Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.161,01
    +243,73 (+1,36%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.006,85
    +67,84 (+1,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.239,66
    +153,86 (+0,40%)
     
  • Gold

    2.349,60
    +7,10 (+0,30%)
     
  • EUR/USD

    1,0699
    -0,0034 (-0,32%)
     
  • Bitcoin EUR

    58.604,07
    -1.464,62 (-2,44%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.307,49
    -89,04 (-6,38%)
     
  • Öl (Brent)

    83,66
    +0,09 (+0,11%)
     
  • MDAX

    26.175,48
    +132,30 (+0,51%)
     
  • TecDAX

    3.322,49
    +55,73 (+1,71%)
     
  • SDAX

    14.256,34
    +260,57 (+1,86%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.139,83
    +60,97 (+0,75%)
     
  • CAC 40

    8.088,24
    +71,59 (+0,89%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.927,90
    +316,14 (+2,03%)
     

Virologe Drosten: „Wir müssen Regularien für Impfstoffe außer Kraft setzen“

Eine Studie aus London prognostiziert hohe Todeszahlen für die Covid-19-Epidemie. Virologe Drosten fordert, ungewöhnliche Maßnahmen in Betracht zu ziehen.

Der Berliner Virologe Christian Drosten fordert, im Kampf gegen Covid-19 „auch ungewöhnliche Optionen“ in Erwägung zu ziehen. „Wenn wir es ohne erhöhte Todesraten Älterer schaffen wollen, müssen wir Regularien für die Entwicklung von Impfstoffen außer Kraft setzen“, sagte er in seinem NDR-Podcast am Mittwoch.

Statt nur abzuwarten, bis vielleicht in einem Jahr ein Impfstoff zur Verfügung stehe, müsse man stattdessen überlegen, „jetzt einen vorhandenen Impfstoff zu nutzen, der schon mal für das alte Sars-Virus klinisch ausprobiert wurde“. Das Sars-Virus war 2002/03 aufgetreten und hatte in China etwa tausend Menschen getötet. Das neue Covid-19 ist mit ihm sehr nah verwandt.

Angesichts der Lage „müssen wir ein kleines Risiko in Kauf nehmen“, sagte Drosten mit Blick auf mögliche Nebenwirkungen eines Impfstoffs, der nicht die üblichen Phasen der klinischen Erprobung durchläuft. „Für so ein Risiko müsste dann der Staat haften“, fordert der Chef der Virologie der Berliner Charité. Das müsse sehr gut überlegt werden, aber „wir müssen den Denkprozess unter den Experten jetzt starten“.

WERBUNG

Drosten begründete seinen außergewöhnlichen Vorschlag vor allem mit der vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie des renommierten Imperial College London zu Covid-19. Die Modellrechnungen des Instituts für die USA und Großbritannien kommen zu dem Schluss, dass selbst bei einer „optimalen Eindämmungsstrategie“ auf dem Höhepunkt der Epidemie etwa achtmal so viele Intensivbetten mit Beatmung benötigt würden, wie aktuell in den USA und Großbritannien vorhanden sind.

Und „selbst wenn alle Patienten behandelt werden könnten, würden nach unseren Prognosen immer noch etwa 250.000 Todesfälle in Großbritannien und 1,1 bis 1,2 Millionen in den USA auftreten“, heißt es in dem Papier der Wissenschaftler. Grundlage war ein Szenario, in dem alle Fälle isoliert werden, alle Infizierten samt ihren Familien 14 Tage in strenger Quarantäne leben und Ältere ab 70 Jahren abgeschottet werden.

Ergebnisse der Studie übertragbar?

Drosten bezeichnete die Studie der britischen Virologen als „sehr wichtig“ und „durchaus auf Deutschland übertragbar“. Großbritannien sei Deutschland sehr ähnlich, auch wenn die deutsche Intensivmedizin sehr gut aufgestellt sei und die Beatmungskapazitäten sehr hoch seien. „Die Aussichten sind wirklich zum Verzweifeln“, sagte er.

Die Londoner Studie lasse zwar indirekt den Schluss zu, dass eine weitergehende Beschränkung des öffentlichen Lebens, also vor allem die Schließung der Schulen und Hochschulen wie in Deutschland, die Bekämpfung der Epidemie „deutlich effizienter“ mache. „Das muss man dann aber auch fünf Monate durchhalten“, so Drosten.

Und „selbst dann kommt das Virus als Winterwelle zurück“. Man könnte das System der sozialen Distanzierung zwar theoretisch je nach Entwicklung der Fallzahlen „immer wieder an- und abschalten“ – das wiederum „müsste man dann zwei Jahre durchhalten“.

Das jedoch sei rein praktisch „nicht machbar“. Daher zeigte sich Drosten überzeugt, dass keine andere Option bleibe, als in wenigen Monaten auf der Basis von vorhandenen Wirkstoffen „einen Impfstoff herbeizuzaubern“ – auch wenn der mit Risiken behaftet sei.