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Die US-Fed legt eine Zinspause ein, doch die EZB will ihre Leitzinsen morgen erneut erhöhen – das sind die Folgen für euer Geld

Die EZB will die Leitzinsen für die Euro-Zone weiter erhöhen.  - Copyright: Getty Images / Martin Bureau, Hiroshi Higuchi
Die EZB will die Leitzinsen für die Euro-Zone weiter erhöhen. - Copyright: Getty Images / Martin Bureau, Hiroshi Higuchi

Die US-Notenbank Fed hat ihre Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation zunächst unterbrochen. Sie ließ den Leitzins für die USA am Mittwoch zum ersten Mal nach langer Zeit wieder unverändert. An diesem Donnerstag entscheidet nun die Europäische Zentralbank über die Leitzinsen in der Euro-Zone. Ihre Spitzen haben bereits deutlich gemacht, dass die EZB die Leitzinsen zum achten Mal in Folge erhöhen will, wahrscheinlich erneut um 0,25 Prozentpunkte.

In den USA bleiben die Leitzinsen auf dem höchsten Stand seit 16 Jahren. Europa erlebt die stärksten Zinserhöhungen seit Einführung des Euro. Gleichzeitig wackelt die Konjunktur. Die Euro-Zone und Deutschland sind in die Rezession gerutscht.

Auch das müssen die Zentralbanken bedenken. Eine Änderung der Leitzinsen hat Folgen für die gesamte Wirtschaft – für Sparer, Kreditnehmer, Anleger oder Beschäftigte. Sie beeinflusst die Konjunktur, Wechselkurse und Immobilienmärkte.

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Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Zinsentscheidungen und die Folgen für euer Geld.

Wie entwickeln sich die Inflationsraten?

Die seit 2021 laufende Inflationswelle hat ihren Höhepunkt zwar überschritten, allerdings geht die Teuerung nur langsam zurück. Die Verbraucherpreise steigen weiter schneller als gewünscht.

In der Euro-Zone fiel die Inflation im Mai von 7,0 auf 6,1 Prozent. Die Kernrate ging von 5,6 auf 5,3 Prozent zurück. Dies ist noch weit über dem Stabilitätsziel der EZB von zwei Prozent Preissteigerung.

In Deutschland betrug die Inflationsrate im Mai in nationaler Rechnung ebenfalls 6,1 Prozent. Zum Höhepunkt waren es im Oktober 8,8 Prozent. Die Teuerung geht auch bei uns nur langsam zurück. Der Rückgang liegt vor allem daran, dass die Preissprünge bei Energie länger als ein Jahr her sind. Größter Preistreiber sind aktuell Nahrungsmittel, die zuletzt rund 15 Prozent teurer waren als vor einem Jahr.

In den USA geht die Inflation bereits seit dem Sommer 2022 zurück. Im Mai sank die Inflationsrate von 4,9 auf 4,0 Prozent. Sie ist damit niedriger als zu Beginn des Ukraine-Krieges. Die Kernrate beträgt 5,3 Prozent. Auch in den USA liegt die Teuerung über dem Zielwert der Fed von ebenfalls zwei Prozent.

Wie haben sich die Leitzinsen der EZB entwickelt?

Nach eine langen Phase mit niedrigen, teilweise negativen Zinsen hatte die Fed die Zinswende in den USA im Frühjahr 2022 eingeleitet. Seither erhöhte die Notenbank die Leitzinsen in zehn Schritten auf eine Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Dies ist der höchste Stand seit 16 Jahren.

Die EZB erhöhte ihre Leitzinsen erst seit Juli 2022, bisher siebenmal. Der Zinssatz, zu dem Banken Geld von der EZB leihen können, beträgt 3,75 Prozent. Der Einlagenzins, zu dem Banken ihr Geld bei der EZB parken können, beträgt 3,25 Prozent. Die Zinserhöhungen seit dem Sommer waren die stärksten in der Geschichte der EZB.

