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Wie die Touristik-Riesen auf die Warnungen reagieren

Deutschland verschärft seine Reisehinweise für die Türkei. Mitten in der Hauptsaison könnten die Touristen ausbleiben. Angesichts der Eskalation im Türkei-Streit überrascht die Reaktion eines Reiseveranstalters.

Ob Türkische Riviera oder Istanbul – die Türkei ist ein beliebtes Urlaubsziel der Deutschen. Doch geht es nach dem Auswärtigen Amt, sollten sich die deutschen Urlauber besser andere Reiseziele aussuchen. Denn in der immer schweren diplomatischen Krise zwischen Deutschland und der Türkei hat das Auswärtige Amt nun die Reisehinweise für die Türkei verschärft.

Es werde „zu erhöhter Vorsicht geraten und empfohlen, sich auch bei kurzzeitigen Aufenthalten in die Listen für Deutsche im Ausland bei Konsulaten und der Botschaft einzutragen.“ Dies ist ausschließlich unter diesem Link möglich.

Grund dafür sei, dass „in einigen Fällen Deutsche von freiheitsentziehenden Maßnahmen betroffen“ gewesen seien, „deren Grund oder Dauer nicht nachvollziehbar war“. Teilweise sei der konsularische Zugang „entgegen völkerrechtlicher Verpflichtung“ verweigert worden. Die Verschärfung der Reisehinweise sei eine Reaktion auf die Verhaftung des Menschenrechtlers Peter Steudtner und anderer Deutscher werden die Reisehinweise des Auswärtigen Amts für das beliebte Urlaubsland verschärft, wie Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Donnerstag in Berlin sagte.

Deutsche Touristen dürften angesichts dieser Warnungen verunsichert sein. Bereits zwischen 2015 und 2016 sind beim Reiseveranstalter Tui 1,6 Millionen weniger Türkei-Buchungen deutscher Touristen eingegangen. Der Reiseveranstalter Thomas Cook versucht zu beruhigen. „Wir informieren unsere Gäste im Urlaubsgebiet über die Anpassung der Reisehinweise“, sagte eine Thomas-Cook-Sprecherin dem Handelsblatt. Da das Auswärtige Amt die Reisehinweise nur angepasst, nicht aber verschärft habe, würden Urlaubsreisen finden wie gebucht stattfinden. „Es gelten somit auch die regulären Storno- und Umbuchungsgebühren“. Man stehe jedoch im engen Kontakt zu den Behörden und den Mitarbeitern vor Ort.

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Noch vor drei Wochen hatte Thomas Cook um Türkei-Reisende geworben: „Türkisblaues Wasser, weiße Sandstrände – und gute Preise“, versprach der Reiseveranstalter in einer Pressemitteilung. Die Türkei sei aktuell das gefragteste Last-Minute-Ziel: Eine Woche all-inclusive kostete demnach weniger als 550 Euro. Ob die Preise nach den angepassten Reisehinweisen weiter in den Keller gegangen sind, sagte die Unternehmenssprecherin nicht.

Auch wenn Reiseveranstalter wie Thomas Cook um Abgeklärtheit bemüht sind: Der aktuelle Reisehinweis liegt nur eine Stufe unter der schärferen sogenannten Reisewarnung, bei der es um eine konkrete Gefahr für Leib und Leben geht: Deutsche, die in dem betroffenen Land leben, werden dann gegebenenfalls zur Ausreise aufgefordert; Urlauber können gebuchte Reisen leichter stornieren.


Deutscher Reiseverband hält an Urlaubsland Türkei fest

Aufgrund der zugespitzten Menschenrechtslage hatte Außenminister Gabriel am Mittwoch seinen Urlaub abgebrochen. Für Aufsehen sorgte auch ein Bericht, wonach Ankara mehrere deutsche Firmen der Terrorunterstützung beschuldigt. Wie die „Zeit“ berichtet, sind auf einer entsprechenden Liste 68 Unternehmen und Einzelpersonen, darunter Daimler und BASF, aber auch ein Spätkaufladen sowie ein Döner-Imbiss in Nordrhein-Westfalen aufgeführt. Die genannten Unternehmen sollen dem Bericht zufolge Verbindungen zur Bewegung des Predigers Fethullah Gülen haben. Diese wird in der Türkei als Drahtzieher des gescheiterten Putsches im Juli 2016 beschuldigt und als Terrororganisation verfolgt.

Am Mittwoch war der türkische Botschafter ins Auswärtige Amt zitiert worden. Dabei wurde ihm nach Angaben des Ministeriums „klipp und klar“ mitgeteilt, dass die Verhaftungen des Deutschen Steudtner und fünf weiterer Menschenrechtsaktivisten in Istanbul „weder nachvollziehbar noch akzeptabel“ seien. Die türkische Staatsanwaltschaft wirft den Inhaftierten vor, eine „bewaffnete Terrororganisation“ zu unterstützen. Die Geduld der Bundesregierung scheint nun aber überstrapaziert worden zu sein.

