde Euro eingesammelt. Die Erlöse sollen in erster Linie zur Rückzahlung im vierten Quartal fälliger Schulden genutzt werden.

Erste Prognose für 2021

Für das kommende Jahr gab Vonovia erstmals eine Prognose aus. Demnach soll das Adjusted Ebitda zwischen 1,975 Milliarden und 2,025 Milliarden Euro liegen, der Group FFO zwischen 1,415 Milliarden und 1,465 Milliarden Euro. Damit lägen beide Kennziffern klar über den für dieses Jahr ausgelobten Höchstwerten.

Beim Blick in die Zukunft liegt Vonovia-Chef Buch aber vor allem ein Thema am Herzen, wie er sagt: der Klimaschutz. Vonovia hat sich zum Ziel gesetzt, durch Effizienzgewinne bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen.

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Gemeinsam mit den Forschungspartnern der Fraunhofer-Institute und der Deutschen Energie-Agentur stellte Vonovia auf einer Klimakonferenz im Oktober Lösungen vor, wie die Energiewende im Gebäudebereich gelingen kann und welche Veränderungen dafür notwendig sind. Zudem will Vonovia künftig einen „Nachhaltigkeits-Performance-Index“ veröffentlichen, der zu den wichtigsten nicht finanziellen Kennzahlen des Unternehmens gehören soll.

Diese Initiativen seien kein „Greenwashing“, betonte der Manager, „wir meinen es ernst“. Schon die Coronakrise habe massive Auswirkungen auf das soziale Zusammenleben, die Klimaauswirkungen dürften stärkere Folgen haben – das merke man ja schon morgens am Frühstückstisch, wenn die junge Generation frage, was man gegen den Klimawandel tue. „Wir wollen in der Branche mit gutem Beispiel vorangehen“, beteuert Buch.