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US-Präsident Donald Trump kämpft um sein Unternehmen

Schulden, Leerstände, sinkende Reputation: Die verschwiegene Trump Organization leidet unter dem politischen Engagement Trumps und unter der Pandemie.

Donald Trump redet die Probleme gerne klein. „Ich habe nur einen sehr, sehr geringen Teil an Schulden, gemessen an all den Vermögenswerten, die ich habe“, versicherte der US-Präsident bei seinem Townhall-Fernsehauftritt Mitte Oktober. „400 Millionen Dollar sind Peanuts. Es ist eine sehr geringe Verschuldung.“

Der Moderatorin war das Kunststück gelungen, dass Trump die Zahl von 421 Millionen Dollar, die sein Unternehmen einem Bericht der „New York Times“ zufolge schuldet, nicht klar dementierte, sondern nur relativierte. Wie groß seine Vermögenswerte sind, sagte er nicht.

Nichts soll sein Image als erfolgreicher Geschäftsmann gefährden. Schließlich kam er vor allem wegen seiner Position als Außenseiter und Milliardär ins Weiße Haus. Doch die Realität sieht anders aus.

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Trump und die „Trump Organization“, in der alle Geschäftsbereiche, vom Golfclub über die Hochhäuser bis hin zur Realityshow, zusammengefasst sind, schweigen weiter zu ihren Zahlen. Als privates Unternehmen muss die Trump Organization ihre Zahlen nicht veröffentlichen, und Trump selbst will seine Steuererklärung auf Anraten seiner Anwälte nicht veröffentlichen, solange die Prüfung der Steuerbehörde IRS läuft.

Golfklubs und Hotels leiden doppelt

Zum Unternehmen gehören 24 Golfklubs und Luxushotels auf der ganzen Welt. Die Analysen der „New York Times“ zeigen: Die Trump Organization leidet derzeit gleich doppelt. Schon vor der Coronakrise waren viele Immobilien defizitär. Wer kein Trump-Fan war, wollte sich auch im Urlaub oder auf Geschäftsreisen nicht mit ihm assoziieren. Dann kam auch noch die Pandemie, in der Trumps Gebäude nun wie alle anderen in der Branche leiden.

17 Einrichtungen mussten im Zuge der Lockdowns schließen, darunter nicht nur Standorte in den USA und Kanada, sondern auch in Großbritannien und Irland. Tourismus und Geschäftsreisen laufen auch sieben Monate nach Beginn der Coronakrise nur auf extrem niedrigem Niveau.

Bei Trumps Hotel in Chicago liegt die Belegungsrate bei 24 Prozent, und das kommende Jahr wird vermutlich nicht viel besser werden. Geschäftsreisen bleiben aus, Messen wurden abgesagt. Hotelmanager Gabriel Costin geht laut „Washington Post“ davon aus, dass es vier bis neun Jahre dauern wird, bis das Geschäft wieder auf dem Niveau von vor der Coronakrise liegt. Dass das Hotel bis dahin überlebt, sei unwahrscheinlich.

Auch bei Trumps Hotel in Washington DC, nur einen Steinwurf vom Weißen Haus entfernt, herrscht große Flaute. Das Hotel, das vor vier Jahren eröffnet wurde, sei schon vor Corona nur gut zur Hälfte belegt gewesen, wie die Zeitung berichtet.

Es wurde zwar gezielt von Lobbyisten genutzt, die sich Vorteile davon versprachen, in Trumps Unternehmen Geld auszugeben. Doch von 2016 bis 2018 hat das Hotel 55,5 Millionen Dollar an Verlusten angehäuft, wie Analysen der „New York Times“ zeigen, die Trumps Steuerunterlagen aus 18 Jahren zugespielt bekommen hatte. Aktuellere Zahlen sind nicht verfügbar.

Auch hier brach das Geschäft ein. Im September sei die Belegungsrate in manchen Nächten sogar auf fünf Prozent abgesackt, heißt es in dem Bericht. Einziger Lichtblick in den vergangenen Wochen: Trump hielt eine Spendenveranstaltung in dem Hotel ab, genauso wie ein Treffen, bei dem die Kandidatin für den Supreme Court, Amy Coney Barrett, vorgestellt wurde. Das habe auch die Hotelzimmerbuchungen für drei Tage wieder nach oben schnellen lassen.

Deutsche Bank ist größter Geldgeber

Wie kein anderer Präsident zuvor hat Trump politische und geschäftliche Interessen vermischt. Er hat zwar die Führung des Familienunternehmens an seine beiden Söhne Eric und Donald junior abgegeben, doch anders als andere Präsidenten hat er immer noch Einfluss auf wichtige Entscheidungen.

