Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.497,94
    +1,15 (+0,01%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.983,67
    +1,49 (+0,03%)
     
  • Dow Jones 30

    38.686,32
    +574,84 (+1,51%)
     
  • Gold

    2.347,70
    -18,80 (-0,79%)
     
  • EUR/USD

    1,0854
    +0,0019 (+0,17%)
     
  • Bitcoin EUR

    61.921,13
    -1.107,23 (-1,76%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.420,37
    -8,20 (-0,57%)
     
  • Öl (Brent)

    77,18
    -0,73 (-0,94%)
     
  • MDAX

    26.716,80
    -88,63 (-0,33%)
     
  • TecDAX

    3.336,13
    -14,71 (-0,44%)
     
  • SDAX

    15.123,12
    +34,49 (+0,23%)
     
  • Nikkei 225

    38.487,90
    +433,77 (+1,14%)
     
  • FTSE 100

    8.275,38
    +44,33 (+0,54%)
     
  • CAC 40

    7.992,87
    +14,36 (+0,18%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.735,02
    -2,06 (-0,01%)
     

Das verlorene Jahr 2023 ist vorbei. Ob 2024 besser wird, ist fraglich

(Bloomberg) -- Selbst wenn die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 endlich wieder zu wachsen beginnt — es wird schwer werden, sich von einem der dunkelsten Jahre für die Konjunktur seit einer Generation zu erholen.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Geplagt von Energiekrise und maroder Infrastruktur, gebeutelt vom weltweiten Nachfragerückgang und abgeschlagen im Rennen um die Vorherrschaft bei Elektroautos, befand sich Deutschland wahrscheinlich schon in der Rezession, als das Jahr 2023 mit einem schockierenden Urteil des Verfassungsgerichts endete, das Berlins gesamte Haushaltsstrategie über den Haufen warf.

WERBUNG

Daten zur Industriekonjunktur werden nächste Woche wohl kaum eine spürbare Verbesserung zeigen. Die Regierung steckt in der Budget-Zwangsjacke und die drohenden Bahnstreiks tun ihr Übriges. Nur wenige Ökonomen erwartet einen großen Aufschwung. Das Land, das lange als Motor der Eurozone galt, tastet nach der Zündung.

“Wir sind eher pessimistisch für Deutschlands Wachstum”, sagt Stefan Schneider, Chefvolkswirt Deutschland bei der Deutschen Bank. “Eine Mischung aus Konjunktur und strukturellen Belastungsfaktoren zerstört derzeit die Hoffnung, dass das Land den Knoten lösen kann und in näherer Zukunft wieder zu alten Wachstumsraten von anderthalb, zwei Prozent aufschließen wird.”

Zwar deuten Umfragen unter Managern auf eine mögliche Bodenbildung im verarbeitenden Gewerbe hin, doch könnte sich in den kommenden Tagen auch zeigen, wie tief das Produktionsniveau schon gesunken ist.

Die Auftragseingänge in der Industrie erreichten im Oktober fast den niedrigsten Stand seit Mitte 2020, und Ökonomen erwarten, dass sie im November um 1% gestiegen sind — bei weitem nicht genug, um den Rückgang aufzuholen. Auch Exportdaten sind am Montag fällig. Am Dienstag folgen Daten zur Industrieproduktion, die ebenfalls auf einem niedrigen Niveau dümpelt und fünf aufeinanderfolgende Monaten rückläufig war.

Insgesamt könnte sich ein zweites Quartal der Schrumpfung andeuten und damit eine Rezession. Ein genaueres Bild wird sich am 15. Januar ergeben, an dem das Statistische Bundesamt die erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt des Jahres 2023 bekannt gibt.

Die Bundesbank rechnet mit einem leichten jährlichen Rückgang von 0,1%, während die Europäische Kommission einen Rückgang von 0,3% prognostiziert.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat Deutschland nur 2009 — während der globalen Finanzkrise — und während des Pandemieschocks von 2020 schlechter abgeschnitten. Entscheidend war zuletzt die Krise um die Gasversorgung nach Russlands Einmarsch in der Ukraine, die immer noch nicht nachhaltig gelöst ist.

