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Thyssen-Krupp sucht Partner für Stahl- und Marinesparte

Thyssen-Krupp bringt seine zum Verkauf stehenden Geschäftsteile in eine eigene Gesellschaft ein. Damit setzt Vorstandschefin Merz den Schrumpfkurs fort.

Die Coronakrise zwingt den Essener Industriekonzern Thyssen-Krupp zu einer Anpassung seiner Strategie. Am Montag habe Konzernchefin Martina Merz dem Aufsichtsrat ein neues Konzept für die Weiterentwicklung des Konglomerats präsentiert, teilte Thyssen-Krupp am Abend nach der Sitzung mit. Nach dem Verkauf der profitablen Aufzugsparte will sich der Konzern auf die Werkstoffgeschäfte konzentrieren.

„Wir haben schwierige und längst überfällige Entscheidungen getroffen“, sagte Konzernchefin Merz. „Thyssen-Krupp wird kleiner, aber stärker aus dem Umbau hervorgehen.“

Wichtigster Bestandteil der Anpassung ist eine mögliche Fusion des Kerngeschäfts der Essener – der Stahlsparte – mit einem Konkurrenten aus dem In- oder Ausland. Bereits am Wochenende war bekannt geworden, dass der Ruhrkonzern sich dafür in Gesprächen unter anderem mit dem chinesischen Rivalen Baosteel, SSAB aus Schweden sowie Tata Steel aus Indien befindet.

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Schon länger ist klar, dass sich Thyssen-Krupp aus dem Technologiegeschäft weitgehend zurückziehen wird. So führt der Konzernvorstand nach eigenen Angaben bereits Gespräche mit Interessenten, um den kriselnden Anlagenbau loszuwerden. Vor wenigen Monaten hatte Merz zudem für 17,2 Milliarden Euro das Aufzugsgeschäft an ein Konsortium aus Finanzinvestoren verkauft, dem unter anderem die Investmentfirmen Advent und Cinven sowie die Essener RAG-Stiftung angehören.

Mit dem Geld wollte Merz die übrigen Konzernteile sanieren, zu denen neben dem Stahl auch der Werkstoffhandel, die Werftensparte, das Autozuliefergeschäft sowie die Fertigung von Industriekomponenten gehören. Auch hier stehen Unternehmensteile zur Disposition. So hat Thyssen-Krupp seine Ambitionen bekräftigt, an der Konsolidierung des Schiffbaus teilzunehmen, nachdem Gespräche über eine Fusion mit German Naval Yards und Lürrsen zuletzt gescheitert waren.

Daneben will sich Merz auch von Teilen des Autozuliefergeschäfts trennen oder zumindest Partner dafür suchen. Die angepasste Strategie sieht nun vor, die zum Verkauf stehenden Geschäfte in einer eigenen Gesellschaft zu bündeln. Dazu zählen neben dem Anlagenbau auch das Edelstahlwerk im italienischen Terni sowie der Geschäftsbereich Federn und Stabilisatoren, der in der Autozulieferung angesiedelt ist.

Sanierung mit radikalen Schnitten

Auch für die Bereiche Grobblech, Spezialbau und den Bau von Anlagen für die Batteriezellfertigung sucht Thyssen-Krupp einen Käufer. Findet sich keiner, sollen die entsprechenden Tochterunternehmen geschlossen werden.

Insgesamt umfasst die Verkaufsgesellschaft einen Konzernumsatz von rund sechs Milliarden Euro und rund 20.000 Mitarbeiter. 2019 verbuchten die Geschäfte zusammen einen negativen Cashflow von rund 400 Millionen Euro, hieß es in der Mitteilung. Führen soll die Gesellschaft der Manager Volkmar Dinstuhl, der als Leiter der Abteilung Mergers & Acquisitions bereits den Verkauf der Aufzugsparte verantwortet hatte.

Im Konzernverbund übrig bleiben damit die Stahlsparte, der Werkstoffhandel, die Industriekomponenten sowie die Werftensparte. Hier will Merz einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf der Aufzüge investieren. Abgesehen vom Werkstoffhandel und den Industriekomponenten sucht der Konzern aber auch hier nach Partnern.

Mit den radikalen Schnitten will die frühere Bosch-Managerin den Ruhrkonzern nach einer jahrzehntelangen Krise endlich sanieren. Milliardenschwere Fehlinvestitionen in Stahlwerke in den USA und Brasilien hatten Thyssen-Krupp Ende der 2000er-Jahre an den Rand des Ruins geführt. Bis heute konnte sich das Unternehmen davon nicht erholen.

Hinzu kommt in jüngster Vergangenheit die Coronakrise, die Thyssen-Krupp in diesem Jahr einige Milliarden kosten dürfte. So erlitt die Stahlsparte in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres, das bei Thyssen-Krupp im September endet, einen Betriebsverlust (Ebit) von fast einer halben Milliarde Euro. Die Nettofinanzschulden stiegen auf gut 7,5 Milliarden Euro, das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Schulden (Gearing) beträgt knapp 643 Prozent.

Mit dem Geld aus dem Verkauf der Aufzugsparte sollen diese Werte wieder auf ein erträgliches Niveau sinken. Gleichzeitig will Merz die Pensionslast von zuletzt gut 7,6 Milliarden Euro senken. Zudem stehen hohe Investitionen in der Stahlsparte an: Hier hat der Vorstand ein Investitionsvolumen von 800 Millionen Euro über die nächsten sechs Jahre zugesagt.

Die IG Metall, die die Hälfte der 20 Mitglieder des Aufsichtsrats stellt, stützt Merz' Pläne - drängt aber darauf, dass Thyssen-Krupp bei der Konsolidierung im Stahl und im Marinegeschäft die Mehrheit behält. „Wir lehnen eine Holding, die sich als Laienspieler in verschiedensten Märkten tummelt und beim industriellen Kerngeschäft Stahl nur noch als Juniorpartner taugt, ab“, sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Hauptkassierer der IG Metall, Jürgen Kerner.

Auch die Krupp-Stiftung, die das größte Aktienpaket bei Thyssen-Krupp hält, begrüßte die strategische Anpassung. „Angesichts der äußerst herausfordernden Lage tragen wir auch schwierige Entscheidungen zum Wohle des Unternehmens mit“, so eine Mitteilung der Stiftung vom Montag. „Thyssen-Krupp hat keine Zeit zu verlieren.“