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Studie: Grüne Konjunkturprogramme wirken

Eine DIW-Studie belegt: Ambitionierte Klimaziele und wirkungsvolle Konjunkturbelebung gehen Hand in Hand. Besonders eine Maßnahme empfehlen die Forscher.

Die Grundstoffindustrie muss massiv in klimaneutrale Produktionsverfahren investieren. Foto: dpa
Die Grundstoffindustrie muss massiv in klimaneutrale Produktionsverfahren investieren. Foto: dpa

Die Coronakrise hat den Kritikern ambitionierter Klimaschutzziele neue Argumente geliefert: Sie warnen, ehrgeiziger Klimaschutz könne einer raschen wirtschaftlichen Erholung nach dem Ende der Corona-Pandemie im Wege stehen. Eine noch unveröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) widerlegt diese These. Das Papier, das dem Handelsblatt vorliegt, kommt zu dem Schluss, dass wirkungsvolle Konjunkturprogramme sehr wohl mit klimafreundlichen Komponenten kombiniert werden können.

Die Forscher um Karsten Neuhoff, Leiter der Abteilung Klimapolitik am DIW, haben die Konjunkturprogramme, die nach der Finanzkrise der Jahre 2008/2009 aufgelegt worden waren, genauer untersucht. Auch damals wurden in den Industrienationen Konjunkturpakete beschlossen, die zum Teil klimafreundliche Maßnahmen umfassten.

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Die Erfahrungen zeigten, dass grüne Komponenten die Grundanforderungen an Konjunkturprogramme sehr gut erfüllten, heißt es in dem Papier. Klimaorientierte Konjunkturpolitik führe nicht nur kurzfristig zu Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen, sondern schaffe außerdem die Grundlage für langfristige Innovationen und eine klimafreundliche wirtschaftliche Entwicklung.

Die Erfahrungen der Finanzkrise zeigten auch, dass ein Konjunkturpaket an einem breiteren Investitionsrahmen ausgerichtet sein müsse, um transformativ zu wirken. „Es braucht dazu klar definierte Klimaziele, um private Akteure zu Investitionen zu motivieren und damit die Wirkungskraft der Konjunkturmaßnahmen zu steigern“, schreiben die Autoren.

Die Debatte darüber, wie „grün“ Konjunkturprogramme sein dürfen oder sein müssen, ist derzeit weltweit in vollem Gange. Zwar ist weitgehend unbestritten, dass die Sofortmaßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft, wie sie die Bundesregierung bereits im März kurz nach Ausbruch der Coronakrise beschlossen hat, in erster Linie „zielgerichtet, zeitnah und vorübergehend“ sein sollten; die Frage, ob Konjunkturprogramme zusätzlich auch „transformativ“ sein müssen, indem sie die Struktur der Wirtschaft langfristig verändern, dürfte sich allerdings spätestens stellen, wenn es darum geht, den wirtschaftlichen Neustart nach der akuten Krise zu organisieren.

Differenzverträge können helfen

Zu Beginn dieser Woche hatte sich ein Unternehmensbündnis dazu bekannt, Programme für den Neustart nach der Krise dazu zu nutzen, dem Ziel der Klimaneutralität näher zu kommen. Viele Ökonomen unterstützen das. Sie argumentieren, dass Konjunkturpakete die wirtschaftliche Erholung mit einer ökologischen Transformation der Wirtschaft verbinden sollten. Man müsse sich „zunehmend darüber Gedanken machen, wie wir für die nächste Phase dem wirtschaftlichen Aufschwung klimapolitisch die richtige Richtung geben“, hatte Ökonom Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), dem Handelsblatt zu Wochenbeginn gesagt.

Aus Sicht der DIW-Forscher sollte bei der Konzeption „grüner Stimuli“ ein Hauptaugenmerk darauf gelegt werden, die Entwicklung CO2-amer Industrieprozesse voranzutreiben. „Investitionen in klimafreundliche Technologien und Herstellungsprozesse in der Schwerindustrie können ein wichtiger Teil der Pakete sein. Viele Projekte wurden entwickelt und können zeitnah umgesetzt werden“, schreiben die Autoren.

Die Wirtschaftlichkeit solcher kapitalintensiven Technologien hänge jedoch stark von regulatorischen Risiken ab. Unternehmen in diesen Sektoren würden nur dann in klimaneutrale Technologie investieren, wenn diese auch nach Ablauf der kurzfristigen Unterstützung wirtschaftlich seien.

Um das zu erreichen, empfehlen die Autoren insbesondere Contract-for-Difference-Modelle: Öffentliche Hand und Unternehmen schließen Verträge für die Entwicklung von klimafreundlichen Projekten, etwa in den Sektoren Industrie und Energie. Darin wird ein bestimmter CO2-Preis über eine gewisse Laufzeit garantiert. Der Projektentwickler zahlt beziehungsweise erhält die Differenz zwischen Referenzpreis und dem tatsächlichen Preis im Emissionshandel.

Solche Differenzverträge verringerten den Bedarf an staatlicher Finanzierung und könnten sogar zu Erstattung staatlicher Ausgaben in Jahren mit hohen CO2-Preisen führen, heißt es in dem Papier. Gleichzeitig sicherten sie Investoren gegen Preisschwankungen ab und ermöglichten somit die beschleunigt Umsetzung von Projekten.

„Die Industrie muss auf dem Weg zur Klimaneutralität große Herausforderungen bewältigen. Die Unternehmen wissen, was zu tun ist, viele sind technologisch gut vorbereitet. Allerdings bedingen klimaneutrale Produktionsprozesse sowohl große Investitionen als auch Mehrkosten im Betrieb“, sagte Neuhoff. Die Investitionen würden daher nur bei geeigneten Rahmenbedingungen umgesetzt werden. „Es bietet sich an, Konjunkturprogramme zu nutzen, um die Investitionen anzustoßen und die langfristigen Erlöse und Mehrkosten mit CO2-Differenzverträgen abzusichern“, empfiehlt Neuhoff.