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Die türkische Lira reagiert gelassen auf die US-Sanktionen – noch

US-Präsident Trump belegt den Nato-Partner Türkei mit Sanktionen. Dennoch anschließend gewinnt die Lira an Wert. Das hat drei Gründe.

Die türkische Bevölkerung hat ein gutes Gefühl dafür entwickelt, einen bevorstehenden Lira-Abschwung zu erkennen. Wenige Tage vor einem Lira-Abschwung steigen die Dollar-Guthaben auf türkischen Konten. So war das auch in den vergangenen Tagen, als sich wegen des türkischen Syrien-Einmarsches Sanktionen des Nato-Partners USA abgezeichnet hatten.

Nun sind die Sanktionen da – doch die Lira reagiert gelassen. Seit Bekanntgabe der Sanktionen am späten Montagabend (türkischer Ortszeit) legte die türkische Währung zum Dollar sogar um bis 0,6 Prozent zu. Der Leitindex an der Istanbuler Börse kletterte um bis zu 1,8 Prozent auf 95.621 Punkte.

Auch die Ankündigung des deutschen Autobauers Volkswagen, die Entscheidung über ein neues VW-Werk vorerst zu vertagen, setzte der Lira offenbar kaum zu. Die Entscheidung für das neue Werk wurde vom Volkswagen-Vorstand vertagt, hatte das Handelsblatt am Montag aus Unternehmenskreisen erfahren. „Die gegenwärtige Lage beobachten wir sorgfältig und blicken mit Sorge auf die derzeitige Entwicklung“, erklärte das Unternehmen auf Anfrage.

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Nach dem türkischen Einmarsch in Syrien hat die US-Regierung zwei Ministerien sowie drei Minister der Türkei mit Sanktionen belegt. Zudem seien das Verteidigungsministerium und das Energieministerium mit Sanktionen belegt worden. Wenn nötig, könnten weitere Sanktionen verhängt werden.

Die US-Sanktionen haben zur Folge, dass mögliches Vermögen der sanktionierten Personen in den USA eingefroren wird und keine Geschäfte mehr mit ihnen gemacht werden dürfen.

Der türkische Leitindex ISE100 verlor am Montag anlässlich der Spekulationen über mögliche Sanktionen zeitweise über fünf Prozent. Auch türkische Staatsanleihen verloren an Wert, entsprechend stieg der Zinssatz der Anleihen an. Doch der große Knall blieb bisher aus. Dafür gibt es drei Gründe.

1. Die Sanktionen treffen die Wirtschaft nur indirekt

Die Anhebung der Stahlzölle und die ausgesetzten Verhandlungen über ein Handelsabkommen scheinen nicht auszureichen, um die türkische Wirtschaft ernsthaft zu treffen, schreibt der Broker Is Investment in einem Kommentar.

Tatsächlich betreffen die Sanktionen vorrangig Personen sowie Ministerien, aber nicht direkt die türkische Wirtschaft. Türkische Unternehmen, die Waren oder Dienstleistungen in die USA exportieren, sind zum Beispiel nicht betroffen.

Der Grund: US-Präsident Trump weiß, dass er erst durch seine eigene Ankündigung, US-Truppen aus Nordsyrien abzuziehen, den Weg für eine türkische Militäroperation in dem Gebiet freimachte. Die Türkei sieht in der YPG einen Ableger der Kurdenparte PKK, die in der Türkei als Terrororganisation gilt. Die USA wiederum benutzte die YPG im Kampf gegen den Islamischen Staat.

Außerdem droht Trump daheim ein Amtsenthebungsverfahren. Als führende Mitglieder des US-Kongresses dann Trumps Truppenabzug kritisierten, musste der US-Präsident einlenken. Die Sanktionen gegen die Türkei sind daher auch eine Verzweiflungstat, um sein ramponiertes Image im eigenen Land aufzupolieren.

2. Den türkischen Unternehmen geht es grundsätzlich besser als vorher

Als die USA die Türkei im August 2018 mit Sanktionen belegten, war die türkische Wirtschaft in einer deutlich schlechteren Lage. Die Unternehmen hatten damals nach einer Phase der Hochkonjunktur bereits den Abschwung vor Augen, als die Sanktionen mit voller Wucht auf das Land prallten.

In der Folge verbesserte vor allem das Finanzministerium in Ankara einige Mechanismen, um die Wirtschaft robuster gegen solche Angriffe zu machen. So erhöhte die Führung den Spielraum der Finanzinstitutionen wie der Zentralbank, gegen eine schwache Lira zu intervenieren.

Experten der türkischen Deniz Bank glauben, dass die Hängepartie an den Märkten nur von kurzer Dauer sein werde. Der Grund: Den türkischen Unternehmen geht es grundsätzlich gut, in zwei Wochen dürften die meisten Konzerne positive Quartalszahlen veröffentlichen. „Investoren dürften den spontanen Kursverfall daher als Gelegenheit zum Kauf nutzen“, glauben die Analysten.

3. Türkische Staatsbanken stützen die Lira

Letztlich stützt die Führung in Ankara den Lira-Kurs. Staatsbanken sollen nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg in den vergangenen Tagen Devisen im Wert von 3,5 Milliarden US-Dollar verkauft haben, um den Wechselkurs zwischen den USA und der Türkei zugunsten der Lira zu mobilisieren. Der bereinigte Wechselkurs dürfte damit etwas schlechter aussehen.

Das könnte sich in den nächsten Tagen ändern. Das US-Repräsentantenhaus will noch diese Woche über eine Blockade amerikanischer Rüstungsverkäufe an Ankara abstimmen. Das Votum über den parteiübergreifenden Gesetzesentwurf sehe auch Strafmaßnahmen gegen türkische Regierungsvertreter vor, die auf deren Vermögenswerte abzielen sollen. Das kündigte die demokratische Vorsitzende der Kammer, Nancy Pelosi, am Montagabend (Ortszeit) an.

Das Sanktionspaket von Präsident Donald Trump bezeichnete sie indes als unzureichend. „Seine sprunghafte Entscheidungsbildung bedroht Leben, gefährdet regionale Sicherheit und untergräbt Amerikas Glaubwürdigkeit in der Welt“, ergänzte Pelosi.

Wenn die Sanktionen konkret auf die Rüstungsindustrie ausgeweitet werden, könnten sich die Verwerfungen an den Märkten verstärken. Die Lira zu stützen wäre dann deutlich schwieriger. Auch die soliden Unternehmensdaten aus der Türkei wären dann nicht mehr so hilfreich, wenn die Unternehmen selbst getroffen würden.

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, äußerte sich aus deutscher Sicht hingegen skeptisch zu möglichen Sanktionen. „Sanktionen gegen die Türkei, einen Nato-Partner, wären kontraproduktiv. Wir brauchen eine stabile und starke Türkei an der Süd-Ost-Flanke der Nato“, sagte der CDU-Politiker der „Passauer Neuen Presse“. „Den Einsatz zu kritisieren ist das eine, Maßnahmen, die die Türkei schwächen, wären etwas ganz anderes.“