„Wieder und wieder haben wir (...) Geduld geübt, wenn es Vorwürfe gab, die zum Teil für deutsche Ohren unerträglich waren, uns zurückgenommen und eben nicht mit gleicher Münze zurückgezahlt“, erklärt Gabriel. „Wieder und wieder haben wir darauf gesetzt, dass schon irgendwann die Vernunft wieder einkehren wird und wir zu gedeihlichen Beziehungen zurückfinden können. Wieder und wieder sind wir allerdings auch enttäuscht worden. Immer wieder wurde gleich die nächste Stufe der Eskalation erklommen. Die Entwicklungen in der Türkei sind dabei unübersehbar, und man muss sie auch beim Namen nennen.“

Der Deutsche Reiseverband hält dennoch an der Türkei als Urlaubsland fest. „Die Reisen für die Urlauber finden wie gebucht statt“, teilte der Deutsche Reisverband am Donnerstag mit. „Es gelten die regulären Allgemeinen Geschäftsbedingungen und damit die Storno- und Umbuchungsgebühren“, betonte der Verband, der Veranstalter und Reisebüros vertritt. Diese richteten sich nach den Einschätzungen und Empfehlungen des Auswärtigen Amts. Dieses habe aber keine förmliche Reisewarnung ausgesprochen. Auch wurden die Reisehinweise nach Einschätzung der Branche nicht verschärft.

Mit Material von dpa.

KONTEXT

Konfliktpunkte der deutsch-türkischen Beziehungen

Menschenrechtler

Mitte Juli 2017 sorgt die Inhaftierung von zehn Menschenrechtsaktivisten für Empörung. Sie waren bei einem Workshop zum Thema "Digitale Sicherheit und Informationsmanagement" in Istanbul festgenommen worden. Unter ihnen ist auch der deutsche Medienrechtler Peter Steudtner. Der Vorwurf: Unterstützung einer Terrororganisation.

Luftwaffenbasen

Im Juni 2017 beschließt der Bundestag den Abzug der Bundeswehr aus dem türkischen Incirlik. Grund ist das türkische Besuchsverbot für Bundestagsabgeordnete bei den dort stationierten deutschen Soldaten. Im Juli verschiebt die Türkei auch den Besuch deutscher Abgeordneter auf dem Nato-Stützpunkt in Konya. Grund seien die angespannten Beziehungen beider Länder.

Asyl

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes begründete die türkische Regierung das Besuchverbot in Incirlik damit, dass Deutschland türkischen Offizieren Asyl gewährt hat. Ankara beschuldigt die ranghohen Militärs, als Anhänger des Predigers Fetullah Gülen mitverantwortlich für den Putschversuch im Juli 2016 zu sein.

Austrittsverbote

Im April 2017 stimmt die Türkei in einem umstrittenen Referendum über eine Verfassungsänderung ab. Türkische Politiker reisen zuvor nach Deutschland, um Wahlkampfreden vor Auslandstürken zu halten. Mehrere solcher Veranstaltungen werden von den Kommunen untersagt. Erdogan nennt das "faschistische Repressionen" und wirft deutschen Politikern vor, "Nazi-Methoden" anzuwenden. Im Juni verbietet die Bundesregierung Erdogan einen Auftritt im Umfeld des G20-Gipfels in Hamburg.

Pressefreiheit

Im Februar 2017 wird "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel in der Türkei festgenommen. Der Vorwurf: Volksverhetzung und Terrorpropaganda. Appelle der Bundesregierung für seine Freilassung waren bislang vergeblich. Ankara schüchtert kritische Medien ein und zwingt sie auf Regierungskurs. Neben anderen befindet sich auch die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu Corlu in Haft.

Militärputsch

Die Türkei ist verärgert darüber, dass sich nach dem gescheiterten Putsch 2016 zunächst keine Mitglieder der Bundesregierung blicken lassen. Als Erster reist im Oktober Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) nach Ankara, der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) im November.

Armenien-Resolution

Im Juni 2016 beschließt der Bundestag, die Gräuel an den Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren als "Völkermord" einzustufen. Ankara zieht zeitweise den Botschafter aus Berlin ab, auch ein erstes Besuchsverbot in Incirlik geht darauf zurück. Mit der Erklärung, die Resolution sei nicht rechtsverbindlich, entschärft die Bundesregierung den Streit.

Flüchtlingspakt

Ankara droht immer wieder damit, die Kooperation mit der EU in der Flüchtlingskrise aufzukündigen. Grund ist unter anderem die Forderung, die Türkei müsse Anti-Terror-Gesetze reformieren, um politischen Missbrauch zu verhindern. Im November 2016 fordert das EU-Parlament, die Beitrittsgespräche mit Ankara einzufrieren. Die EU erklärt bald darauf, die Gespräche würden vorerst nicht ausgeweitet.