Welche Zinserhöhungen werden jetzt erwartet

Die Zentralbanken betonen ihre Entschlossenheit, die Inflation wieder auf zwei Prozent zurückzuführen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde und die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel haben deutlich gemacht, dass die EZB den Leitzins am Donnerstag erneut erhöhen will. Nachdem die EZB das Tempo ihrer Zinsschritte zuletzt von 0,5 auf 0,25 Prozentpunkte gedrosselt hatte, wird auch jetzt eine solche kleine Erhöhung erwartet.

Bundesbank-Chef Joachim Nagel, der als Mitglied des EZB-Rates über die Zinsen mitentscheidet, hält noch mehrere Zinsschritte über den Sommer hinaus für nötig. Danach müssten die Zinsen noch eine Weile auf dem hohen Niveau bleiben.

Die meisten Volkswirte erwarten den Zinsgipfel in der Euro-Zone im Laufe des Sommers bei 3,5 bis vier Prozent für den niedrigeren Einlagensatz und bis zu 4,5 Prozent für den höheren Refinanzierungssatz. Deutsche Bank Research erwartet, dass auf den Zinsgipfel ein lang andauerndes Zinsplateau folgt.

In den USA hatten die meisten Marktbeobachter mit der Zinspause der Fed gerechnet. Die US-Notenbank ließ es sich ausdrücklich offen, die Zinsschraube bei ihren nächsten Sitzung im Juli auch wieder anzuziehen.

Die Produktivität in Deutschland geht zurück. Für das Land ist das ein alarmierendes Signal.
Die Produktivität in Deutschland geht zurück. Für das Land ist das ein alarmierendes Signal.

Welche Folgen hat die neue Zinsrunde für Sparer?

Die Zinswende hatte Sparern 2022 das Ende der Negativzinsen beschert. Mittlerweile zahlen Banken in Deutschland wieder Zinsen von drei Prozent auf Tagesgeld. Für Festgeld gibt es bereits über bis zu vier Prozent.

Weil die Inflation aber höher ist, sind die Realzinsen aber noch im Minus. Wer bei einer Inflationsrate von sechs Prozent drei oder vier Prozent Zinsen erhält, verliert in einem Jahr immer noch viel Geldwert.

Diese Schere schließt sich langsam. Experten erwarten, dass die Sparzinsen etwa parallel zu den Leitzinsen weiter steigen. Die meisten Ökonomen gehen gleichzeitig davon aus, dass die Inflationsraten bis zum Jahresende Richtung drei bis vier Prozent fallen. Beide Kurven könnten sich also in den nächsten Wochen schneiden und Sparer positive Realzinsen bekommen.

Welche Folgen haben die EZB-Leitzinsen auf die Bauzinsen?

Im Zug der Zinswende hatten sich die Bauzinsen 2022 vervielfacht. „Nach dem starken Zinsanstieg vor etwa einem Jahr, schwankten die durchschnittlichen Zinsen für eine Baufinanzierung mit zehnjähriger Zinsbindung in den vergangenen sechs Monaten zwischen 3,5 und vier Prozent effektiv pro Jahr“, sagt Ingo Foitzik von Check 24.

Daran würde auch eine erneute Leitzinserhöhung wenig ändern. Kreditnehmer müssten in näherer Zukunft für Ihre Baufinanzierung mit Zinsen auf gleichem Niveau rechnen. „Die bestmöglichen Zinssätze werden wie im vergangenen halben Jahr voraussichtlich zwischen drei und 3,5 Prozent liegen", sagt Foitzik.

Immobilienkredite kosten damit aktuell so viel, wie seit zehn Jahren nicht mehr. Im längerfristigen Vergleich sind die Bauzinsen allerdings immer noch eher niedrig. Doch der starke Anstieg hat die Kalkulationen vieler Bau- oder Kaufwilligen über den Haufen geworfen. Am Immobilienmarkt sinkt die Nachfrage. Die Baugenehmigungen für neuer Wohnungen brechen ein. Dies wiederum bremst die Nachfrage nach Baukrediten und damit den Zinsanstieg.

Auch den Preisen sieht die Bundesbank eine Zeitenwende. Die Ära mit geringem Preisdruck sei vorbei.
Auch den Preisen sieht die Bundesbank eine Zeitenwende. Die Ära mit geringem Preisdruck sei vorbei.

