Werbung
Deutsche Märkte schließen in 2 Stunden 2 Minuten
  • DAX

    18.071,78
    +154,50 (+0,86%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.980,72
    +41,71 (+0,84%)
     
  • Dow Jones 30

    38.085,80
    -375,12 (-0,98%)
     
  • Gold

    2.359,90
    +17,40 (+0,74%)
     
  • EUR/USD

    1,0715
    -0,0018 (-0,17%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.593,13
    +617,42 (+1,05%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.382,14
    -14,40 (-1,03%)
     
  • Öl (Brent)

    84,12
    +0,55 (+0,66%)
     
  • MDAX

    26.107,40
    +64,22 (+0,25%)
     
  • TecDAX

    3.301,35
    +34,59 (+1,06%)
     
  • SDAX

    14.260,76
    +264,99 (+1,89%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.117,87
    +39,01 (+0,48%)
     
  • CAC 40

    8.053,56
    +36,91 (+0,46%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.611,76
    -100,99 (-0,64%)
     

Wie sich Trumps Erkrankung auf den US-Wahlkampf auswirkt – die wichtigsten Antworten

Die Corona-Infektion von US-Präsident Donald Trump stellt den Wahlkampf auf den Kopf. Wie sich beide Lager positionieren, hängt besonders von einer Frage ab.

Das chaotische Wahljahr in den USA wird noch turbulenter: Präsident Donald Trump und First Lady Melania haben sich mit dem Coronavirus angesteckt und zeigen „milde Symptome“. Trump hatte einst den Satz geprägt, das Coronavirus werde eines Tages von selbst verschwinden.

Immer wieder spielte er die Gefahr herunter. Nun hat sich der Präsident der Supermacht USA selber damit angesteckt und hat sich in ein Krankenhaus begeben – 32 Tage vor der Wahl am 3. November.

Was heißt die Erkrankung des US-Präsidenten für den Endspurt zur Wahl? Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten:

WERBUNG

Wie geht es mit dem Wahlkampf weiter?

Für Trump ist der positive Corona-Test ein herber Rückschlag. Denn der US-Präsident hat bisher im Wahlkampf vor allem auf „Fly in, fly out“-Events gesetzt. Bei diesen Veranstaltungen fliegt der Präsident mit der Präsidentenmaschine Air Force One ein und trifft seine Fans meist direkt auf dem Rollfeld. Häufig kommen Tausende Anhänger, und das obwohl die Termine oft mit nur einem oder zwei Tagen Vorankündigung stattfinden. Die Besucher waren dabei bisher nicht verpflichtet, Masken zu tragen, und stehen oft dicht gedrängt.

Mit seinem Krankenhausaufenthalt muss Trump nun auf diese Rollfeld-Termine verzichten. Seine für diese Tage angekündigten Besuche in Wisconsin und Florida hatte er bereits am Donnerstagabend abgesagt.

Außerdem steht nun auch die zweite Debatte zwischen Trump und dem demokratischen Herausforderer Joe Biden am 15. Oktober in Miami ebenso in Frage wie die letzte Debatte am 22. Oktober in Nashville im Bundesstaat Tennessee. Beide Termine könnten noch in die Erkrankung des Präsidenten fallen.

Unklar ist bisher, ob die Debatten eventuell virtuell stattfinden, verschoben oder ganz gecancelt werden. Viel wird davon abhängen, wie die Krankheit des US-Präsidenten verläuft. Da Trump bereits symptomatisch ist, muss er wohl länger als zehn Tage in Quarantäne bleiben, wie der ehemalige FDA-Chef und Arzt Scott Gottlieb im US-Fernsehen erklärte.

Die für den 7. Oktober angesetzte Debatte des Vize-Präsidenten Mike Pence und der Vize-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris in Salt Lake City wird dagegen wie geplant stattfinden. Sowohl Pence als auch Harris wurden an diesem Freitag negativ auf Covid-19 getestet.

Was macht das Wahlkampfteam des demokratischen Herausforderers Joe Biden?

Biden macht bisher keinerlei Anstalten, seinen Wahlkampf zurückzufahren. Der demokratische Präsidentschaftskandidat, der sich stets mit Maske zeigt und größtenteils mit dem Zug fortbewegt, hat an diesem Freitag seinen negativen Corona-Test veröffentlicht.

Er wird die Wahlkampfpause seines Konkurrenten wohl nutzen, sich selbst deutlicher zu positionieren. Auch seinen Trip nach Grand Rapids in Michigan wird Biden am Freitag antreten. Er hatte ihn um einige Stunden verschoben, um seinen Corona-Test abzuwarten.