Die Antwort der Ampelkoalition von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bestand darin, den Übergang zu klimafreundlicher Energieerzeugung noch zu beschleunigen, doch die Finanzierung dieser Strategie — Sondervermögen und Nebenhaushalte — wurde durch das Schockurteil aus Karlsruhe gekippt.

Scholz und seine Koalitionspartner Robert Habeck (Grüne) und Christian Lindner (FDP) haben zwar einen neuen Haushalt für die Jahre 2023 und 2024 zusammengeschustert. Doch die eigentliche Frage, wie die Wirtschaft umgerüstet und die jahrelangen Unterinvestitionen ausgeglichen werden sollen, bleibt wegen der verfassungsmäßig verankerten Schuldenbremse ungelöst.

“Auch der Wandel Richtung klimaneutrales Land und die Erfordernis, dass erstmal viel investiert werden muss, bevor dann irgendwann auch Erträge kommen, trägt zur Unsicherheit bei”, sagt Gabriele Widmann, Volkswirtin bei der Dekabank. “Auch das ist natürlich was, was jetzt dieses Jahr und die nächsten Jahre belasten wird.”

Die politische Herausforderung wird durch die Möglichkeit weiterer und längerer Bahnstreiks, durch die Bauernproteste gegen die Streichung von Subventionen und durch den Aufstieg der rechtsextremen AfD verschärft, die bei den Landtagswahlen im Laufe des Jahres in ihren Hochburgen im Osten des Landes wahrscheinlich zulegen wird.

Die wirtschaftlichen Probleme haben dabei nicht nur mit der Energiekrise zu tun. Auch der Mangel an qualifiziertem Personal für die industriebasierte deutsche Wirtschaft ist ein Problem. Und während der chinesische Autobauer BYD und Tesla den Kampf um die Krone des weltweit größten Herstellers von Elektrofahrzeugen unter sich ausmachen, lag die deutsche Pkw-Produktion im vergangenen Jahr immer noch 12% unter dem Niveau von 2019.

Vor diesem Hintergrund rechnet die Bundesbank für das laufende Jahr mit einem Wachstum von nur 0,4%. Das wäre zwar eine Verbesserung gegenüber 2023, aber immer noch eines der schlechtesten Ergebnisse in diesem Jahrhundert, und das bei einer Inflation, die nach Einschätzung der Beamten länger anhalten wird als in anderen großen Volkswirtschaften der Eurozone.

Schneider von der Deutschen Bank hält eine weitere jährliche Schrumpfung von 0,2% für möglich, obwohl selbst er die Aussicht auf einen baldigen Aufschwung sieht.

“Die Hoffnung ist, dass es dann ab Frühjahr, wenn speziell die Realeinkommen bei den Haushalten steigen, die Inflation weiter runter kommt und auch der Optimismus der Haushalte vielleicht etwas steigt, dass wir dann aus dieser Spur rauskommen”, so der Deutsche-Bank-Ökonom. “Der private Konsum sollte uns in diesem Jahr dann wahrscheinlich vor einem deutlichen Rückgang der Konjunktur retten.”

Optimistischer ist Stefan Mütze von der Helaba, der davon ausgeht, dass die Kombination aus einer Belebung der Konsumausgaben, der Industrienachfrage und der Investitionen in die grüne Transformation ein Wachstum von über 1% ermöglichen könnte.

“Unsere These ist, dass es in 2024 besser wird, auch in der Industrie”, so Mütze. “Wir gehen davon aus, dass die Exporte sich im Laufe des Jahres etwas erholen.”

Überschrift des Artikels im Original:Germany’s Lost Year Is Over But 2024 May Not Be Much Better

--Mit Hilfe von Joel Rinneby.

©2024 Bloomberg L.P.