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So trickst die Bayer-AG mit Studien zu Glyphosat und Krebs

Wann immer der Bayer-Konzen auf den Zusammenhang von Glyphosat und Krebs angesprochen wird, kommt dieselbe Antwort: 800 Studien hätten belegt, dass das Pestizid keinen Krebs verursache. Laut einem Bericht der “taz“ ist diese Zahl viel zu hoch gegriffen.

Die Bayer AG gibt zum Thema Glyphosat immer die gleiche Antwort (Bild: AP)
Die Bayer AG gibt zum Thema Glyphosat immer die gleiche Antwort (Bild: AP)

Mindestens bis 2022 ist Glyphosat in EU-Staaten noch zugelassen, doch der Ruf des umstrittenen Pestizids wird immer schlechter. 2015 von der Weltgesundheitsorganisation als “wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft, ist die Frage, ob man in Deutschland glyphosathaltige Pestizide verbieten sollte, noch nicht vom Tisch.

Für die Bayer AG, die den Glyphosathersteller Monsanto vor wenigen Monaten gekauft hatte, steht gerade in den USA viel Geld auf dem Spiel. Dort liegen 8700 Anklagen gegen den Konzern vor, einem ersten Kläger ist bereits ein Schadenersatz in Millionenhöhe zugesprochen worden.

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800 Studien sollen die Unbedenklichkeit belegen

Gegen das Urteil hat Bayer Widerspruch eingelegt. Das Argument, dass der Konzern immer wieder vorbringt: “Mehr als 800 wissenschaftliche Studien [….] sowie Aufsichtsbehörden weltweit haben bestätigt, dass Glyphosat bzw. Glyphosat-basierte Herbizide nicht krebserregend sind und dass die bestimmungsgemäße Anwendung sicher ist“, heißt es zum Beispiel im Zwischenbericht zum 2. Quartal. Auf dieselbe Anzahl an Studien beriefen sich in der Vergangenheit sowohl der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Baumann wie der Monsanto-Vizepräsident Scott Partridge.

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Der Konzernsprecher konnte die Studien nicht belegen

Als die “taz“ nachfragte und vom Konzern-Sprecher Utz Klages eine Liste der genannten Studien anfragte, schickte Klages den Redakteuren lediglich rund 1000 Verweise auf Studien, die sich mit Glyphosat im Allgemeinen, aber nicht mit dem Zusammenhang mit Krebserkrankungen beschäftigen. Die Zeitung schreibt, der Sprecher hätte nach mehreren Nachfragen auf die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA hingewiesen, die auf Basis von mehr als 100 Studien zur Einschätzung gekommen sei, dass Glyphosat “wahrscheinlich nicht krebserregend“ sei. Dass sich alle herangezogenen Studien mit Krebs auseinandergesetzt hätten, sagt das noch nicht. Nähere Informationen zu den Studien schickte Klages nicht.

Tatsächlich gibt es nicht 800, sondern nur 50 Studien

Um herauszufinden, wie viele Krebsstudien tatsächlich existieren, fragte die “taz“ beim deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nach. Den Experten waren nur rund 50 relevante Studien bekannt, von denen sich 34 mit den Wirkungen am Menschen und 16 mit jenen an Tieren beschäftigten. Dieselbe Anzahl nannte auch der Glyphosat-Experte Christopher Portier. Dabei ist es nicht so, dass alle Wissenschaftler die Studien so deuteten, als bestünde kein Zusammenhang zwischen dem Pestizid und Krebserkrankungen.

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Bayer bleibt bei seiner Darstellung

Mit diesen Zahlen konfrontiert, beharrte der Bayer-Sprecher Klages auf der Richtigkeit des Quartals-Berichts. Mit folgender Begründung: “Hinsichtlich der Studien haben wir uns ausweislich des Wortlauts sowohl auf solche bezogen, die sich dezidiert mit Krebsrisiken auseinandersetzen, als auch auf solche, die insgesamt die Sicherheit von Glyphosat bestätigen.“ Alle 800 Studien beschäftigten sich also mit der Sicherheit insgesamt und nur ein Teil mit dem Krebszusammenhang.

In dem anfangs genannten Zitat klingt das ganz anders und es ist schwer vorstellbar, dass es sich dabei um ein unbeabsichtigtes Missverständnis in der Kommunikation handelt. Helmut Burtscher-Schaden vom österreichischen Umweltverband Global 2000 fand dafür in der “taz“ deutliche Worte: “Das ist eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit über die Krebsgefahr von Monsantos und jetzt Bayers Glyphosat.“