„Was ist da zurückzufahren?“ zitiert das Washingtoner Politik-Medium „The Hill“ einen Biden-Vertrauten. „Wir sind schon jetzt ziemlich zurückgefahren. Wir sind den Richtlinien gefolgt, wir haben Masken getragen, wir sind der Wissenschaft gefolgt.“ Biden, der in den Umfragen vorne liegt, werde seinen Ton gegenüber Trump nicht ändern, sondern weiterhin über den Nutzen von Masken und sozialer Distanz sprechen. Auf Twitter wünschte Biden dem Präsidenten-Ehepaar gute Besserung.

In der ersten TV-Debatte am Dienstag hatte sich Trump noch über Biden mokiert, weil dieser andere Menschen nur in kleinen Zirkeln und auf Distanz trifft. Nun ist das allerdings mehr, als Trump in diesen Tagen seinen Anhängern bieten kann.

Was bedeutet Trumps Infektion für die Chancen der beiden Kandidaten?

Biden wird es in den kommenden Tagen gelingen, sichtbarer zu sein, vor allem vor Ort. „Politisch gesprochen bestätigt und zementiert die Trump-Diagnose (und die Debatte) wahrscheinlich Bidens Vorsprung in den Umfragen“, schreibt der Marktkommentator Adam Crisafulli von Vital Knowledge.

Ob das allerdings einen Vorteil bei den Wahlen darstellt, ist noch nicht gesagt. Das hängt auch davon ab, wie schnell Trump wieder Wahlkampf betreiben kann. Der Stratege Dan Tobon von der Großbank Citi sieht Biden zunächst im Vorteil, weil „Trump durch die Quarantäne de facto aus dem Wahlkampf entfernt wird“.

Sollte sich die Lage Trumps allerdings verschlimmern und „Pence der offizielle Kandidat werden, dann wäre das Rennen viel enger“. Mit Pence als Kandidaten würde auch das Risiko geringer, dass der Wahlausgang angefochten wird. Bei einer Verschlechterung des Zustands müsste Trump seine Befugnisse vorübergehend auf Pence übertragen.

Sollte Trump die Infektion gut überstehen, könnte ihm das jedoch im Wahlkampf helfen, wie das Beispiel des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zeigt. Er würde aus seiner Sicht damit beweisen, dass Corona doch nicht so schlimm ist, wie viele befürchten.

Wie wirkt sich die Erkrankung auf die Verhandlungen von Republikaner und Demokraten aus?

Die Erkrankung von Trump könnte neuen Schwung in die schwierigen Verhandlungen zwischen den zwei Lagern um das nächste Stimulus-Paket bringen. In den USA sind mittlerweile die großzügigen Staatshilfen aus dem Frühjahr ausgelaufen und viele Amerikaner stehen ohne Einkommen da.

Eigentlich wollen sowohl Republikaner als auch Demokraten neues Geld locker machen. Doch über die Höhe streiten sie noch immer. Die Demokraten haben zwar am Donnerstagabend ihr 2,2 Billionen Dollar schweres Hilfspaket in dem von ihnen kontrollierten Abgeordnetenhaus durchgesetzt. Doch es galt bisher als unwahrscheinlich, dass der republikanisch dominierte Senat das Paket in dieser Höhe absegnet.

Nach Ansicht verschiedener Beobachter hat sich das politische Umfeld mit Trumps Infektion jedoch gewandelt. „Die Chancen auf einen Stimulus-Deal haben sich tatsächlich erhöht, weil sich die Konversation jetzt wieder auf das Virus fokussiert“, schreibt die politische Analystin Sarah Bianchi von Evercore ISI.

Trumps Corona-Test könnte als „Katalysator dienen, um die beiden Seiten zusammen zu bekommen“, um das Hilfspaket abzusegnen, meint auch Crisafulli von Vital Knowledge. So könnten die Republikaner etwa bei dem Hilfspaket nachgeben, um die Stimmen der Demokraten für einen Supreme-Court-Posten zu bekommen.

Auch die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi sagte, sie sei optimistisch, dass sich der Ton nun ändere, weil Trumps Infektion zeige, wie ernst die Pandemie ist. „Hier sehen die die Realität dessen, was wir schon die ganze Zeit sagen“, sagte Pelosi dem Fernsehsender MSNBC.

Mehr: Mitten im US-Wahlkampf haben sich Präsident Trump und First Lady Melania offenbar mit dem Coronavirus angesteckt. Sie sollen sich in Quarantäne befinden.