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Trotz anhaltender Coronakrise: Banken sehen keine Gefahr aus Kreditstundungen

Zeitweise haben Finanzinstitute mehr als einer halben Million Kunden erlaubt, Tilgungen auszusetzen. Nun haben die meisten Gläubiger wieder mit der Rückzahlung begonnen.

Tausende Verbraucher haben im Zuge der Coronakrise ihre Kredite vorübergehend nicht bedient. Möglich machte das ein entsprechendes Gesetz: Von April bis Juni konnten private Bankkunden relativ einfach Tilgung und Zinszahlung von Darlehen aussetzen. Danach aber hat der Großteil der Gläubiger die Rückzahlungen wieder aufgenommen, wie mehrere Geldhäuser auf Anfrage erklären.

So gingen bei der Deutschen Bank bis Juli rund 70.000 Anträge auf Stundungen von privaten Kunden ein. „Diese Stundungen sind zwischenzeitlich alle ausgelaufen, die zugrunde liegenden Kredite werden bis auf vereinzelte Ausnahmen wieder bedient“, teilte die größte deutsche Bank mit. In ihrem Unternehmenskreditbuch sieht sie zudem keine nennenswerte Nachfrage nach Stundungen.

Andere Geldhäuser erkennen ebenfalls keine Gefahren aus den Stundungen. Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) rechnet damit, dass die „allermeisten Kreditnehmer ihre Zahlungen wieder aufnehmen“. Die Ausfallrisiken schätzt er als gering ein und verweist darauf, dass die Bestände zu 95 Prozent mit werthaltigen Immobilien gesichert seien. Vielfach geht es bei den Stundungen um Baufinanzierungen.

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Auch bei den 800 Genossenschaftsbanken ist die Zahl der Stundungen durch Privat- und Firmenkunden deutlich gesunken, von fast 100.000 Ende Juli auf zuletzt gut 50.000.

Die geringen Risiken aus den gesetzlichen Stundungen deuten darauf hin, dass viele Kunden – Verbraucher wie Unternehmen – die Stundung nur vorbeugend in Anspruch genommen haben, also um sich gegen mögliche Liquiditätsengpässe zu wappnen, oder nur kurze Zeit Liquiditätsengpässe hatten.

Lange Frist ist Grund für große Zahl an Stundungen

Dafür spricht auch, dass beispielsweise im Fall der Commerzbank nur ein kleiner Teil der Kunden die Stundung nach Juni verlängert hat. Anfang Oktober registrierte sie noch rund 3.200 Stundungen, in der Spitze waren es 30.000 gewesen.

Auch die Targobank, die viele Konsumentenkredite vergibt, zeigt sich zuversichtlich: „Unterm Strich kann man sagen, dass sich die Zahlungsprobleme unserer Privatkunden aktuell in Grenzen halten. Stand heute schauen wir also verhalten positiv in die Zukunft.“ Bei den Firmenkunden habe es deutlich weniger Stundungsfragen gegeben als zu Beginn der Pandemie erwartet. Der Wettbewerber Santander äußert sich etwas verhaltener: „Wie groß die Ausfälle im Bereich der Konsumentenkredite sein werden, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen.“ Gleichwohl seien die Stundungen seit Juli wieder auf dem üblichen Niveau.

Bei den knapp 380 Sparkassen, die Marktführer in Deutschland sind, waren es mit 379.000 gestundeten Krediten per Ende Juli, so die jüngste Angabe, indes deutlich mehr. Inzwischen ist die Zahl laut dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) leicht gesunken. Dass es aber immer noch vergleichsweise viele Stundungen gibt, liegt an der langen Frist. Sehr viele Stundungen seien für neun Monate gewährt worden, sagte ein DSGV-Sprecher. Auch er betonte: „Wir gehen nicht von großen Ausfallrisiken aus.“

Die Sparkassen haben zahlreichen Kunden ab April Stundungen eingeräumt, die über die gesetzliche Regelung von drei Monaten reichen. Meist geht es dabei um das Aussetzen von Tilgungs- sowie Zinszahlungen. Andere Kreditinstitute erlaubten Kunden seit Juli, die Stundungen um mehrere Monate zu verlängern – meist aber nur mit Blick auf die Tilgungsaussetzung. Zudem müssen die Kunden teils deutlicher nachweisen, dass sie durch die Coronakrise in Bedrängnis gekommen sind.

Deutlich stärkerer Anstieg der Insolvenzzahlen möglich

Da die Stundungen aus Sicht der Geldhäuser keine Gefahren bergen und für Unternehmen die Antragspflicht für Insolvenzen zeitweise ausgesetzt wurde, dürften sich die Folgen der Coronakrise für die deutschen Banken erst im kommenden Jahr zeigen – zumal die Zahl der Infektionen aktuell rasant steigt.

Die Bundesbank rechnet damit, dass die Zahl der Pleiten zunehmen wird – und die Banken mehr Kreditausfälle und höhere Wertberichtigungen verbuchen müssen. Für das erste Quartal 2021 rechnet die Bundesbank in ihrem Basisszenario mit 6000 Insolvenzen, wie sie am Dienstag bekanntgab. Das wäre ein Anstieg um mehr als 35 Prozent, aber weniger als in der globalen Finanzkrise, als etwa 8000 Unternehmen pro Quartal pleitegingen. Die Wertberichtigungen der Banken dürften sich dadurch nach ihrer Schätzung auf rund 13 Milliarden Euro vervierfachen. Dieses Szenario sei für die Kreditinstitute verkraftbar, so die Notenbank.

Allerdings hält Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch auch einen deutlich stärkeren Anstieg der Insolvenzzahlen für möglich. „Wir können nicht ausschließen, dass in einem ungünstigen Szenario deutlich mehr Unternehmen zahlungsunfähig werden als derzeit erwartet.“

Auch die Geldhäuser erwarten, dass es deutlich mehr Insolvenzen geben wird. Vertreter von Sparkassen sowie genossenschaftlichen und privaten Banken betonen aber immer wieder, dass die Mitgliedsinstitute ihr Eigenkapital seit der Finanzkrise 2008 deutlich aufgestockt hätten und für die Folgen der Coronakrise gewappnet seien.

Zudem gilt es als Möglichkeit, dass erneut gesetzliche Stundungen beschlossen werden, wenn die Corona-Pandemie sich weiter stark verschlimmert.