Was bedeuten höhere Leitzinsen der EZB für die Kreditzinsen

Mit höheren Leitzinsen steigen die Kosten der Banken, sich Geld bei der Zentralbank zu leihen. Dies geben sie weiter. Konsumenten- und Dispokredite werden teurer.

Für Ratenkredite zahlten Kunden des Vergleichsportals Check24 im Mai 2023 im Schnitt 7,42 Prozent Zinsen, sagt deren Geschäftsführer Stefan Eckhardt. „Die Zinsen sind gegenüber des Vorjahresmonats um knapp 70 Prozent gestiegen.“  Die Banken hätten zuletzt in der ersten Maihälfte die Kreditzinsen erhöht, Eckhardt - also im Umfeld der damaligen Leitzinserhöhung. „Vor dem Hintergrund der angekündigten Leitzinserhöhung rechnen wir mit weiteren Zinserhöhungen für Ratenkredite in der zweiten Junihälfte“, so Eckhardt.

Wichtig: Auch die Dispozinsen für die Überziehung von Giro-Konten stiegen. „Wir beobachten, dass die Dispozinsen durch die Zinswende weiterhin steigen und mittlerweile im Schnitt bei über elf Prozent liegen“, sagt Tim Koniarski von Check24. „Auch in den kommenden Monaten ist mit Steigerungen zu rechnen.“ Einige Banken seien auch wieder bereit, Guthaben zu verzinsen, zum Teil direkt auf dem Girokonto.

Was bedeutet ein höherer EZB-Leitzins für die Konjunktur

Ein höherer Leitzins bremst die Wirtschaft. Steigende Zinsen machen Kredite teurer. Das erschwert Investitionen für Unternehmen sowie Anschaffungen für private Haushalte. Die Nachfrage im Inland geht zurück. Höhere Zinsen machen gleichzeitig Sparen und Geldanlagen attraktiver als das Geld auszugeben. Auch dieser Effekt geht auf Kosten der Nachfrage.

In normalen Konjunkturzyklen ist Inflation Folge einer Überhitzung der Wirtschaft. Dann ist dieser bremsende Effekt erwünscht. Die aktuelle Inflationswelle wurde aber durch externe Schocks ausgelöst, vor allem bei den Energiepreisen. Die Wirtschaft boomt also nicht, sondern sie ist ohnehin belastet.

In Deutschland ist die Wirtschaft bereits in eine deutliche Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt ging in den vergangenen beiden Quartalen um 0,3 und 0,5 Prozent zurück. Im Sog Deutschlands als größten Volkswirtschaft ist auch die gesamte Euro-Zone in die Rezession geraten.

Was bedeutet eine Zinserhöhung für den Euro

Die Zinswende brachte auch für den Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar eine bewegte Zeit. Als die US-Fed die Zinsen erhöhte, die EZB aber zögerte, geriet der Euro unter Druck. Der Wechselkurs des Euro sackte bis auf 95 US-Cent durch, den tiefsten Stand seit 20 Jahren.

Als die EZB die Zinsen dann nachzog, stieg der Euro mit einigen Wellenbewegungen zwischenzeitlich bis über 1,10 Dollar. Zuletzt hat der Euro unter den schwachen Konjunkturdaten aus Europa gelitten und ist wieder unter 1,08 Dollar gefallen.

Die Zinspause in den USA beflügelte den Euro am Mittwoch. Von einer Zinserhöhungen der EZB könnte er zusätzlich profitieren, weil die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euro-Raum zurückgeht. Das Anlagen in den Euro attraktiver machen. Dieser Effekt dürfte allerdings weitgehend eingepreist sein.

Ein starker Euro würde der EZB widerum gegen die Inflation in Europa helfen. Denn ein stärkerer Euro macht große Teile des Importes in den Euro-Raum billiger. Für Deutschland ist dies besonders wichtig, weil Öl, Gas und Kohle auf den Weltmärkten meist in Dollar abgerechnet werden.