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Was treibt Bill McDermott vom Marktführer zum Herausforderer?

Überraschend wechselt der Manager vom Primus der europäischen Technologieszene zur deutlich kleineren US-Firma ServiceNow. Warum tut er das?

Es ist nicht einmal zwei Wochen her, dass Bill McDermott mit seinem überraschenden Rücktritt als Chef von SAP, dem wertvollsten deutschen Unternehmen, die Wirtschaftswelt aufhorchen ließ. In der Nacht zum Mittwoch sorgte er mit der nächsten Nachricht für Aufsehen: Der Amerikaner wechselt als Vorstandschef und Verwaltungsratsmitglied zur kalifornischen Softwarefirma Service Now. Zum Jahreswechsel tritt der 58-Jährige seinen neuen Posten an, wie das Unternehmen nach Börsenschluss mitteilte.

McDermott kommentierte seine Ernennung gewohnt überschwänglich: „Sowohl SAP als auch Service Now sind Weltklasseunternehmen – es ist eine große Ehre!“, erklärte er dem Handelsblatt. Sein neuer Arbeitgeber habe „unbegrenztes Potenzial“, schrieb er auf Twitter.

Die Aktionäre reagierten indes zunächst erschrocken auf den Rücktritt seines Vorgängers John Donahoe, der neuer Chef von Nike wird. Der Aktienkurs von Service Now brach nachbörslich um zwölf Prozent ein. Im Laufe des Mittwoch erholte sich der Kurs wieder.

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Trotz des gleichklingenden Optimismus: Der Wechsel ist ein Bruch für den Amerikaner, in mehrerlei Hinsicht. SAP ist mit knapp 25 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 140 Milliarden Euro Börsenbewertung der Leitstern der europäischen Technologieszene. Der Konzern zählt in der schnelllebigen IT-Branche zu den Traditionsunternehmen, die der Umbruch durchs Cloud-Computing vor Herausforderungen stellt.

Solche Umbrüche stehen bei Service Now nicht an. Das Unternehmen existiert erst seit 2004. Das Cloud-Computing, bei dem Kunden übers Netzwerk auf die Software zugreifen, ist sein Kerngeschäft. Nun gilt es, mit den Lösungen neue Branchen und Märkte zu erschließen – extrem schnelles Wachstum, „Hypergrowth“ genannt, ist das Ziel, auch in Deutschland. Mit 2,6 Milliarden Dollar Umsatz im vergangenen Jahr und rund 40 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung ist der Softwareanbieter im Silicon Valley jedoch nur ein Name unter vielen.

Warum macht McDermott das? Warum wechselt er von einem Marktführer zu einem Herausforderer, warum kehrt er von Deutschland in die USA zurück? Wollte er näher an seiner Familie sein, die in den USA lebt? Oder hat es Streit gegeben, etwa mit dem SAP-Aufsichtsratsvorsitzenden Hasso Plattner? Und warum passiert all das so kurzfristig? Auch SAP-Insider tun sich mit der Bewertung schwer.

Womöglich hat sich für McDermott einfach eine gute Gelegenheit ergeben, um nach knapp zehn Jahren als SAP-Chef mal etwas Neues zu machen. Für den bisherigen Service-Now-Chef Donahoe, einen erfahrenen Manager, musste ein ebenbürtiger Nachfolger her. Auch wenn die Börse skeptisch ist: Diese Rolle füllt McDermott aus. Er kennt nicht nur die Softwarewelt, sondern auch seinen neuen Arbeitgeber. SAP ist Kunde und Partner von Service Now.

Bei Service Now geht es um Wachstum

Der Zeitpunkt für den Wechsel ist günstig. SAP hat sich unter McDermotts Führung neu ausgerichtet. Jetzt steht allerdings eine Konsolidierung an – die vielen SAP-Produkte müssen auf Drängen der Kunden miteinander integriert werden. Verkaufstalent, wie es McDermott im Überfluss besitzt, ist zwar immer noch gefragt, genauso aber Detailversessenheit. Das neue SAP-Führungsduo Jennifer Morgan und Christian Klein kann gemeinsam beides bieten.

Bei Service Now geht es dagegen um etwas, das McDermott liebt: Wachstum. Das Unternehmen bietet Software für die Gestaltung und Automatisierung digitaler Prozesse. Dieses Geschäft entwickelt sich prächtig. Davon will Service Now profitieren, der Umsatz soll 2020 die Schwelle von vier Milliarden Dollar erreichen.

Als neuer Chef muss McDermott die Expansion in neue Branchen und Märkte vorantreiben – Deutschland spielt dabei eine zentrale Rolle, ebenso Japan. Und Optimismus kann nach dem Abgang seines erfolgreichen Vorgängers auch nicht schaden.