In Trumps erster Amtszeit hat das bereits zu einer Reihe von Interessenkonflikten geführt. So verweisen Beobachter in Washington darauf, dass er als Unternehmer ein großes Interesse daran hatte, den Lockdown möglichst kurz zu halten, damit auch seine Golfklubs wieder aufmachen und Umsätze generieren können.

Sollte Trump die Wahl gewinnen, würde sein Unternehmen auch in der zweiten Amtszeit eine wichtige Rolle spielen. Schließlich wird ein Großteil seiner Kredite in den kommenden vier Jahren fällig, 364 Millionen davon bei der Deutschen Bank, wie die „Washington Post“ berichtet. Die Kredite für die Hotels in Washington und Chicago sowie den Doral Golf Club in Miami hat Trump persönlich garantiert – das gilt als ein Zeichen dafür, dass die Bank Zweifel an der Bonität Trumps hatte.

„Wenn eine Bank eine persönliche Bürgschaft fordert, geschieht das, weil die Bank nicht zufrieden ist mit der Kreditwürdigkeit des Schuldners“, erklärt Richard Scott Carnell, der unter Ex-Präsident Bill Clinton im Finanzministerium gearbeitet hat und heute an der Fordham-Universität unterrichtet. „Wenn der Kapitän eine persönliche Garantie für das Schiff gibt, dann ist es unwahrscheinlicher, dass es sinkt.“

Als Trumps größter Geldgeber gerät die Deutsche Bank immer wieder unter politischen Druck. Im April schrieben einflussreiche US-Senatoren einen Brief an Vorstandschef Christian Sewing, in dem sie zusätzliche Informationen über die Geschäftsbeziehungen zum US-Präsidenten einforderten. Zuvor war bekannt geworden, dass die Trump Organization erste informelle Gespräche über eine mögliche Aufschiebung von Kreditzahlungen und anderen Verpflichtungen geführt hatte. Das hatte die Senatoren aufgeschreckt, weil sei verhindern wollen, dass Trump die Deutsche Bank bevorzugt.

Der Doral Golf Club machte zwischen 2012 und 2018 insgesamt 162 Millionen Dollar Verlust. Im Frühjahr musste er einen guten Monat lang schließen und hat seitdem Hunderte von Beschäftigten entlassen. Geheimdienstexperten sehen in Trumps Schulden und seinen Geschäftsbeziehungen ins Ausland ein Risiko für die nationale Sicherheit. Der Präsident sei damit „unglaublich angreifbar“, wetterte der frühere Stabschef der CIA, Larry Pfeiffer.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt

Hinzu kommt juristischer Ärger für das Unternehmen. In New York ermittelt die Staatsanwältin Letitia James gegen die Trump Organization und fordert die Herausgabe von Informationen. Eric Trump musste am 6. Oktober per Video vor ihr aussagen. Dabei geht es um insgesamt vier Immobilien, deren Wert die Trump Organization nach Aussagen des ehemaligen Trump-Anwalts Michael Cohen falsch angegeben haben soll: höher, wenn es darum ging, neue Kredite zu bekommen; niedriger, wenn es darum ging, Steuern zu zahlen.

Sollte Trump wiedergewählt werden und die Kredite nicht zurückzahlen können, könnte die Deutsche Bank Ansprüche auf andere Vermögenswerte Trumps erheben. Das hat es in der Geschichte der USA im Zusammenhang mit einem amtierenden Präsidenten noch nicht gegeben.

Trump könnte einen Teil seiner Gebäude verkaufen, um die Schulden zu bedienen. Für das Hotel in DC wurde vor der Pandemie ein neuer Besitzer gesucht. Im Zuge der Coronakrise nahm das Unternehmen das Gebäude jedoch vom Markt. In der Vergangenheit hat Trump einzelne Eigentumswohnungen in seinen Gebäuden verkauft. Das wäre nun jedoch nicht mehr so lukrativ wie noch vor ein paar Jahren.

Zum einen sind die Immobilienpreise im Zuge der Pandemie in großen Städten eingebrochen. Zum anderen kann der Präsident für seinen Namen nur noch einen kleinen Aufschlag verlangen, wie aus Daten des Analysehauses Redfin hervorgeht. In einigen Fällen sollen Makler sogar explizit darauf verzichtet haben, mit dem Namen Trump zu werben, um mehr Interesse zu generieren.

Trump könnte auch einen neuen Geldgeber finden und die Kredite refinanzieren. Allerdings halten Experten an der Wall Street das für unwahrscheinlich angesichts der anhaltenden Krise in der Hotel- und Reisebranche, die bereits renommierte Häuser wie das Roosevelt Hotel in New York und das Palmer House in Chicago zur Aufgabe gezwungen hat.